AW: Immer öfter Ausraster mit 7 und ich hasse Bildschirmspiele
Bei lukasmatteo: Ein Nein akzeptieren müssen.
Das ist so ein Satz. Was, wenn dein Kind dein Nein nicht akzeptiert, wenn es sich wehrt, schreit, trotzt?
Was dann?
Dann ist es erst wieder geliebt und angenommen, wenn es deine Vorstellung übernimmt und das Nein schluckt- dir zu liebe und weil es dann wieder 'gut' ist?
Ich klugscheiße mal. Denn genau DAS ist ein Problem von mir im Umgang mit meinem Sohn. Dadurch kommt er ganz oft in schwammige Situationen. Wenn ich meinem Kind das Gefühl gebe, dass es von mir bedingungslos geliebt wird, dann stellt es diese Liebe nicht in Frage, nur weil ich mal nein sage und dass dann auch so ist.
Einem Kind ein Nein entgegen zu bringen, hat nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, dass man es weniger liebt oder das Kind das denken könnte, wenn es als "Gegengewicht" eben ganz oft diese Liebe zu spüren bekommt.
Warum nicht annehmen, dass das Kind das Nein gerade nicht erträgt?
Kann ich ganz klar beantworten. Weil ein Kind lernen muss Frust zu ertragen. Auch hier nehme ich meinen Sohn als Beispiel. Er kann das nicht. Das lernt er jetzt in der Kinderpsychatrie und ich lerne diese Situationen durchzustehen und durchzuziehen. Denn er hat nicht nur Probleme, wenn ich Nein sage, sondern auch in der Schule. Da akzeptiert er ein Nein auch nicht. "Ich will draußen auf dem Schulhof spielen", "ich will jetzt lieber den Unterricht stören". Und immer ist die Antwort nein. Wenn die Lehrerin sich immer wieder erklären würde, dann würde sie nie zum Unterricht kommen. DAS ist der Grund, warum en Kind AUCH lernen muss, solche Situationen zu ertragen.
Warum ihm nicht verbalisieren, dass ich seine Wut/ Trauer verstehe?
Ich verstehe die Wut aber nicht immer. Meine Kinder habe ich versucht so zu erziehen, dass sie nicht meinen bei jedem Einkauf etwas zu bekommen, schon gar nicht, wenn es um größere, teurere Anschaffungen geht. Das funktioniert soo oft. Und dann ist es da, DAS Spielzeug, was JETZT unbedingt gekauft werden muss. Nein - Begründung: so etwas gibt es nicht außer der Reihe. Meine Erklärungen früher "sowas kannst du dir zu Weihnachten oder Geburtstag wünschen, das ist sehr teuer". Irgendwann war mein Sohn in dem Alter "aber ihr kauft euch doch auch teure Sachen". "welche denn?", "zum Beispiel einen Computer", "Mama braucht den zum Arbeiten" (was ja auch nur teilweise stimmt), "ich brauche das Spiel zum spielen". Ich habe da nicht mehr erklärt, aber wer motiviert ist, kann dann natürlich noch die Notwendigkeit von einem PC für Arbeit im Vergleich von einem Spiel zum spielen erklären. Man ist dann aber immer noch nicht raus aus der Situation. Denn am Ende steht ja trotzdem das Nein. Man könnte auch sagen, dass man versteht, dass er sich das wünscht und jetzt vielleicht sauer ist, dass er das Spiel nicht bekommt, aber eigentlich hatten wir diese Situation ja schon vor Jahren geklärt und jetzt gerade ist diese Grenze von ihm nicht mehr akzeptiert. Aber es bleibt trotzdem ein Nein. Das Kind muss dieses Nein auch mit meiner Erklärung ertragen. Wer ein Kind hat, was sich eventuell noch schreiend auf den Boden wirft, um sich tritt und schlägt, weil es seinen Willen gerade nicht bekommt (davon gibt es ja genug und die machen das nicht alle, weil ihre Eltern da total versagt haben!), viel Spaß beim hinhocken, "ich verstehe deine Wut". Denn auch dieses Verhalten ist ein "Nein, sowas möchte ich nicht" wert.
Es IST ja dennoch so, dass deine Grenze steht. Du hast sie gesetzt, dein Kind stößt daran. Und es ist überfordert. Und schreit. Warum diesem Bündel Verzweiflung noch aufbürden, dass einfach hinnehmen zu müssen?
Weil es meine Entscheidung auch mit meiner Erklärung hinnehmen muss. Ich weiß nicht, ich lasse meinen Sohn in diesem Moment mal außen vor. Aber glaubst du wirklich, dass du jedes Kind mit einer Erklärung von seinem Vorhaben abbringen kannst, weil es dich versteht? Weil es deine Erklärung hinnimmt und sich denkt "Oh, Mama hat Recht, ich nicht, na dann ist das ja klar, dass sie nein sagt?" Nicht wirklich, oder?
Das Kind kann deine Erwartungshaltung in dem Moment nicht erfüllen. Aber du könntest ihm mit deinem Verständnis ein Stück entgegenkommen. Es tut unheimlich gut, in dieser Situation nicht auch noch um Mamas Liebe fürchten zu müssen, weil man selbst nicht lieb genug war.
Das macht für mich den Unterschied.
Wie gesagt, ein Kind stellt die Liebe zu seinen Eltern nicht in Frage, wenn es sich sicher ist, dass es geliebt wird, nur weil es ein Verbot ohne Erklärung bekommt.
Die Grenze steht, so oder so. Aber einmal begleite ich das Kind und einmal lasse ich es auflaufen.
Und ich sehe in vielen Situationen einfach keinen Unterschied. Ja, Kinder sind selbstdenkende Menschen. Und sie lernen. Ein Kind, was eine Meinung hat (dem Alter entsprechend) hat, wird sich nicht einfach vom Gegenteil überzeugen lassen, nur weil es sich der Liebe seiner Eltern sicher ist. Ich gehe davon aus, dass es nur in wenigen Fällen nicht sicher ist. Und es in diesem Moment nicht darum geht "ich darf das nicht, also werde ich nicht geliebt", sondern eher "ich darf das nicht, ich will das aber".