AW: Trotzphase mal anders - Wut der Eltern
Sorry an alle, dass ich jetzt erst wieder was zu dem Thema schreibe - bin seit letzter Woche für 3,5 Monate volltags arbeiten und falle momentan abends nur noch ins Bett... (wieder so ein Thema, wo mir der Hut hochgeht... Sch...-Gesetze in Deutschland! Vielleicht passt es ja in einen anderen Thread...)
@Salat: Ich weiß, dass du mich trösten willst, aber diese "Phase" dauert bei uns schon seit Marians Geburt... (ok - seit er sich bewegen kann...). Seitdem lässt er sich schon nur unter Protest wickeln. Das zerrt echt an den Nerven.
Du hast Recht, wir haben wirklich ALLES durch: von liebevollem Zureden über Spielzeug auf dem Wickeltisch bis hin zu Mama-Rabiata... Selbst Wickeln auf die "harte Tour" hilft nicht, obwohl es jedes Mal ein Kraftakt auf beiden Seite ist, wird er es nicht leid, sich zu wehren und zu schreien...
Ich hab keine Idee mehr - das wird wohl erst besser, wenn er nicht mehr in die Windeln macht... Also werde ich es nach dem Motto "Mama Rabiata" JEDES Mal versuchen wenn er Theater macht - vielleicht wird er es dann leid.
@Muedaho: vielen Dank für dein längstes Posting hier im Forum - und das extra für mich... :-D
Es beruhigt mich immer wieder, wenn ich sehe, dass andere ähnliche Probleme haben wie ich. Man denkt ja immer, man ist alleine damit und nur das eigene Kind sei so problematisch...
1. Das Thema Spielzeug werfen ist gerade bei uns sehr beliebt... Marian wirft sein Spielzeug übrigens nicht nur in Wut - nein, er wirft es auch einfach nur so aus Spaß durch die Gegend. Mein Kommentar jedes Mal, dass es dann kaputt geht und ich kaputtes Spielzeug in die Mülltonne schmeiße, kommt bei ihm noch nicht wirklich an... ich glaube, er ist noch zu jung um zu begreifen, dass Mülltonne = wirklich und für immer weg bedeutet. Sonntag erst hab ich wieder einen kaputten Trecker in seine "Stinke"-Tonne geworfen und diese vor seinen Augen in die große Mülltonne draußen entleert. Ergebnis: er rief "alles putt - Tonne" und schmiss sämtliches Spielzeug, was auf seinem Boden lag, in seine Stinketonne.
Erfolg meiner Aktion = mangelhaft... *seufz*
2. Ich bin schon seit Marian allein laufen kann (seit dem 10. Monat) mit ihm im Turnverein... Das muss ich sowieso machen, da er ein Kind ist, das nur in Bewegung ist und gerade im Winter, wenn man nicht so viel draußen ist wie im Sommer, braucht er einen Ausgleich. Und Musik - ich habe meinen Mann auf einem Festival kennengelernt - wir sind beide ausgesprochene Musikfreaks. Ich war noch 2 Wochen vor Marians Geburt auf einem Konzert, 2. Reihe, mitgetanzt und mitgesungen - mit 22 kg mehr Gewicht als normal...
Marian hat unsere Leidenschaft wohl geerbt, er wippt schon fast seit Geburt zu meiner Musik im Auto mit und jetzt hat er einen eigenen CD-Player, den er täglich anmacht und seine Kinderlieder hört...
Obwohl er dabei (im Gegensatz zu sonst) sehr ruhig ist und alles aufmerksam verfolgt, trägt es nicht zu seiner allgemeinen Beruhigung bei...
Vielleicht sollte ich ab Sommer mal in den "Musikgarten" mit ihm gehen, ein Kurs schon für ganz Kleine, wo sie auf Instrumenten üben können und wo gesungen und getanzt wird... Kann nicht schaden, oder?
3. Toll, dass du solche professionelle Unterstützung hattest. Ich habe mich auch für diesen Weg entschieden. Werde entweder einen Triple P-Kurs oder einen "Starke Eltern - starke Kinder"-Kurs vom Deutschen Kinderschutzbund besuchen. Je nachdem welcher Termin für mich günstiger ist.
4. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen! Genau DAS ist es, was ich selber schon erkannt habe: Angst vor der Konfrontation. Und vor allem: man weiß ja, was passieren wird, wenn man jetzt gleich etwas ankündigt (wie etwa abends ins Bett gehen). Also zögere ich es manchmal noch länger hinaus - obwohl ich genau weiß, ob ich es JETZT ankündige oder erst in einer halben Stunde - es wird in jedem Fall Geschrei geben.
Ich glaube auch, dass Marian merkt, dass ich in dem Moment unsicher bin. Ich habe mir schon oft vorgenommen, in solchen Situationen einfach mit mehr Überzeugung zu reagieren.
5. Zu meinem Verhalten: ja, ich habe schon festgestellt, dass es einem ein gutes Gefühl gibt, wenn man längere Zeit keinen großen Zusammenstoß mehr hatte, obwohl das Kind zornig reagiert. Diese Erfolgserlebnisse stärken einem bei der nächsten Konfrontation auf jeden Fall!
Und Probleme: ja klar gibt es massiv Probleme. Allein die Tatsache, dass vor 3 Monaten Diabetes bei ihm festgestellt wurde, hat mich sehr belastet. Dann - noch im Krankenhaus, vor Weihnachten - habe ich erfahren, dass ich erneut schwanger bin, was mich total runtergezogen hat, weil ich gerade in dem Moment nun keine Schwangerschaft gebrauchen konnte. Anfang Januar hatten wir dann einen Wohnungsbrand, bei dem Wohn-, Esszimmer und Küche komplett unbewohnbar wurden. Sogar die Küchenmöbel wurden demontiert und gesäubert. Wir wohnen also seit 2 Monaten bei meinen Eltern, was auch nicht angenehm ist. Und dann noch der Ärger mit dem Gesetz wegen der Krankenkassen-Regelung: eine Frau, die FREIWILLIG gesetzlich krankenversichert und dessen Ehemann privat versichert ist, muss - obwohl sie KEIN Einkommen hat - während der Elternzeit den Mindestbeitrag zahlen, das wären bei mir in 3 Jahren 9.000 Euro!! Also gehe ich jetzt bis zu meinem nächsten Mutterschutz arbeiten, mit etwas weniger Gehalt als vorher, falle unter die Beitragsbemessungsgrenze, werde somit wieder pflichtversichert und muss dann NICHTS zahlen.
Das alles zerrt natürlich an den Nerven - und trägt nicht gerade zu einem ausgeglichenen Charakter bei... Sind aber Dinge, die nicht zu ändern sind und mit denen ich jetzt irgendwie leben muss...
6. Marian hat Diabetes Typ 1. Ist also eine Autoimmun-Krankheit, unheilbar. Da er noch so klein ist und ich ihm Folgeerkrankungen ersparen möchte, ist er sehr niedrig eingestellt - was bedeutet, dass bei ihm auch häufig Unterzuckerungen vorkommen können. Zu hoch ist er also relativ selten. Was aber ein Anzeichen für zu niedrige Blutzuckerwerte sein kann, ist ein aggressives Verhalten. Manchmal frage ich mich schon, ob das auch ein Grund für sein Verhalten ist.
Ich habe in 1 Woche wieder einen Termin beim Diabetologen und habe diese Frage schon mit in meinen Fragenkatalog aufgenommen. Vielleicht muss ich dann wohl oder übel dafür sorgen, dass er etwas höhere Werte hat... Was nützen die tollsten Werte, wenn sich das Kind dabei nicht wohlfühlt...
Die Messerei macht ihm nichts mehr aus. Nachts wird er dabei nicht mal wach. Viel schlimmer sind die Nächte für mich: halbstündlich bis 2stündlich messen, so gut wie keinen Schlaf nachts und das trotz Schwangerschaft und arbeiten gehen. Ist nicht so einfach...
Vielen Dank, dass du so ausführlich auf mein Posting eingegangen bist, es waren auf jeden Fall Denkanstöße dabei!
@talnadjöfull: aha, 2 Erwachsene beim Zähneputzen - also auch Mama-Rabiata... hihi.
Sehe ich aber auch so - es gibt Dinge, die müssen einfach gemacht werden, Punkt. Leid tut mein Kind mir dann trotzdem... (Wahrscheinlich merkt er genau das auch...)
Du hast geschrieben, dass sich Wutanfalle nicht immer vermeiden lassen. Ich glaub, das ist der Punkt, den ich erst noch verinnerlichen muss. Ich habe von Anfang an zu viel von meinem Kind erwartet. Habe nicht begriffen, dass Wutanfälle zum Lernen dazugehören. Ich werde versuchen, dies zu akzeptieren.
Und das "ein Spiel draus machen" hab ich jetzt schon öfter mal ausprobiert. Vielleicht war ich bisher ja zu streng - habe immer erwartet, dass mein Kind gehorsam ist. Ich denke, das liegt ganz einfach daran, dass ich als Kind super-gehorsam war. Meine Mutter hat mir nur einmal "nein" gesagt und das war dann auch für mich nein. Ich muss laut ihren Erzählungen ein Musterkind gewesen sein - und das habe ich auch von meinem Kind erwartet.
Bevor es heute vor dem Schlafen zum Zähneputzen ging, habe ich auch mit ihm Fangen gespielt - als ich ihn dann irgendwann "eingeholt" hatte, hab ich ihn geschnappt, auf den Arm genommen und gesagt "hab dich" und dann ins Badezimmer geschleppt. Hat zwar immer noch Gebrüll gegeben. Aber nicht so doll wie sonst. Ok, dann muss man wohl öfter mit Ablenkungsmanövern kommen - habe ich bisher eigentlich nie gemacht - siehe oben, hatte immer so Gehorsamkeit erwartet...
@Mamabär: du wickelst im Stehen?? Ohje, das finde ich so unpraktisch - wenn ich ihm den Hintern saubermachen muss, kommt man da aber nicht sonderlich gut dran oder?? Den Wickeltisch kann ich noch nicht ausrangieren, den brauche ich ja im August wieder für's "neue" Kind... Aber ich hab Hoffnung, dass Marian sieht, wie lieb sich das kleine Kind wickeln lässt... vielleicht will er dann auch freiwillig gewickelt werden... *hoff*
Ich hab mir deinen Tipp mit der Unterstützung der "anderen Art" zu Herzen genommen - wir haben die Sanierungsfirma (wegen unserem Wohnungsbrand) beauftragt, nicht nur die Grundreinigung nach Renovierung durchzuführen, sondern auch die 20 Kartons mit Geschirr, Töpfen, Gläsern, Tuppertöpfen etc. mitzunehmen und vom Russ zu befreien. Sobald alles in der Wohnung wieder steht wo es hingehört, werde ich eine Putzfrau kommen lassen und alle Fenster und die komplette Wohnung putzen lassen. (Überall dieser Baustaub, der macht mich wahnsinnig... jeden Abend wische ich ihn weg und jeden Morgen ist er wieder da...)
Einen Babysitter habe ich sowieso - meine Eltern wohnen unter uns und gerade jetzt, so ich arbeiten gehe, passt meine Mutter auf Marian auf. Woanders könnte ich ihn wegen seines Diabetes eh nicht hingeben... würde ich auch nicht, das wäre mir zu riskant mit der Insulingabe.
Ich habe aber bisher den Fehler gemacht, dass wir uns immer BEIDE um Marian gekümmert haben. Man hätte es so machen sollen, dass sich z. B. meine Mutter mal 2 Stunden alleine um ihn kümmert und ich in der Zeit mal Schlaf nachhole... Manchmal ist man einfach zu blöd, die einfachsten Dinge zu sehen...
Bei meiner Mutter macht er übrigens die gleichen Zicken...
Sie reagiert allerdings etwas gelassener... Muss an der Erfahrung und der Weisheit im Alter liegen... *g*
Aber du hast Recht was das Verkrampfen in bestimmten Situationen schon im VORFELD angeht - wie oben schon geschrieben. Ich weiß genau, was passieren wird - und gerade dieses Hinauszögern der Situation ist das falscheste was man machen kann. Ich weiß das eigentlich - trotzdem mache ich es immer wieder... Es gibt noch viel an mir zu arbeiten...
Ich habe auch schon öfter gedacht, dass es bestimmt einen Unterschied macht, ob meine Mutter oder ich mit Marian zusammen sind oder ein Femder. Ich würde es zu gerne ausprobieren - es geht aber leider aufgrund der Erkrankung nicht. Mich würde es aber brennend interessieren, ob er bei einer "unbelasteten" Person auch dieses Zickentheater veranstalten würde...
Aber trotzdem sind diese Tipps von dir und den anderen sehr hilfreich - und klangen in keinster Weise belehrend!!!
Vielen Dank für eure Antworten und sorry für die schon wieder so lange Antwort von mir...
LG
Martina