AW: Friedfertige, freundliche Ausdrucksweisen
Hallo,
wie schön, daß so viele von Euch den asiatischen Sportarten nahestehen.
Ich trainiere inzwischen einige Jahre Jiu-Jitsu. Es läuft unter dem Titel "Selbstverteidigung" und enthält viele Elemente aus asiatischen Kampfsportarten, Fallrollen vom Judo, Atemi aus der Karaterichtung und so einiges Wissen über empfindliche Nervendruckpunkte ...
Letzten Endes wird man schon fitgemacht für den Notfall, der hoffentlich nie eintritt, aber zwischenzeitlich trainiert man halt über Jahre viele Stunden mit dem Partner und tastet sich immer wieder an die Grenzen heran, bevor man jemandem wehtut, schlägt man ja ab. Dementsprechend steht es für mich eher fürs Erlangen körperlichen Fitneß und vor allem fürs Erlernen des Respekts vor anderen, und den angemessenen Umgang miteinander. Es braucht viel Vertrauen und die Sportart schafft auch viel Vertrauen zwischen den Sportlern, wenn man sich häufiger im Würgegriff hat, geht es auch nicht anders.
Fußball mit seinen Schwalben und Fouls ist für mich wesentlich unehrlicher und respektloser. Aber es gibt auch sicher viele, die die Kampfsportarten falsch vermitteln und der Kampf im Vordergrund steht und nicht die Kunst ...
Was ich allerdings schön finde, ist bei uns auf der Matte auch die Sichtweise, daß man sich dort um die friedfertige Sprache bemüht - z.B. auch der Unterschied "Gegner" und "Partner". Vielleicht kann man soetwas auch als Qualitätsmerkmal betrachten.
Dementsprechend wird Maya dort auch mit Judo anfangen im Frühjahr, mal sehen, wie es ihr gefällt.
Ich denke, es ist bezogen auf die friedfertigen Ausdrucksweise auch immer eine Frage der Einstellung: ich kann sowohl Federball aggressiv spielen und "meinen Gegner vom Platz hauen" als auch in einer Kampfsportart "respektvoll mit meinem Partner arbeiten", da ist mir letzteres lieber. D.h. ich bin durch meine Gedanken bzw. meine Einstellung in der Lage, eine grundsätzlich friedliche Angelegenheit zu einem Desaster zu machen als auch eine kämpferische Angelegenheit zu einem angenehmen Erlebnis - und das war es, wie ich Ute verstanden habe.
Liebe Grüße Leonie