AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf
Fuer Ralf habe ich hier noch einen Buchtipp: [ISBN]3897714248[/ISBN]
Aus einer Rezension zitiere ich hier:
Genau das sprach ich auch mit meinen obigen Ausfuehrungen an. Wenn 60% der Deutschen meinen, der Begriff "Neger" sei nicht rassistisch, dann fehlt ihnen lediglich das Wissen darueber.
Ralf, waerst du so nett, und wuerdest meine Beitraege vollstaendig lesen und mich dann nicht aus dem Zusammenhang gerissen zitieren?
Ich habe nicht gesagt, dass die 60%, die glauben, der Begriff "Neger" sei wertfrei, Rassisten sind, sondern ich habe lediglich gesagt dass diese eben die negativen Konnotationen dieses Begriffs nicht wissen, und deshalb glauben, er sei wertfrei. Wenn ich glaube 1+1=3 muss es noch lange nicht richtig sein, oder?
In der Mittagspause habe ich mir die Pippi Langstrumpf noch einmal angeschaut und ein paar Passagen genauer angeschaut, die mich so gestoert haben. Vielleicht wird mein Unwohlsein damit dann deutlicher, wenn ich sie aus dem Kopf zitiere.
Zum Beispiel im ersten Kapitel:
"Pippi glaubte, dass ihr Vater auf eine Insel angeschwemmt wurde, auf der ganz viele Neger leben und zum Koenig ueber alle Neger wurde".
Was mich daran stoert: Neger muessen einfache Menschen sein, die den naechstbesten, der angeschwemmt wird, gleich zum Koenig machen (das mit der Palme steht erst viele Kapitel spaeter). Und warum ist es ueberhaupt wichtig, zu erwaehnen, dass es "Neger" sind??? Weil es etwas aussagt.
Dann im Kapitel "Pippi geht in die Schule". Die Lehrerin sagte zu ihr, sie sei unartig gewesen. Pippi ist betruebt und sagt: "Ich habe nie gelernt, wie man sich gut benimmt. Was kann man schon von einem Maedchen erwarten, dessen Mutter ein Engel und dessen Vater ein Negerkoenig ist".
Mutter nicht vorhanden, Vater = Negerkoenig = primitiv = kann sich nicht benehmen.
Im Kapitel "Pippi geht an Bord". Sie schaut zum Abschied noch einmal auf die Villa Kunterbunt und sagt dann "Immerhin ohne Floehe. Besser als die Negerhuette, in der ich zukuenftig leben werde. Aber wenn mir die Floehe zu viel werden, bringe ich ihnen das sprechen bei".
Neger leben in Huetten voller Floehe = Neger sind schmutzig.
Weiter hinten:
"Wozu soll ich lernen, wieviele Hottentotten in Afrika leben? Wenn einer von ihnen an Lungenentzuendung stirbt, muss ich wieder von vorne anfangen."
Zynisch im Anbetracht der Massaker, die im suedlichen Afrika veruebt wurden.
Ich habe es in diesem Thread schon einmal gesagt (aber genaues Lesen scheint nicht deine Staerke zu sein, Ralf - erlaube mir diesen Seitenhieb): ich glaube nicht, dass Astrid Lindgren eine Rassistin war. Sie hat das damals uebliche Bild widergegeben, das damals, wahrscheinlich auch in Schweden, von Kolonialliteratur gepraegt war. Sandra (suchtleser) hat einen interessanten Link gepostet, wonach Astrid Lindgren spaeter gesagt haben soll, dass sie manches nicht wieder so schreiben wuerde, und das bezog sich genau auf solche Passagen.
Und uebrigens: wie ich beim googeln feststellte, gab es erste Kritk an rassistischen Passagen in Pippi Langstrumpf bereits in den 1970ern, das alles ist also keine Erfindung einer hysterischen Vanessa.