War jemand von euch schon in Auschwitz?

Mel, das Kind hat von Anfang an abgelehnt, Auschwitz zu besuchen. Das war ein Problem für die Klassenleitung. Es gab ein Gespräch, der Schulleiter setzt sich dafür ein, dass es eine Möglichkeit für die Schüler/innen geben muss, die es nicht ertragen, die nicht wollen oder abbrechen. das konnte aber aufsichtstechnisch nicht dargestellt werden, zumal der Klassenleiter nicht mit kann, damit also nur drei Betreuungspersonen wären. es wird erwartet, dass man mitmacht, basta. Und allein die Frage, ob das mit den Kinder vor- und nachbereitet wird ... das war offenbar nie Plan und bisher ist schulisch auch nichts besprochen. Die Fahrt ist in zwei Wochen. Ich finde, man kann nicht einfach sagen: wir fahren da hin, gucken und das an und gut ist. Schickes Event für ne Abschlußfahrt ... Jetzt opfere ich 5 Urlaubstage und fahre als Begleitung mit. Fürs komplizierte Kind, für die Seele der Klassenlehrerin die sich dann mit den Macken nicht rumplagen muss und für die Aufsicht derer, die Auschwitz nicht ertragen.

Ich halte das für wichtig und richtig, dass das Thema behandelt wird. Ich halte es für falsch, Kinder dort blauäugig unvorbereitet reinzuschicken mit Kopfhörern auf den Ohren, jeder hört seinen Text. Das ist der falsche Weg für mich.

Ich will sie raushalten, weil sie deutlich signalisiert, sie will das nicht. Sie kann das signalisieren, wir waren bereits im KZ, sie kennt die Geschichten, sie kennt die Hintergründe und sie sagt klar, das schafft sie emotional nicht noch mal. Ich suche einen Weg für jene, die die Ausstellungen nicht sehen wollen oder zwischendrin abbrechen. Einen Weg, der uns ertragbare Eindrücke gibt, ohne dass wir 3 Stunden irgendwo in der Ecke rumhocken und auf den Rest warten.
 
Ganz schwieriges Thema.
Ich habe mich als Kind geweigert nach Bergen Belsen zu fahren und meine
Mutter schrieb mir ohne Diskussion eine Entschuldigung.
Dafür bin ich ihr noch heute dankbar.
Ein Grund mehr für mich, nicht verstehen zu können, warum auch heute noch
Kinder von Pädagogen! dazu gezwungen werden, sich diesen Orten stellen zu müssen :neinnein:
 
Ich fühle mich auch noch heute traumatisiert (hmm das Wort ist vielleicht zu groß) von meinen Dachau Schulausflug mitten in der Pubertät.

Und kann mich noch erinnern an das Gefühl vor Ort und hatte schlimme Träume danach. Bis heute habe ich keine 2 Bücher gelesen (und ich lese viel) die in dem Zeitraum spielen und mit Krieg zu tun haben, Filme erst recht nicht. Ich kann es nicht und habe Angst davor.
 
Sich der Geschichte stellen: finde ich richtig und wichtig.

Ohne Vor- und Nachbereitung: finde ich fatal! Aus verschiedenen Gründen. Zum einen macht dieser Besuch etwas mit einem, in einem. Man kann die Kinder doch nicht mit diesen Gefühlen alleine lassen! Zum anderen spuckt das Internet so viele krude Theorien aus! Wer da ohne Begleitung anfängt selbst zu recherchieren kann ganz schnell eine falsche Meinung bekommen.

@Schäfchen Ich erinnere mich, dass das Kind nicht mal Krabat lesen konnte ohne schwierige Nächte. Da finde ich es nur richtig und wichtig, dass du mit gehst. Aber sich ganz zu verweigern fände ich falsch. Der gewählte Weg ist für alle sicher der beste. Plane nicht zu viel, lass es geschehen und wirken. Vielleicht überrascht sie dich, vielleicht kommt es, wie du es dir ausmalst. Aber sie ist ja in Begleitung.
 
Mo-Ma, Krabat war die Mittlere. Aber die Große hat auch Potter nur in Minidosen gelesen, Krabat war bei ihr damals nicht Pflicht. (Die Kleine stellt Krabat heute in der Schule vor bei der Buchvorstellung ... )

Letztlich gelten meine Gedanken ja nciht nur dem eigenen Kind sondern auch den anderen. Weil ich weiß, was es mit einem macht, das es was mit einem macht. Neuengamme war für uns alle einschneidend, prägend. Meinen Pflicht-KZ-Besuch aus der Schule hab ich verdrängt wie vieles andere aus meiner Kindheit auch.
 
Ich war noch nie in Auschwitz oder einem anderen KZ, würde aber sehr gerne mal eines besuchen.

Allerdings ich als Erwachsene.
Meine Tochter, die immer sehr große Ängste hat und emotional immer sehr unberechenbar ist,
würde ich nicht mit der Schulklasse dorthin fahren lassen.
Wir als Familie haben mal in einem Urlaub vor der Entscheidung gestanden, zusammen Bergen-Belsen
zu besuchen, haben uns aber wegen des Tochterkindes und deren Seele dagegen entschieden.

Wenn selbst die Eltern sich eingestehen, dass es schwierig werden könnte, eine Kinderseele aufzufangen,
die mit solchen Gräueltaten konfrontiert wird, wie wollen "Pädagogen" dies bewerkstelligen.
Ich verstehe Deine Skepsis und wünsche Dir und besonders Deiner Tochter, dass die Abschlussfahrt trotzdem
ein positives unvergessliches Erlebnis wird.
Hoffentlich sind es nicht zu viele Kinder, die Du danach auffangen musst.
Ganz viel Kraft wünscht

Daniela
 
Mit viel Vor- und Nachbereitung war ich als Jugendliche in Sachsenhausen. Das fand ich gut und prägend. Ein zweites KZ wollte ich bis heute nicht sehen.
Unvorbereitet und als Event finde ich es unmöglich, einen zweiten Besuch finde ich unnötig, auch wenn sie gut vorbereitet wäre.
Kannst Du an dem Tag nicht etwas ganz anderes mit ihr machen?
 
In Bergen Belsen bin ich als Jugendliche von der Schule aus gewesen,kurz vorher haben wir den Film "Schindlers Liste" gesehen. Wir waren gut vorbereitet,haben die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, Politik, Religion...
Extrem fand ich,dass ein Truppenübungsplatz in der Nähe war und man die Schießübungen hören konnte. Ein solches Gefühl habe ich (glücklicherweise) nie wieder gehabt...

Vom CVJM aus bin ich noch Mal irgendwo gewesen.

Ich muss gestehen,das ich es "gut" fand. Es war sehr bewegend, erschreckend, schlimm, traurig.... Und dennoch, oder deswegen, habe ich viel davon mitgenommen

Aber unter Zwang geht das gar nicht....

Ich würde mit ihr was anderes machen,gar nicht auf dem Gelände sein
 
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