AW: Immer öfter Ausraster mit 7 und ich hasse Bildschirmspiele
Ich habe doch in meinem Bespiel eine Erklärung abgegeben.
"..., weil du damit nicht umgehen kannst" (sinngemäß, habe jetzt nicht den genauen wortlaut nachgesehen). Das muss doch reichen.
Ein Kind ist ein Kind, kein Erwachsener. Das heißt, es muss erstmal das Leben lernen, um seine eigenen Meinungen bilden zu können. Einfach nur nach seinen Bedürfnissen leben, kann keiner von uns.
Paulchen, du akzeptierst kein Nein ohne Begründung? Was machst du, wenn du mit jemanden reden möchtest, der dir aber klar macht, dass er das nicht will? Als Beispiel "Können wir über Situation xy reden, da würde ich gerne noch etwas klären". - "Nein, ich will nicht". Das akzeptierst du nicht? Ich akzeptiere das schon. Das heißt nicht, dass das für mich zwingend zufriedenstellend ist, aber ich kann doch den anderen nicht zwingen sich mit mir zu unterhalten, damit ich meinen Willen bekomme.
Kinder lernen ganz schnell zu diskutieren "eins noch", "aber", "das ist gar nicht so". Jede Reaktion auf so etwas und natürlich noch viele weitere Gesprächsansätze sind eine Diskussion. Das Kind bringt mir nämlich Gründe vor, um mit mir darüber zu diskutieren oder es bestreitet meine Gründe. Mit welchem Ziel? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind meine Erklärung einfach so hinnimmt?
Wir reden ja von einer Situation, wo es darum geht, dass das Kind nicht auf "ich packe die Playstation lieber weg, weil du dann zu aggressiv wirst" mit "Okay, das ist eine gute Idee" reagiert. Sondern über etwas, wo sich das Kind gegen wehren wird.
Ich meine, ich bekomme ja gerade viel Unterstützung, gerade in solchen Situationen. Mein Sohn kann solche Situationen nämlich nicht bewältigen. Er braucht für sowas von mir Lösungsvorschläge. Schritt 1 wäre: Wenn du damit nicht umgehen kannst (wahlweise: zuviel spielst, dich nicht an Abmachungen hälst), dann packe ich die Playstation weg. Schritt 2: Hält er sich nicht an diese Grenzen, dann kommt sie weg. Erklärung in diesem Fall: Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten. Erklärung für die Abmachung? Nein, weil wenn ich sage, dass die Hausaufgaben wichtiger sind, fängt eine Diskussion an, falls mein Sohn anderer Meinung ist (und ich gehe davon aus, dass gerade in diesem Vergleich ganz viele Kinder das Schaffen des nächsten Level für sich in diesem Moment für wichtiger halten, als die Hausaufgaben, weil sie es eben noch gar nicht einschätzen können). Das kann man auch weiter führen "Hausaufgaben sind wichtig, damit du das gelernte auch im Kopf behälst oder üben kannst" - "Brauch ich nicht, ich kann das schon". usw.
Was ist, wenn ihr ein wichtiges Telefonat führt? Das Kind redet dazwischen, es ist aber gerade sehr unpassend, dieses Gespräch zu unterbinden. Vorausgesetzt ist, dass das Kind natürlich weiß, dass es dies nicht machen soll. Beendest oder unterbrichst du das Gespräch, um das "nein, jetzt nicht" zu erklären? Das Telefonat ist wichtig, warte bitte bis es beendet ist. "Aber ich will nur kurz sagen, dass..."
Es gibt auch Situationen, die sind für mich einfach nicht zu erklären. Einkauf von Süßigkeiten. "Mama darf ich eine Tüte Gummibären" - "Nein, heute nicht". Dafür muss ich doch nicht erklären, warum ich heute keine Gummibären kaufen möchte. Aber angenommen ich erkläre das
1. Ich habe nicht genug Geld mit - heißt für das Kind, wenn ich genug Geld mit hätte, wäre es völlig selbstverständlich, dass ich die Frage bejaht hätte.
2. Du hast schon Zuhause ganz viele Süßigkeiten - wenn keine Süßigkeiten da sind, bekomme ich welche.
3. Du hast schon welche von Oma bekommen - wenn ich von Oma keine bekommen habe, bekomme ich welche von Mama.
Verständlich, was ich sagen möchte? Ein Erwachsener würde die Begründung nicht gleich schlussfolgern, sondern als Fakt hinnehmen. Kinder lernen aber und orientieren sich an unseren Aussagen.
Als Gegenbeispiel. Ich gehe mit jemanden einkaufen und habe selbst kein Geld dabei. Es geht jetzt auch nicht um vorstrecken oder ähnlichem.
Es ist ein bißchen blöd, dass Beispiel an Gummibären festzumachen, aber ich bleibe dabei. Ich frage, ob ich eine Tüte Gummibären spendiert bekomme
1. Nein, ich habe nicht genug Geld dabei - sie (die Person mit der ich unterwegs bin) hätte es gemacht, Geld reicht aber nicht. Setzt für mich aber nicht voraus, dass sie es immer macht, wenn sie Geld mit hat.
2. Nein, du hast doch Zuhause genug - ich akzeptiere ihre Begründung, ohne vorauszusetzen, dass sie mir immer Gummibären kauft, wenn ich Zuhause mal Ebbe im Süßigkeitenregal habe.
3. usw.
Kinder deuten unsere Aussagen eben noch ganz anders. Und deswegen dürfen wir auch die Bestimmer sein, manchmal. Man muss ein gesundes Mittelmaß finden. Aber ein Nein, muss auch mal ein Nein sein.
Noch als kleines Beispiel zusätzlich
"Die Playsi kommt weg, weil sie dich aggressiv macht", Warum? Viel Spaß beim Erklären, ich hätte keine Antwort parat, die ich als definitiv richtig anbieten könnte. Und mir einen aus der Tasche zu leiern, nur damit ich eine Begründung abgeben kann, käme für mich nicht in Frage. Aber selbst wenn ich es wüsste, möchte ich meinem 7 jährigen Sohn nicht erklären, wie es tatsächlich dazu kommt, dass die Spiele ihn aggressiv machen oder er die Playsi über alles stellt.
Edit: Es gibt aber im Leben ganz viele Situationen, wo man sich auch als Erwachsener mit Situationen zufrieden geben muss, wozu man keine Erklärung bekommt. "Hallo Bruder, kannst du mir ein neues Auto kaufen? Du hast doch Geld, dir tut das nicht weh und ich brauche eins". "Nein" - ich erwarte da keine fundierte Begründung für seine Entscheidung.
Ich möchte einen Hund halten, frage meinen Vermieter und er sagt "Nein". Er hat das so festgelegt, einfach so, weil er das nicht möchte. Es mag sein, dass er das damit begründet, dass Hunde viel bellen und das die anderen Nachbarn stört. Wäre für mich der Ansatz, ihm zu sagen, dass ich meinen Hund entsprechen erziehen werde. Völlig egal, was er mir als Grund nennen würde, ich hätte ein Gegenargument. Seine Begründungen wären für mich also haltlos, weil für mich nichts gegen eine Hundehaltung spricht. Das ändert aber nichts an seinem "nein".
Es ist ganz oft so. Ich stoße in meinem Leben oft auf ein "nein". Oft erreichen mich die Begründungen nicht, weil ich eine andere Ansicht habe. Aber dennoch muss ich das Nein akzeptieren, auch wenn die Begründung für mich nicht ersichtlich oder nicht nachvollziehbar ist.