AW: Brauche mal dringend einen Rat - Julia lehnt Martin ab
Liebe Christine,
es ist schon so viel geschrieben worden - nun möchte ich doch noch auch meine Gedanken dazu schreiben.
.....ich will auch vieles nicht und muß so viel rennen für sie...ach ja
Mit diesem Satz bringst Du dich auch in eine Situation, wo Du in einen "Kampf" gerätst.
Ich merke das selber an mir. Wehe ich lasse solchen Gedanken in mir hochkommen - dann merke ich, wie ich sozusagen aus "innerem Protest,noch mehr zu tun, weil ich eh schon dies oder das mache für Manuel" in eine Art Ärgerlichkeit komme und plötzlich im Abwägen zwischen "was gebe ich und was kommt vom Kind zurück (dass ich mich wohlfühle).
WEgen dem Papa: Es gibt Dinge, die ich bei Manuel total respektiere - wenn ich merke, dass er partout eine bestimmte Nähe nicht mag zu Papa oder Oma - sondern NUR meine. Es ist so wichtig, dass ein Kind ausdrücken darf, wen es an sich ranläßt - und auch ohne dass man sagt, dass der andere jetzt traurig ist.
Bei solchen "Nähe-Abgrenzungen" kannst Du mit einem Akzeptieren nichts falsch machen - im Gegenteil - Du nimmst sie an mit ihrer Abgrenzung. Für mich gerade bei Mädchen ein wichtiges Thema, dass man zu Nähe nein sagen darf (natürlich auch bei Buben!).
Ich finde, Du bist weit entfernt, eine Rabenmutter zu sein. Im Gegenteil - mit Deiner Grundeinstellung zum Leben und auch Deiner Glaubenseinstellung (wie ich sie von Dir wahrgenommen habe), ist Dein Grundelement der Kindererziehung das der Liebe und Akzeptanz.
Also: Nage nicht an Deinem Mama-Selbstbild - das ist meiner Ansicht nach wirklich o.k.
Dass man als Mama in emotionalen Stressmomenten einfach Dinge tut oder sagt, die man sonst nicht als das seine im Alltag lebt - das ist doch einfach normal.
Wir wachsen rein ins Elternsein - niemand ist davor gefeit, sich hilflos zu fühlen und sich seinen eigenen Weg zu finden (und dazu gehört halt auch, dass man manchmal das falsche Werkzeug in die Hand nimmt).
Ich merke bei Manuel (der auch so seine Willensphasen und Bestimmungsphasen hat), dass je ruhiger ich bleibe - er schneller runterkommt von seiner Betroffenheit.
Natürlich muss ich ihm seinen Ausdruck lassen, wie er den Frust und diese Unzufriedenheit gegenüber einem anderen Willen kundtut (es gibt da auch Grenzen, wenn es ums Wehtun geht oder Kaputtmachen).
Ich sage oft zu ihm, dass es o.k. ist, wenn er seinen Ärger zeigt - halt mit den Abgrenzungen.
Wichtig für ihn ist es IMMER, dass ich ihn tröste - das heißt, ihn halte - er mein Ohr herumwuzelt und sich an mich drückt. Und dann sagt er von selbst, dass es jetzt gut ist.
Letztens hatte wir auch einen "Kampf" beim Autoeinsteigen. Er hat vorher schon herumgenörgelt - dann Einsteigen - schnell, weil es auf der Strassenseite war. Ich will ihm nur ein bißchen Halt geben - er wehrt sich - fängt zum Protestieren an - wird ganz steif. Ich steh auf der Strasse - will ihn irgendwie reinpferchen, weil ein Auto kommt - geht nicht (bei 20kg ist das nicht mehr so leicht) - er dreht um - und will von der Tür wegrennen - ich schnapp ihn - stell ihn hinters Auto - und ich habe ihn noch nie in meinem Leben so angeschrien, sag ich Dir! Und er hat sofort verstanden und das Einsteigen lief ruckzuck.
Jetzt habe ich so viel geschrieben von mir - vielleicht sind ein paar Ansätze dabei für Dich.
Versuche vielleicht für Dich klar zu definieren, wo Du ganz klar Deinen Willen gelten haben willst und andererseits Julia das ihre lassen kannst.
Dadurch gewinnst du auch etwas Sicherheit und vielleicht kannst Du sogar mit Julia das besprechen - dass sie merkt, dass ihr Wille auch zählt und so vielleicht manche Situationen etwas entschärft werden (Protest wird es schon auch geben - aber vielleicht nur im Ansatz oder kürzer).
Du kannst dann auf eine Abmachung hinweisen.
Hast Du sie schon mal gefragt, was sie sich von Dir wünscht, wenn sie sich ärgert?
Es ist oft wirklich schwer, solche "Anfälle" als Elternteil durchzustehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen - oder in Ohnmacht zu verfallen.
Für mich ist es einfach interessant, welche Facetten von Protest es geben kann - denn ich als Kind wäre nie gefragt worden, was mich ärgerlich macht oder ich wäre nach so einem Wutanfall in den Arm genommen worden.
@ Märilu
DANKE für Deine Zeilen über das Weiterleiten zu Jesus!! Ich nehme mir Deine Worte mit in den Alltag!
Lieben Gruß
Christine