Hallo Viola,
Saskia war auch ein Speikind, und ich war genauso verzweifelt wie Du. Ich weiß noch genau, wie traurig und sogar wütend ich war, wenn sie zum dritten Mal hintereinander so viel gespuckt hatte, daß ich sie komplett umziehen und auch das Bett neu beziehen mußte. Gerade auch in den Zeiten, als ich ein bißchen Probleme mit der Milchmenge hatte (ich habe fast sechs Monate voll gestillt), war ich böse über jeden Milliliter, der sich wieder den falschen Weg aus dem Magen gesucht hatte. Bei uns waren auch die ersten drei Monate die schlimmsten, danach wurde es mit den Wachstumsschüben meist besser, es gab aber auch wieder Rückfälle. Als sie anfing sich hinzustellen und dann zu krabbeln (vorher ist sie nur gerobbt), war es eigentlich vorbei, dann kam es nur noch sehr selten und in kleinen Mengen vor - sie war da neun Monate alt. Wie oft hatte ich mir überlegt, doch abzustillen, damit ich ihr eine dickere Milch geben könnte. Doch als selbst die festere Beikost rauskam und nicht mehr alles nur nach saurer Milch, sondern sogar nach angedautem Gemüse-Fleisch-Brei roch und überall auf dem Teppich sich die Karottenflecke verteilten, wußte ich, daß die Konsistenz der Nahrung nicht unbedingt etwas mit dem Spucken zu tun hatte. Es ist einfach so, daß manche Kinder mehr spucken als andere. Das zu erkennen ist aber ein steiniger und frustrierender Weg.
Was Saskia und meinen Nerven geholfen hat:
- Sie wurde im Bett und auch auf dem Boden, auf der Couch, eigentlich überall, wo ich sie ablegte, schräg hingelegt, also den Kopf erhöht. Das hilft auch gegen das Sodbrennen, weil nicht ständig der Magensaft in der Speiseröhre steht, sondern "nur" zu den Spuckattacken hochkam.
- Kein heftiges Knuddeln, vorsichtiges Hochheben, kein Druck auf den Bauch kurz nach den Mahlzeiten. Eigentlich ging es fast nie, selbst kurz vor der nächsten Mahlzeit spuckte sie manchmal noch saure, geronnene Milch. Also wurde sie immer unter den Achseln gefaßt und hochgenommen, nicht um die Hüfte gegriffen, wie man es bei älteren Säuglingen zumindest beim Tragen manchmal macht.
- Wir hatten einen Vorrat von über dreißig Mullwindeln - und die waren fast alle nach zwei bis drei Tagen in der Wäsche. Es gibt kein Bild von Saskia aus den ersten acht Monaten, in denen sie sich nicht fast vollständig hinter einer umgebundenen Mullwindel versteckt. In schlimmen Zeiten hatte sie ständig ein Lätzchen an, darüber eine zweimal zum Dreieck gefaltete Mullwindel als Dreieckstuch gebunden. Nicht immer konnte damit der Schwall aufgefangen werden, aber ich mußte nicht zehnmal am Tag die ganze Kleidung wechseln, sondern vielleicht nur zweimal. Die Mullwindeln lassen sich einfacher waschen und trocknen als die anderen Kleider. Wenn ich sie vom Stillen aufnahm, das war immer die Zeit für den ersten Schwall, habe ich ihr schon die Windel vor den Mund gehalten. Im Bett und überall dort, wo sie lag oder hingelegt wurde, lag eine Mullwindel unter ihrem Kopf. So zusammengelegt, daß vier Lagen Stoff übereinander sind, fangen sie das schlimmste eigentlich immer auf. Über ihre Matratze im Bett waren immer mehrere Lagen gespannt: eine wasserdichte Moltoneinlage, eine Mullwindel, das Laken, eine Moltonwindel, eine Mullwindel. So konnte ich nach Bedarf nur einzelne Lagen wechseln und mußte nicht immer das ganze Bett beziehen.
- Mir hatte zur Einschätzung des Spuckvolumens auch der Milchausgieß-Versuch geholfen. Über eine Mullwindel mal zehn oder zwanzig Milliliter Milch gegossen sieht sooooo viel aus. Noch dazu muß man ja rechnen, daß nicht nur Milch, sondern auch Magensaft mit gespuckt wird, das ist zusätzliches Volumen.
- Saskia spuckte äußerst selten, wenn sie im Tragetuch getragen wurde.
Ich würde nicht auf eigene Faust alle möglichen Milchsorten hintereinander ausprobieren, nur sehr selten steckt wirklich eine Unverträglichkeit hinter dem Spucken. Meist ist es eben wirklich ein rein mechanisches Problem. Wenn Deine Tochter trotz Spuckens gut zunimmt, halte ich eine Unverträglichkeit für sehr unwahrscheinlich, und einmal täglich weicher Stuhl ist für Kinder in dem Alter normal.
Ich habe keinen wirklich guten Rat für Dich, außer dem, Dich irgendwie damit abzufinden und das beste draus zu machen. Das klingt für Dich jetzt sicher wie ein Hohn, es ist aber einfach so. Es kommen wieder einfacherer Zeiten, das ist sicher, es ist nur eine Frage der Zeit.
Liebe Grüße, Anke