AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider
lulu hat gesagt.:
Ich habe ja noch nicht allzu viele dieser Ratgeber gelesen, und trotzdem eine Meinung dazu ;-).
Es haengt so viel vom Kind und den Eltern ab, dass ein Ratgeber gar nicht fuer jede Familie, Situation funktionieren kann. Ich erinnere mich z.B. an ein Bspl. aus diesem Forum, wo ein Kind nicht am Abendessen teilnehmen durfte, weil es sich weigerte die Hausschuhe anzuziehen und als logische Konsequenz den Boden nicht betreten durfte um zum Tisch zu kommen. Fuer mich ist das keine Logik! Fuer mich ist das mit Spatzen auf Kanonen schiessen. Die Mutter war jedoch sehr gluecklich mit ihrer Erziehung in der Situation und fand es viel wichtiger freundlich geblieben zu sein (in der fuer mich schrecklich autoritaeren Strenge). Fuer mich waere ein bisschen Rumgemotze, dem Kind massive Hilfestellung bieten und schliesslich alle zusammen friedlich am Abendessenstisch sitzen die viiiieeel bessere Loesung gewesen. Denn fuer mich ist Ausschluss von der Familienmahlzeit so etwas wie Liebesentzug, ein bisschen Rumgemotze alltaegliches Feuerspucken, um die Bande halbwegs auf der Spur zu halten. Und damit kommen wir halt auf die Interpretierbarkeit von Situationen - es ist viel persoenliche Auslegung.
an die Geschichte kann ich mich erinnern.
Und für mich ist sie ein bißchen ein Beispiel für die Fragwürdigkeit von Konsequenzen.
Es fällt mir auf, dass was von den Eltern als natürliche Konsequenz bezeichntet wird, doch eine Willkür hat.
Und eigentlich doch Strafe unter anderem Titel ist.
Und das setzten von Konsequenzen erscheint mir wenn es wirklich durchgezogen wird sehr hart.
Man stelle sich vor wir würden als Erwachsenen auch wirklich für jedes verhalten Konsequenzen tragen müssen.
Wir sind auch darauf angewiesen, das man unser Verhalten manchmal erst abmahnt oder nur kritisch anspricht.
Ich bin bei allen drei kindern bisher gut ohne Auszeit klargekommen. Das hat seine Gründe in meiner Kindheit. Ich habe es als Kind, so schlimm das auch klingt vorgezogen eine Ohrfeige oder einen Klaps auf den Po zu bekommen.
In meinem Gefühl war das ein "sichauseinandersetzen mit mir" es fühlte sich zornig und wütend, aber lebendig an.
Meine einsamen Stunden hinter der Tür (das ist doch nicht ander als der stille Stuhl!) in der Ecke und schlimmstenfalls im Zimmer sind mir sehr schlimm in Erinnerung.
Und das Gefühl von Ohnmacht kann ich gut erinnern. Die unmöglichkeit meinen Kampf zu Ende zu bringen, meine Auseinandersetzung zu führen.
Und das Kind in mir findet es nach wie vor feige von Eltern, sich nicht zu stellen, sondern wegzusperren.
ACHTUNG, das sind irrationale Gefühle, die ich hier schildere.
Aber das hat mich dazu gebracht stille Zeiten und Auszeiten zu vermeiden.
Ich habe festgestellt, das Kinder unterschiedlich viel Aufmerksamkeit brauchen und das auf ebenso unterschiedliche Art und Weise einklagen.
Und das es am meisten hilft dem schwierigsten Kind über einen längeren Zeitraum die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen die es einklagt.
Meine Reaktion auf schwierige Kinder war deshalb besondere Aufmerksamkeit.
Ausflüge zu zweit, nur dieses Kind mit zum Einkauf, in die Küche usw.
Vielleicht muß man wirklich gut kucken, in welcher Situation ist das Kind was ich jetzt allein wegschicke, auf den Stuhl setzte oä.
Ist es in der Lage nachzudenken, oder macht es ihn jetzt noch wütender?
Ich finde es gibt Gefühle mit denen man ein Kind nicht allein lassen sollte.
Vor allem in großer Erregung finde ich es nicht gut!
Weil Prekop angesprochen wurde:
Ich kann mich erinnern, das ich schon als Kind, wenn ich völlig ausser mir war, gewünscht habe, das mich jemand einfach nur drückt, festhält.
Manchmal habe ich das heute noch.
Das hat mit der "Festhaltetherapie" nichts zu tun, aber ich merke bei meinen Kinder, auch den Größeren, das es ihnen hilft zu sich zu finden, wieder "runterzukommen" wenn man sie im größten Zorn einfach schnappt und im Arm hält.
Ich habe keine Ahnung von Dreikurs und Triple P. Ich habe Jesper Juul gelesen und Smart Love.
Was ich allerdings bei der Supernanny sehe, macht mir Angst, beschwört in mir ein schreckliches Gefühl herauf. Ich bin beim zuschauen immer das Kind, ich stelle mir vor wie ich mich fühlen würde und ich finde den Umgang mit dem mitunter wirklich großen Kummer ganz schrecklich.
Der Erzieher geht nur auf den Ausdruck des Kindes ein und überhaupt nicht auf die Ursache.
Wenn ich so wütend bin, wie manche Kinder in der Sendung, wenn ich so zerstörerisch bin und um mich schlage und trete, dann bin ich in einem schlimmen inneren Konflikt. Durch eine Auszeit werde ich mit diesem Konflikt alleingelassen, und so gewissermaßen noch einmal bestraft. Ich kann mir gut vorstellen, das sich der Ausdruck verlagert und nach innen ´gerichtet wird. Meine Befürchtung wäre das mein Kind statt nach aussen, nach innen zerstörerisch wird.
Ich habe gelernt, bei meinem Hellingeseminar, das Kinder NIE Ursache sind, sondern immer nur der Spiegel, der Ausdruck einer Systemsituation.
Für mich und meine Familie kann ich das 100 % bestätigen.
Deshalb erziehe ich nicht in dem Sinne, sondern suche nach dem Ursprung, nach dem Problem.
Ich stecke schon meine Grenzen ab. Aber das war auch noch nie ein wirkliches Problem. Kinder können Grenzen respektieren.
Ich achte dabei sehr darauf, wirklich nur von mir zu sprechen und Sätze wie: "Du hast..., Du bist..., Deine blöde..." fallen bei mir nicht..
Weil ich wenig schreie ist es für meine Kinder ein Schock wenn ich wirklich mal ganz laut werde und eigentlich ist es das Alarmsignal. Das reicht.
Lulus Sätze zum "bossy" finde ich gut!
Ich bin der Boss. Das bin ich natürlicherweise immer. Ich lasse mich hinterfragen und kritisieren aber in der letzten Instanz entscheide ich.
Dabei hat mir auch ein Hellingersatz geholfen: "ich bin die Große!"
Ich weiß es besser, ich übernehme die Verantwortung.
Vielleicht brauchen Kinder das Gefühl, der Stärke ihrer Eltern.
Gerade bei meinem Sohn hatte ich diesen Eindruck besonders. Stärke heißt "mein Erwachsener kann mich schützen" und bei Julian hatte ich manchmal das Gefühl, er überprüft ob ich immer noch stark bin.
Ich erziehe aus dem Bauch. Ich fühle mein Kind. Wahrscheinlich liege ich auch manchmal daneben aber es erscheint mir am einfachsten so.
Diesen Satz finde ich wichtig:
Erziehung soll Menschen auf das Leben in der Gesellschaft vorbereiten. Doch dafür braucht es erstmal einen Grundkonsens: Welche Menschen will die Gesellschaft?
(Aus dem Monitor bericht)
Ganz persönlich muß ich mich fragen
Wohin will ich mein Kind erziehen? Worauf lege ich Wert, wo setzte ich Prioritäten. Welche unverarbeiteten Dinge spielen mit?
Wie meine Eltern deren Angst es war das ihr Kind in "der Gosse" landet, oder "was die Leute denken", so hab ich auch unbewußte Ängste, die miterziehen.
Zum Beispiel kann es mir passieren, meiner Tochter zu verbieten sich mit ihrer Lehrerinn zu streiten. Weil ich um ihre Noten fürchte und letztlich um ihrer Berufschancen usw.
Dabei finde ich ihren Ansatz eigentlich richtig!
Hier wachsam zu bleiben und immer mal zu schauen, was will ich eigentlich, einen angepassten Menschen? Einen Erfolgsmenschen? Soll sie es leicht haben oder lieber Aufrecht sein? das empfinde ich im Moment als Herrausforderung.
Wohin soll mein Kind denn "er"-zogen werden?
Silke