Rassismen in Pippi Langstrumpf

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AW: Rassismen in Pippi Langstrumpf

Maearilu, vielen Dank fuer deinen Beitrag :bussi:

Mir geht es genau um die fruehkindliche Praegung mit Begriffen und deren Assoziationen und ich finde, manche Begriffe muessen nicht sein.



Was fuer dich kein Problem ist, kann aber fuer mich ein Problem sein. Ist es so schwer, sich in die Schuhe des anderen zu stellen?
Der Papa meiner Kinder ist ein NEGER, meine Kinder sind NEGER, sie sind umgeben von NEGERN, die Oma wohnt in einer NEGERHUETTE, die nanny meiner Kinder ebenfalls ... aber sie tragen keine Bastroecke :rolleyes:

Und der Opa Deiner Kinder ist "cannibal king", oder? Kindefressendes schwarzes Monster? :huhu:

Gern geschehen, Vanessa!

Ich hab mir auch überlegt, dass wir Ähnliche Dinge mit "Indianer" transportieren. Als wir in USA "richtige echte Indianer" gesehen haben, also echte "native american people", waren das für die Kids keine Indianer, weil es nicht zu ihrem - mittlerweile schon recht ausgefeiltem - "Prototypen" gepasst hat. Ihre Assoziation hat überhaupt nicht zu T-Shirt und Jeans-tragenden, autofahrenden, in Barracken lebenden oder auch zu casinobetreibenden Menschen gepasst.

:winke:
 
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"Neger" ist aufgrund seiner Verwendung zu Zeiten der Sklaverei und Kolonialismus schlicht ein abwertendes und beleidigendes Schimpfwort.

Meines Erachtens gibt es in diesem Fall gar keine adäquate Bezeichnung. Vielleicht könnte man statt "Negerkönig" irgendein Phantasievolk erfinden, daß Pippi's Vater zum König ernannt hat.

LG, Lina
 
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Ich bin gereizt, weil ich mich verschaukelt fuehle. Und nein, ich habe kein Problem mit anderen Meinungen aber es geht hier nicht nur um andere Meinungen. Rassismus ist fuer mich keine akzeptable andere Meinung.

Ich will meinen Kindern das Wort Neger nicht beibringen, weil ich es fuer einen in der Kolonialzeit gepraegten rassistischen Begriff halte. Deshalb kann ich nicht einfach sagen: "Ich lese es mal so vor und abwarten, was fuer Fragen kommen". Und was ist, wenn keine Fragen kommen? Dann habe ich einen Stereotyp transportiert. Und wenn Fragen kommen - wie wie sage ICH das bitteschoen MEINEN Kindern? Gibt mir doch mal konkrete Beispiele, wie du dir das vorstellst. (Sage ich nicht als Provokation, sondern damit ich deinen Standpunkt besser verstehen kann).

Hier ein Artikel zur deutschen Afrikaterminologie. Auf der Website der Bundeszentrale fuer politische Bildung, die man nicht gerade als tendenzioes betrachten kann und der es um politische Aufklaerung geht. Aus diesem Artikel zitiere ich folgende Passage:

Viele der im Kontext der europäischen Expansionsbewegungen nach Afrika geprägten Begriffe sind bis heute gebräuchlich. Oft werden sie sogar mit dem Habitus gebraucht, es sei legitim (weil historisch gewachsen) oder "nicht so schlimm", diese Wörter zu verwenden. Selbst für die wenigen Wörter, wie etwa "Neger", für die sich zunehmend das Wissen durchsetzt, dass sie rassistisch konnotiert sind, lässt sich beobachten, dass sie in Komposita (wie etwa "Negerkuss") hartnäckig weiterleben und auch in Wörterbüchern nur verhalten kommentiert werden. In der Regel heißt es heute unter dem Eintrag "Neger", wie etwa in der jüngsten Ausgabe des Duden: Deutsche Rechtschreibung: "wird häufig als abwertend empfunden" [2]. Durch diese Formulierung wird suggeriert, dass das Wort nicht per se, sondern nur in der Empfindung einiger weniger diskriminierend sei.

@ Ashton: ich habe stattdessen immer "Koenig auf einer Suedseeinsel" vorgelesen. So unrealistisch ist es nicht einmal, da es dort tatsaechlich kleine Koenigreiche gibt.
Deshalb wuerde mich ja auch das schwedische Original interessieren. "Neger" stammt aus der Afrikaterminogie, die Beschreibung von Taka-Tuka-Land laesst aber auf eine Pazifikinsel schliessen. Anscheinend soll sich Astrid Lindgren von den Beschreibungen eines Auswanders nach PNG inspieriert haben. In der englischen Uebersetzung heisst es "cannibal king", was mich ja darin bestaetigt, dass mit "Negern" Wilde gemeint sein sollen. Aber das englische "cannibal king" finde ich auch nicht besser, denn Kannibalismus ist nichts lustiges, romantisches, exotisches.
 
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Ich glaube nicht dass dich hier jemand verschaukeln will....

also brauchst du auch nicht gereizt sein!
 
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jetzt misch ich mich hier auch noch mit rein :-)

zuerst hab ich mir auch gedacht, dass vanessa vielleicht ein bisschen zu empfindlich ist, aber dann ist mir ganz rasch klar geworden, dass ich das dachte, weil ich eben nicht so direkt involviert bin.

die ursprüngliche bedeutung eines wortes ist irrelevant, wenn der aktuelle sprachgebrauch ein anderer ist.
beispiel hakenkreuz:
da wird wohl keiner sagen, hach, ich weiß nicht, was du so pingelig bist mit dem hakenkreuz, das ist doch nur ein altgermanisches sonnensymbol, ursprünglich.

einen negativ konnotierten begriff kann man nicht so einfach "reinwaschen" und schon gar nicht, wenn er weiterhin in diesem zusammenhang benutzt wird.

vanessa, ich würde das neger in pipi langstrumpf auch nicht vorlesen. nicht wegen der prägung, weil die meines erachtens wesentlich stärker durch das direkte umfeld bedingt wird (zb frauenbild :winke: kerstin) sondern einfach weil ich nicht wollen würde, dass mein kind in so jungen jahren schon erfährt, dass es dumme menschen gibt, die es auf grund von äußerlichkeiten oder auch seiner identität (zb männlich/weiblich)ablehnen. die verwendung eines rassistisch gefärbten begriffes ist ein bindeglied zu der ganzen thematik, weil es einfach fragen aufwirft.

dennoch frag ich mich auch - wann ist der richtige zeitpunkt dafür?

nachdenkliche grüße
jackie
 
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@ Vanessa: Deshalb ist es ja auch schwer einen "passenden" Ersatz zu finden, da es hier eigentlich primär um die Darstellung eines "primitiven" Volkes geht. Der weiße Mann ist der König und der schwarze Mann dient ihm, um es einmal salopp auszudrücken. Ich kann dabei nichts romantisches oder abenteuerhaftes finden, deshalb würde ich sowas auch nicht vermitteln! Meiner Tochter sind Menschen mit anderer Hautfarbe nicht "fremd", da mein Schwager Farbig ist. Daß es allerdings Rassismus und "Ressentiments" gegen Menschen anderer Hautfarbe gibt weiß sie (noch) nicht, aber ab einem bestimmten Alter werde ich sie darüber aufklären.
 
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Der Papa meiner Kinder ist ein NEGER, meine Kinder sind NEGER, sie sind umgeben von NEGERN, die Oma wohnt in einer NEGERHUETTE, die nanny meiner Kinder ebenfalls ... aber sie tragen keine Bastroecke :rolleyes:
Ach Vanessa, Baströckchen wirst du doch noch basteln können..?
Nein, bitte nicht hauen. Wie erklär ich jetzt, was ich meine?
Das rassistische Bild vom "Neger", welches dir so sauer aufstößt, das kollidiert doch mit dem Bild, welches deine Kinder von ihrem täglichen Leben haben. Dieser Kontrast ist ihnen doch bewußt. Eigentlich müßte gerade das doch ihre Kritikfähigkeit schärfen, daß "Neger" eben nicht nur die Wilden in den Hütten sind, sondern auch Menschen wie ihr Papa, ihre Nanny, sie selbst... sprich, das Klischee greift aufgrund eigener Erfahrungen nicht.
Ich habe das so betont, weil einige der Meinung sind, dass Neger ein wertfreier Begriff sei.
Wenn ich den Begriff "Neger" lese und mein Sohn fragt mich und ich sage "jemand mit dunkler Hautfarbe", dann sagt er doch automatisch "so wie der Papa???". Dass da falsche Assoziationen kommen, kann man doch hoffentlich nachvollziehen?
Welche falschen Assoziationen denn? Ganz ohne böse Hintergedanken, das stimmt doch? Der Papa hat eine dunkle Hautfarbe. PUNKT. Ich hab braune Haare. PUNKT. Das sind Fakten. Genauso kann er das fragen, wenn du den Begriff "Farbiger" erwähnst. Das sind doch auch Menschen mit dunkler Hautfarbe.

Weißt du, wenn mir einer sagt: du blöde Kuh, und ich WEISS, ich bin nicht blöd, warum sollte mich das beleidigen? Ich weiß, ich vereinfache hier eine lange und detailreiche Diskussion, und sicherlich wehret den Anfängen, aber ein Wort verurteilen, nur weil EINIGE es so verwenden, A. Lindgren hier aber keine bösen Absichten hatte? Zählt da nicht eher der Gedanke? Das Buch entstand in den 30er, 40er Jahren des letzten Jahrhunderts(!), damals war das "Negerromantik", genauso wie "Indianerromantik" und "Lagerfeuerromantik".

Und ausfuehrliche Erklaerungen ueber die Ethymologie des Begriffs sowie die Wandlung der Wortbedeutung halte ich fuer einen Fuenfjaehrigen noch nicht geeignet.
Braucht es das denn? Ganz ehrlich, ich denke mir beim Wort "Neger" auch "nichts Böses". Manche gehen beim Wort "Schwarzer" hoch, andere wollen nicht mal "Farbiger" sein, sonder Ghanaer oder Nigerianer oder hastenichgesehen.
Ich sag auch "Negerkuß" und hab geistig dabei überhaupt keine Verbindung zu den Menschen.
Oh, das habe ich durchaus kritisch gesehen. Aber er wird nicht allein aufgrund der Tatsache, dass er weiss ist, zum Koenig gemacht, sondern weil er mit der blossen Hand eine Palme ausreissen konnte.
Ja, einmal wird das erwähnt, so als "Zuckerchen".
Wuerde das Wort an ein, zwei Stellen vorkommen, wuerde es mich nicht besonders stoeren. Aber es kommt sehr, sehr haeufig vor. Deshalb ist es mir aufgestossen.
Dass es in neueren Ausgaben mit Sternchen versehen ist halte ich fuer positiv, da erkannt wurde, dass der Begriff in der heutigen Zeit problematisch ist.
Wenn du eh schon "König einer Südseeinsel" vorliest, dann bleib doch einfach dabei. Letztlich mußt du es doch gut finden.
Andererseits, kann man zu früh damit beginnen, Kinder für Klischees und Vorurteile zu sensibilisieren?

Salat
 
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Andererseits, kann man zu früh damit beginnen, Kinder für Klischees und Vorurteile zu sensibilisieren?

das ist die frage, die ich mir stelle, vor allem wenn dir kinder selbst betroffen sind. glaubst du ein 4jähriger versteht, dass es menschen gibt, die ihn ablehnen, einfach weiler ist wie er ist, also völlig ohne grund?

ich find das heftig und zu früh

jackie
 
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