AW: Vorschläge, Zuspruch und Mitgefühl erbeten
Liebe Salat,
ich hoffe Du hast noch ein wenig Nachtruhe gefunden!
Ich denk hier schon ne Weile rum wie ich es kurz fassen könnte... ich kanns nicht. Sorry.
Du Arme bist grade wirklich nicht zu beneiden, ich hab jetzt schon ein paar Deiner postings verfolgt. Manche der geschilderten Situationen kamen mir so bekannt vor. Ich renn auch manchmal so gegen die Wände wie Du es grade tust.
Ich für meinen Teil überleb unser persönliches Chaos am Besten
damit, dass ich alle möglichen Katastrophen von vorneherein in unseren Tag mit einkalkuliere - dann bin ich schon froh wenn zumindest eine davon ausbleibt. ;-)
damit, dass ich wenn wir nicht grad einen Termin außer Haus haben, die Uhr nur als Anhaltspunkt sehe und ihr nicht diktatorisch unser Leben unterordne und opfere.
Es spielt doch nicht wirklich eine Rolle, ob wir ne Viertelstunde länger brauchen um nach dem Einkaufen bis in den zweiten Stock zu kommen, weil Töchterlein bei jedem Absatz ne Pause einlegen und aus dem Fenster auf die Nachbarshunde schauen muss. Wenns ihr Spaß macht und sonst niemandem weh tut...
Es spielt doch nicht wirklich eine Rolle, ob das Essen um Punkt 12 auf dem Tisch steht. Mach ich mir diesen Stress, geht Madame danach sowieso nicht wie gedacht schlafen. Nein, grade dann braucht sie noch ne Extra-Einheit Mama - als Versicherung, dass Mama wieder lieb und alles in Ordnung ist. Das ist dann für mich aber doppelt Stress (sie soll ja ins Bett), das spar ich mir lieber. Hat sie während dem Kochen schon Mordshunger, kriegt sie was vom Gemüse oder ne Scheibe Brot und fertig. Morgen ist ein neuer Tag und dann machen wirs besser - sprich ich fang früher an zu kochen ;-)
damit, dass ich mich der Kinder wegen (und um meinetwillen!) mit ihnen beschäftige. Das Gute-Nacht-Buch kann noch so toll sein: wenn ich beim Vorlesen mit den Gedanken schon einen Schritt weiter bin (hoffentlich schläft sie jetzt bald, heut muss ich noch ...), fordert Anna mit tödlicher Sicherheit nach dem Vorlesen umso länger meine UNGETEILTE Aufmerksamkeit - während das Baby brüllt, weil es Gleiches möchte. Lieber setz ich mich stillenderweise aufs Sofa und Anna schleppt ein Buch nach dem andern an. Richtig schlafen tun beide Kids ohnehin erst nach 22 Uhr und in unserem Bett. Nach dem Hin und Her der letzten 3 Monate (wir mal in München und mal bei den Schwiegis, jetzt wieder Italien; Göga mal da und mal nicht) ist Anna sehr verunsichert wo und in welcher Zusammensetzung sich unsere Familie in nächster Zeit befinden wird. Ganz offensichtlich will sie wach und bei uns sein um aufzupassen, dass Mama und Papa auch wirklich da bleiben :-(
damit, dass ich meinem Mann und sonstigen Betreuern zugestehe, andere Schwerpunkte zu haben als ich. Solange sie weder Seele noch Leib meiner Kinder schädigen, kann ich inzwischen nach harter Lehrzeit (Wochenbett mit Anna und Sonja bei den Schwiegereltern weil Ehemann im Ausland) so ziemlich alles akzeptieren was die anders machen, als ich es machen würde. Auch wenns mein Perfektionismus kaum aushält.
Diesen Perfektionismus zu zähmen, das war für mich das Schwerste, denn im "früheren Leben" von Terminen, klaren Ansagen, Pünktlichkeit, und Ordnung bescherte er mir schöne berufliche Erfolge.
Mit Kind herrschte dann erstmal das Chaos und ich musste schauen dass ich darin nicht untergeh, denn ich fühlte ja diese scheußliche Verantwortung. Ich tat mir schwer damit, ganz allein zuständig und verantwortlich zu sein für Wohl und Wehe dieses wunderbaren Wesens, das da zu mir gekommen war.
Da hat mir ein Satz sehr geholfen, den ich gelesen habe. Ich hab das Buch jetzt nicht da, aber in etwa ging es "Ich bin Deine einzige Mama, eine andere/bessere kannst Du nicht haben - sonst hättest Du mich nicht ausgesucht." Das gab mir irgendwie mehr Gelassenheit...
Inzwischen nehm ich es auch nicht mehr persönlich, wenn ein Kind nicht so lang schläft wie von mir erhofft. Es ist schwer genug für sie, wenn sie zuwenig Schlaf haben. Eine krätzige Mama noch dazu, das versuch ich ihnen so gut es geht zu ersparen.
Und ich halt mir immer wieder vor Augen: Sie WERDEN größer! Diese Zeit wird auch einmal vorbei sein. Lieber erinnere ich mich an die "Kinderbespaßungsaktionen" dieser Zeit als daran dass das abendliche Bettgehen ein Kampf war.
So, jetzt hab ich lang genug gequatscht, jetzt ist Sonja wieder dran.
Fühl Dich herzlich umarmt wenn Du magst. Ich schick Dir ne Riesenportion Kraft, Geduld, Gelassenheit und Stärke! DU BIST DIE BESTE MAMA DIE DEINE KINDER HABEN KÖNNEN!