Rassismen in Pippi Langstrumpf

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AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

suchtleser, DAS wäre ein Unterschied gewesen.
Denn zum einen wird natürlich ein überkommenes Klischee transportiert. Zum anderen haben wir ein Wort, das in der damaligen Zeit *nicht* die Bedeutung hatte, die es heute hat. Mein Gott, jetzt wird es wirr...

Schau, früher gab es einfach mehr - Vanessa, verzeih - für den europäischen Geschmack "primitive" Stämme von Afrikanern. Die waren weit weg, die kannte man nicht. Da übernahm man unreflektiert Bezeichnungen und Beschreibungen ihrer Lebensart. Nicht als etwas persönlich abwertendes, sondern als unsinniges Nachplappern.

Inzwischen sind die aber weiter und haben ihre ursprüngliche Kultur für unsere westliche weitgehend eingetauscht. Und das Bewußtsein hat sich gewandelt, daß diese Menschen eben nicht so viel anders sind als Europäer, sondern daß es ihre Kultur und ihre Werte sind, nicht ihre Veranlagung und ihre Intelligenz, die sie in Krals leben läßt/ließ, und das die an der Uni und im "modernen" Leben genauso viel schaffen und bringen wie jeder andere Mensch auch.
Und nun kommt jemand daher und sagt das alte "na du kralbewohnender Halbaffe"-Neger zu einem dunkelhäutigen Akademiker mit Doktorgrad in technischer Informatik.

Daß der das nicht gerne hört, kann ich mehr und mehr nachvollziehen.

Aber ich denke trotzdem, es ist ein Unterschied, ob das unreflektiert dahingesagt wird und auf Hinweis korrigiert wird, oder ob böse Absicht dahintersteckt. Gerade Kinderliteratur friert ja einen gesellschaftlichen Stand quasi ein, da findet man noch Jahrzehnte später die Omas mit Dutt am Herd, die sockenstopfenden Mamis-zuhause, den abends-zeitunglesenden-Papa und eben auch den "schwarzen, dummen Neger". Den Struwwelpeter gibt es auch immer noch zu kaufen, obwohl er erziehungspsychologisch eine Katastrophe ist. Und schlimmer - es gibt immer noch Eltern, die ihn kaufen und vorlesen.

Gut, ich ziehe für mich aus dieser Diskussion, daß ich zukünftig sensibler bin für die Reaktion meines Gegenübers auf "Neger" und es nach Kräften vermeiden werde. Ob ich den "Negerkuss" aus meinem alten Hirn rausbekomme, muß sich zeigen. Mohrenköpfe gibt es ja auch noch beim Bäcker, aber warte, bis die Araber das spitzkriegen...

Aber trotzdem, auf Astrid Lindgren lasse ich nichts kommen, auch die Frau hat sich - wie ja schon erwähnt - weiterentwickelt und "Jugendsünden" korrigiert. Und beachtet:
1978 Astrid Lindgren erhält als erster Kinderbuchautor den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zu diesem Anlass hält sie die viel beachtete Rede „Niemals Gewalt“. Sie wird zum Ehrendoktor der Universität Leicester ernannt.
...
1994 Die Stiftung „Right Livelihood Award“ (Stiftung für richtiges Leben) vergibt ihren Preis, der auch als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt ist, an Astrid Lindgren.
Quelle

Salat
 
AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

Erlaube mir mich in diese Diskusion mit einzuklinken. Kein Mensch sollte dikriminiert werden . Es ist halt die Umschreibung die für diese Zeit geläufig war und mit Sicherheit nicht rassistisch gedacht.
Stellt euch vor ihr schreibt heute eine Kindergeschichte über ein Männchen auf einem fernen Planeten und in 100 Jahren gibt es auf einer Raumstation diese Diskusion weil ihr das Männchen als grün beschrieben habt. Diese Einschränkungen des Sprachgebrauches gibt es glaube ich nur oder zumindestens vermehrt in Deutschland. Weil wir uns in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Wo fängt das an und wo hört das auf. Ich für meinen Teil hätte gerne das Wort "Krätze" gestrichen da einige Leute mich ernsthaft fragen ob mein Kleiner das hätte. Aus diesem Grunde lese ich dann kein Harry Potter mehr weil dort ja die Ratte so heißt und selbstverständlich auch keine Literatur die in Zeiten spielt wo es "Krätze" vermehrt gab.
Nein es ist tatsächlich unser Denken was uns veranlasst solche Banalitäten zu thematisieren. Ich bin schon so verwirrt das ich nicht mehr weiß wie ich einen dunkelhäutigen Menschen nennen darf um ihn garantiert nicht zu verletzen. Unser Briefträger ist sehr dunkel und als er ein Päckchen brachte starrte Nils ihn super lange an. Ich habe ihm erklärt er ist farbig worauf der Postbote total gelacht hat und gesagt hat ja auf dem Rücken sei er Pink und an der Wade gelb und hinter den Ohren noch grün. Er hat dann Nils erklärt das er von weit weg käme und warum die Haut dunkel ist. Nils hat es sehr passend umgesetzt und zu unserem türkischen Freund gesagt wenn er das nächste Mal nach Hause fährt soll er ihm einen Affen mitbringen, worauf dieser sehr erstaunt fragte was Nils meinte. Mein Schatz erklärte ihm dann das er doch bestimmt bald zurück nach Afrika ginge !!!!!!!!
Also was soll ich ihm nun noch sagen??
Es hilft alles nicht wir bleiben den Kindern immer eine Erklärung schuldig.

Liebe Grüße Jeanny;)
 
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AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

ich habe alles gesagt :-)

weiteres eingehen - besonders bei dir ralf :D - hieße, mich zu wiederholen. wir sind eben unterschiedlicher meinung, was zwischenmenschliche achtsamkeit betrifft, soll sein und nix für ungut.

:herz: liche grüße in die runde und gute nacht euch allen
jackie
 
AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

ich habe alles gesagt :-)

weiteres eingehen - besonders bei dir ralf :D - hieße, mich zu wiederholen. wir sind eben unterschiedlicher meinung, was zwischenmenschliche achtsamkeit betrifft, soll sein und nix für ungut.

:herz: liche grüße in die runde und gute nacht euch allen
jackie

"Nun steh ich da, ich armer Tor - und bin so klug, ach, wie zuvor..."
 
AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

Nochmal zum Begriff "Schwarzer" etc.

Ich habe Schwarze in meinem Freundeskreis und habe vor längerer Zeit mal hier ein Thema gehabt, wo es darum ging, wie man Schwarze nennt, wie sie es selber empfinden und was sie evtl als Beleidigung empfinden.

Ich habe meine Bekannten gefragt, der eine findet "Farbig" schlimmer als "Schwarz", der andere umgekehrt.

Ich denke, in Europa kann es anders aussehen als in den USA, weil man eine andere Geschichte hat, aber Neger ist absolut tabu. Zumindest was ich mitbekommen habe. Mein Schwiegervater sagt das immer noch ohne Hintergedanken, aber mir versetzt das einen Stich, ich finde, das muß echt heute nicht mehr sein.

Ich bin sensibilisiert worden und möchte niemanden verletzen, bin aber auch unsicher geworden, wie es richtig ist. Schwarz oder weiß, gelb oder grün, was ist überhaupt richtig, gibt es das überhaupt?

Was ich aus der damaligen Diskussion auch mitgenommen habe, war die Frage, warum es manchmal darauf ankommt zu sagen, daß jemand schwarz ist /war. Was will man damit sagen? "Ich war auf einer Party, da waren auch 2 Schwarze..." - was sagt das aus? "Meine Freundin ist mit einem Schwarzen verheiratet..." Was will man damit sagen? Da muß noch mehr kommen, daß das Sinn macht.

Will man einen kulturellen Unterschied diskutieren, geht es um ein Beispiel wie das von Luzzi ("mein Kind hat sich erschreckt, weil es einem Farbigen gegenüber stand" - dazu was: Meiner Bruder mal einen Schock erlebt, in unserem Dorf gab es kaum Schwarze, aber als ich einen afrikanischen Freund mit nach Hause gebracht habe und er ihm die Hand geschüttelt hat, hat er Angst gehabt, die Farbe überträgt sich. Er hatte nämlich Tage zuvor Ruß an die Hand bekommen und der ging tagelang nicht ab), warum ist es wichtig zu betonen, daß ein Mensch anderer Hautfarbe irgendwo war?

Ich denke oft darüber nach und finde, daß es in vielen Fällen unnötig ist und wenn, kann man sogar sagen, Afrikaner, Inder (auch die sind sehr dunkel ;-)), wenn man es genauer weiß Kenianer oder Togolese. Tja, und dann hat man das Problem schon nicht mehr, welche "richtige" Titulierung man nimmt.

Ich weiß, um das ging es hier nicht in dem Thread, ein bißchen aber schon, weil es ja darum geht, was ich mit der Beschreibung transportieren möchte.

christine
 
AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

"Blond mit heller Haut" darfst Du auch nicht sagen. Da beschreibst Du nämlich dann Nazis ... - wenn Dir einer an die Karre fahren will.

Ach was! Jetzt arbeitest du aber unsachlich ... davon abgesehen - ein bisschen Selbstreflexion hat noch niemandem geschadet ;)

Kaum ein Afrikaner wuerde sich stoeren, wenn man ihn als schwarzhaarig mit dunkler Haut bezeichnen wuerde. Und wo ist dann das Problem bei "blond mit heller Haut?".
Zu sagen: "dann darf ich gar nichts mehr sagen" sind fuer mich Ausfluechte, weil man sich nicht mit unversetzender Sprache auseinandersetzen will.

Also, ich denke auch, dass an dem Wort neger nichts rassistisches ist. Es kommt vor allem auch darauf an, wie und wann man es sagt. Und ich denke, dass in einem Kinderbuch wie pippi Langstrumpf nicht irgendwer angegriffen oder ausgegrenzt werden soll. Und auch dem ralf muss ich sehr recht mit der übersetzung geben.

Ich denke immer, der Ton macht die Musik!!

Aeh... und wann ist Neger rassistisch und wann nicht? Hoch gefloetet ist nicht rassistisch und mit tiefer Stimme rassistisch? Nein, da muss man schon ein bisschen mehr darueber reflektieren.

Also MEIN "Negerprototypenbild" war (bzw. ist immer noch irgenswo in mir drin) in Ermangelung an damals alltagsnahem Beispielen: Schwarz, halbnackt, Menschenfresser - daher gruselig, Baströckchen, ein bisschen dumm, kann nicht richtig sprechen, gibt Urlaute von sich. Dieses Bild hatte ich eindeutig aus der nicht politisch korrekten Kinderliteratur, diedamals im Umlauf war, von Struwwelpeter, über "zehn kleine Negerlein", Pippi Langstrumpf, Bimbo und die Südseepiraten, Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? usw.

Genau, darauf kommt es mir an. Und ich verweise noch einmal darauf, dass in der englischen Uebersetzung "cannibal" steht, also hat der deutsche Uebersetzer als er "Neger" geschrieben hat auch genau diesen Prototypen im Hinterkopf. Da kann mir doch keiner Erzaehlen, das "Neger" in der Pippi Langstrumpf sei voellig wertfrei gemeint.


das ist ein bisschen ein Totschlag-Argument. Es haben sich in der Diskussion nun einige geäußert, die den Begriff "Neger" nicht als rassistisch empfinden, weil sie ihn eben nicht mit den Inhalten füllen, wie es andere tun.

Ralf, wir hatten die Parallele mit den Indianern. Wie viele sagen sie sehen nichts negatives an Indianerspielen etc. Aber echte native americans fuehlen sich vielleicht durchaus von der Stereotypisierung beleidigt. Ich glaube sie wuerden sich auch beleidigt fuehlen, wenn sie nur als Federtragende-am-Lagerfeuer-sitzende-Weisse-an-den-Marterpfahl-schlaegende Menschen dargestellt werden.
Wenn ein weisser Mensch sagt "Ich finde Neger nicht rassistisch" hat er/sie sich noch nicht ausreichend mit der Wandlung dieses Begriffs auseinandergefasst.



Wer den Begriff Neger in seinem Sprachgebrauch nutzen sollte oder ihn unverändert und kommentarlos vorliest, setzt sich dem Vorwurf des Rassismus aus, sei rassismusnahe. Oder verstehe ich da was nicht richtig?

Ich wuerde es so formulieren: " ... hat sich noch nicht mit der Rassismusthematik auseinandergesetzt". Es gibt offenen und unterschwelligen Rassismus. Unterschwelligen Rassismus hat jeder (ich auch!). Nur oft hat man sich nicht damit auseinandergesetzt und merkt es erst in manchen Situationen.



Andersherum und deutlich: Wäre der Begriff Neger juristisch rassistisch einzuordnen, dann wäre Pippi Langstrumpf im Taka-Tuka-Land auf dem Index.
Und nochmal andersherum: Weils mich interessiert hat, habe ich Kontakt mit einem Kollegen der Duden-Redaktion aufgenommen. Die gehen davon aus, dass der Begriff Neger von ca. 25-50 Prozent der Bevölkerung als rassistisch empfunden wird. 50-75 Prozent empfinden genau das Gegenteil.

Was ist denn die Grundgesamtheit? Die gesamte deutsche Bevoelkerung oder die schwarze deutsche Bevoelkerung? (schwarz ist hier uebrigens eine Selbstbezeichnung, siehe z.B. "Initiative Schwarze Deutsche"). Wenn die gesamte deutsche Bevoelkerung die Grundgesamtheit ist, kann man doch so eine Umfrage nicht ernst nehmen, weil viele gefragt werden, die sich mit dem Begriff und seinen Konnotationen sowie mit Rassismus gar nicht auseinandergesetzt haben. Viele denken "warum ist es Rassistisch wenn ich Afrikaner als wilder Horde in Bastroecken ansehe???? Dort unten ist es doch so!!!".

Sprich: Wer es nutzt, für den ist es wertfrei. Wer es nicht nutzt, wirft Nutzern jedoch in relativ starkem Maß Rassismus vor. Die Gründe dafür dürften interessant sein.

Schmarrn, Ralf. Jetzt bist du unsachlich. Der Begriff wird in den Medien nicht genuetzt, weil er eben NICHT wertfrei ist. Ueber die Motive derjenigen, die ihn benuetzen, kann ich nichts sagen, die moegen vielfaeltig sein und vom Hintergrund der entsprechenden Person abhaengen. Aber du kannst mir doch bitte nicht erzaehlen, dass ein Rechtsradikaler, der diesen Begriff benuetzt, ihn voellig wertfrei benuetzt?! Und gerade die Rechtsradikalen benuetzen nicht "Afrikaner" sondern "Neger".

Folge ist natürlich, dass das Wort immer stärker eine Belegung mit Negativ-Attributen erfährt und absehbar aus dem wertfreien Sprachgebrauch verschwinden wird.

Ach wie schade ... klingt so, als ob du diesem Begriff nachweinen wuerdest.

Die Ersatzbezeichnung "Schwarzer" für "Neger" ist jedoch ein fragwürdiger Fortschritt, weil es eine direkte Beschreibung eines Attributes ist, augen- und sinnenfällig. :(
[/QUOTE]
Dann sag mir mal ganz genau: wie definierst du einen Neger?

Ueber die Definition koennen wir vielleicht zu einer besseren Bezeichnung kommen. "Schwarzer" ist ja eine Selbstbezeichnung (genauso wie auch Schwul eine Selbstbezeichnung ist).
Und es spricht ja auch nichts dagegen je nach Sitution und Information praezise zu sein. "Afrikaner" kann zutreffen, muss aber nicht immer.
Davon abgesehen sind ja auch die "Neger" in Pippi Langstrumpf gar keine Afrikaner, sondern von einer Pazifikinsel.

"Zwischenmenschliche Achtsamkeit", das hast du schoen gesagt, Jackie. Genau darum geht es mir. Wenn jemand das Wort Neger nun mal als Beleidigung empfindet, fuer den ist es wie eine Ohrfeige, wenn fuenfmal wiederholt wird, es sei nicht so.
Und es wird auch keiner im Ernst behaupten, die Svastika sei wertfrei, weil es doch ein altgermanisches Symbol ist. Aber wenn man eine Umfrage auf einer zu PNG gehoerenden Insel macht, ob die Leute das als negativ empfinden und 90% haben kein Problem mit diesem Symbol, ist es dann wertfrei? Nur weil sie das vorher noch nie gesehen haben? Genauso sinnlos ist es zu argumentieren, 60% der Deutschen denken, "Neger" sei kein rassistischer Begriff. Sie haben sich einfach nur noch nie damit auseinandergesetzt.
 
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AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

Also mal ganz simpel gefragt, Vanessa, wenn Du Pippi Langstrumpf so problematisch findest, warum liest Du es dann überhaupt Deinen Kindern vor?
 
AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

Fuer Ralf habe ich hier noch einen Buchtipp: [ISBN]3897714248[/ISBN]

Aus einer Rezension zitiere ich hier:
Es gibt keinen Rassismus ohne Sprache. Auch im Deutschen gibt es zahllose Begriffe, die in einer kolonial-rassistischen Tradition stehen und oft unreflektiert weiter verwendet werden. Was meist fehlt, ist nicht der gute Wille, sprachliche Ausdrucksformen so zu verändern, dass sie Schwarze Menschen nicht verletzen, sondern das Wissen darum, was bestimmte Begriffe eigentlich beinhalten.

Genau das sprach ich auch mit meinen obigen Ausfuehrungen an. Wenn 60% der Deutschen meinen, der Begriff "Neger" sei nicht rassistisch, dann fehlt ihnen lediglich das Wissen darueber.

@ ilselottekulle: ich glaube, deine Frage kannst du dir durch nachdenken sicherlich selbst beantworten, oder?
 
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