Bekenntnis einer erschöpften Mutter

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Jesse, als unglücklich würde ich mich auch nicht bezeichnen. Dafür hab ich mir das Kind zu sehr gewünscht, und dafür gibt es auch zu viele schöne Momente :-)

Aber es kommt auch vielleicht ein wenig drauf an, was für ein Kind man hat. Da gibt es ja auch anstrengende und weniger anstrengende. Und ich wäre vermutlich viel ausgeglichener und könnte viel eher auch mal fünf gerade sein lassen, wenn ich ab und an mal eine klitzekleine Pause hätte. Aber ich kann mich nichtmal hinsetzen, um eine Tasse Kaffee zu trinken fünf Minuten und Luft zu holen. Sofort hängt mir was am Bein und quengelt. Dass Mama mal da sitzt geht ja so gar nicht. Und das geht so, egal was ich mache. Und wenn man dann kochen, spülen, putzen etc alles machen muss, mit einem quengelnden Kind am Hosenbein, das zehrt nach ner Zeit einfach total an den Nerven, da geht die Ausgeglichenheit bei aller Freude über das Kind schonmal flöten. Und da ich sowieso ein eher temperamentvoller Mensch bin und ziemlich schnell mal an die Decke gehe (:huhu: ElliS ;-) )fordert es echt das letzte von meiner Selbstbeherrschung, nicht durchzudrehen.

Wenn ich sowas meiner Mutter erzähle bekomme ich übrigens nur zu hören, dass SIE ja auch alles geschafft hat mit Kind. Und sie hat noch für ihre Schwiegereltern kochen und die Wäsche machen müssen, und sich um den großen Garten kümmern. Sie kann gar nicht verstehen, dass ich manchmal tagelang brauche um in zwei Zimmern Staub gewischt zu bekommen, oder dass ne Woche lang die Bügelwäsche hier steht. Tja, nur dass ich ja angeblich immer so total brav war und stundenlang mit mir selbst beschäftigt sein konnte. Ich will mal sehen ob sie auch alles so locker gequppt hätte, wäre ich so gewesen wie Rafael :-D
 
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Man kann sich auch mit relativ pflegeleichtem Kind erschöpft fühlen. Bei mir lag es definitiv an meiner inneren Einstellung. Immer wollte ich alles perfekt machen und wenn etwas mal nicht geklappt hat, war ich mega frustriert. Am schlimmsten war diese Abhetzerei von der Arbeit zur Tagesmutter, schnell noch zwischendurch einkaufen, dann nach Hause, kochen, putzen und das im Akkord. Dazu das permanent schlechte Gewissen, sein Kind im Stich zu lassen um Arbeiten zu gehen :piebts:

Mir hat die M-K-Kur gut geholfen eine andere Sicht auf viele Dinge zu bekommen. Ich bin seitdem viel gelassener. Und komischerweise schaffe ich viel mehr.

Die Sprüche kenne ich aber auch: "ich hatte früher zwei Kinder und bin noch auf Nachtschicht arbeiten gegangen und habe auch alles geschafft!" ;-)
 
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Wie es ist, als Mutter eines Kindes an die Grenzen zu kommen, kenne ich auch nur zu gut :jaja: Es kommt wirklich viel darauf an, was für ein Kind man hat. Annemarie hatte eine lange und anstrengende Trotzphase, in der sie auf Biegen und Brechen ihren Willen durchsetzen wollte, Aufforderungen aller Art, vor allem die täglichen Dinge, gekonnt ignorierte und uns an den Rand des Wahnsinns trieb. Mein Mann war sich auch eine Zeit lang nicht sicher, ob er ein zweites Kind möchte. Inzwischen hat sich das Ganze beruhigt und wir werden uns der Herausforderung stellen. :)
Gut, dass ich meine Arbeit habe, bei der ich etwas anderes sehe und höre und gut, dass Mausi ihre Kita liebt und ich guten Gewissens arbeiten gehen kann. Zum Glück bin ich keine Perfektionistin, was den Haushalt angeht. Es gibt eine Grundordnung und wer unangemeldet zu Besuch kommt, muss damit rechnen, dass es unaufgeräumt ist. Wen es stört, der soll aufräumen :zwinker:
 
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Noreia, das ist vermutlich ein großes Stück weit auch mein Problem. Dieser innere Druck, dass alles perfekt sein muss. Mama muss gut aussehen, das Kind muss fein sein (wobei ich ihm Sachen nicht gleich ausziehe, nur weil mal ein Fleck dran kommt), der Haushalt muss ordentlich sein...
Eigentlich bin ich was den Haushalt angeht auch gar nicht so der Putzfanatiker. Ich kann eigentlich damit leben wenn mal Staub wo liegt und die Wäsche ne Woche im Korb ist, oder bis abends das dreckige Geschirr sich stapelt. Aber (großes aber) was das angeht merk ich selbst, dass ich trotz eigener Wohnung noch sehr unter dem Einfluss dessen stehe, wie meine Mutter mich erziehen wollte. Die ist nämlich so ein Exemplar 'die perfekte Hausfrau'. Und ich wurde auch so erzogen, einmal die Woche wird komplett Staub geputzt, sobald die Wäsche trocken ist kommt sie von der Leine und wird umgehend gebügelt, einmal täglich wird der Boden gesaugt und dreckiges Geschirr wird gleich nach dem Mittagessen gespült! Ich bin noch nie an diese Ansprüche die sie dahingehend hat ran gekommen, und ich hatte nie auch nur den Wunsch dazu. Trotzdem merke ich, wenn mal wieder was länger liegen bleibt, dass ein Stimmchen mir flüstert 'es ist aber ne Woche her, seit du Staub geputzt hast, es ist wieder mal nötig!'.
Da muss ich echt gucken, dass ich mich davon irgendwie frei machen kann, denn wie gesagt, das sind die Ansprüche meiner Mutter und gar nicht meine. Aber man wird eine lebenslange Indoktrinierung nur schwer wieder los.
 
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Jap kenn ich :jaja:

Ich musste erst an meine Grenzen (und darüber hinaus) gehen bis nichts mehr ging um es zu kapieren...

Ich wünsche dir, dass du das nicht musst :bussi:
 
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Aber (großes aber) was das angeht merk ich selbst, dass ich trotz eigener Wohnung noch sehr unter dem Einfluss dessen stehe, wie meine Mutter mich erziehen wollte. Die ist nämlich so ein Exemplar 'die perfekte Hausfrau'.

Deine Mutter scheint das gleiche Exemplar wie meine Schwiema zu sein.
Bei ihr steht und stand schon immer der Haushalt an erster Stelle. Ich mag nicht schlecht über sie reden und sage mir: sie gehört halt einfach einer anderen Generation an. In dieser Generation hatte der Haushalt perfekt zu sein. Wenn der Mann abends von der Arbeit nach Hause kam, musste der Tisch fertig gedeckt und das Abendessen servierfertig sein. Die Kinder adrett und ordentlich gekleidet. Nur, zu welchem Preis?
Für meine Schwiema war es normal, ihr Kind stundenlang in den Laufstall zu stecken, damit sie freie Hand für den Haushalt hatte. Sie ging für zwei Stunden einkaufen und das Kind musste solang im Gitterbett ausharren. Brüllen und Schreien wurde ignoriert.
DAS würde heute keine Mutter machen, da es an Vernachlässigung grenzt.
Ich habe, als die Kinder noch klein waren, auch öfters von ihr zu hören bekommen: Mein Sohn konnte sich immer allein beschäftigen, er hat auch schon als Kleinstkind immer akzeptiert, dass ich meine Arbeit zu Hause erledigen MUSS.
Ja, ne - ist klar! Wenn man ein Kind so trainiert, dass es vom Babyalter an weiß: Meine Mutter zieht ihr Ding durch, auch wenn ich mir die Seele aus dem Leib brülle, stellt es seine Bedürfnisse ganz von allein in den Hintergrund.

Das ist aber nicht die Kindheit, die ich für meine Kinder will bzw. wollte.
Lieber habe ich eine Staubschicht auf den Schränken, anstatt Kinder, deren Bedürfnisse nicht gesehen und geachtet werden.
 
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Ein "schönes" Thema.

Ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich meine Version erzähle und was ich davon erzähle...

*vorsicht lang*


Ich hatte Sarah vor einer Weile mal davon erzählt und das tat gut. Also "traue" ich mich jetzt das auch hier zu erzählen. In meinem Freundeskreis haben die meisten noch keine Kinder und die paar Bekannte, die schon Eltern sind, scheinen das alles nicht so zu sehen.

Ich muss sagen bei uns ist das alles etwas anders, da wir beide damals unser Studium weitermachen wollten und der festen Überzeugung waren, dass man ein Kind auch gut "nebenbei" haben kann, d.h. es einfach überall mitnehmen kann usw.
Tja..dann kam unsere Tochter zur Welt und hat uns aus allen Wolken gerissen. Studenlanges Weinen, das mit etwas Glück nach studenlangem Herumtragen besser wurde. Dieses Wesen sollte uns aus einem Paar zu einer kleinen glücklichen Familie machen?

Ich wollte nie eine Mutti sein, die mehrere Jahre Hausfrau ist und des Kindes Willen Zuhause bleibt. Ich wollte mein Leben weiterleben..weiterstudieren. Mein Mann ebenso, sodass sie schon recht früh (mit knapp 5 Monaten) in die Kita kam. Natürlich gab es und gibt es immer noch die Menschen die das furchtbar finden a la: Warum bekommt man dann Kinder? - aber für mich war es eine enorme Erleichterung ein paar Stunden Ruhe zu haben und sich in der Uni anderen Gedanken und Unterhaltungen zu widmen. Genauso wie für meinen Mann. Es war schon schwer sie am Anfang abzugeben...aber ehrlich gesagt bereue ich es nicht (auch wenn ich ab und zu schon ein schlechtes Gewissen habe). Dementsprechend kann ich es natürlich nicht ganz nachempfinden, wie es den "Zuhause Mamas" geht, aber ich kann es mir zumindest annähernd vorstellen.

Mein Mann spricht sich mittlerweile gegen weitere Kinder aus. (obwohl wir uns früher einig waren 3 haben zu wollen) Die Zahl 3 sehe ich auch nicht mehr, aber so langsam macht sich ab und zu doch manchmal der Wunsch nach einem zweiten Kind in meinem Kopf breit. Aber dann denke ich mir: Du bist schon von einem Kind manchmal sehr gestresst (vor allem, wenn man auch nach fast einem Jahr immer noch jeden Tag in der Nacht aufstehen muss...heute konnte ich ganze 2einhalb Stunden am Stück schlafen und wurde dann stündlich geweckt) und freust dich, wenn sie mal nicht da ist und du deine Ruhe hast und dann willst du das alles ein zweites Mal haben? Hachja..ich weiß es nicht. Ich habe ehrlich gesagt immer noch die Hoffnung, dass es bald endlich besser wird. Alleine die Möglichkeit durchzuschlafen würde uns schon viel helfen. Mein Mann hatte von Anfang an die Vermutung, dass er kein "Baby Papa" sein wird. Er unterstützt mich grandios, so gut er kann, aber er kann gewissermaßen nicht viel mit ihr machen. Er möchte zeigen, erzählen, erklären, erleben...das ist mit einem noch fast Baby eben nicht so möglich. Ich denke er wird ein besserer Kleinkind Papa und ein noch besserer Kind Papa. Ich bin manchmal ein bisschen enttäuscht von mir. Ich dachte, dass wenigstens ich diese Babyzeit als wunderschön empfinde. Ich liebe meine Tochter und könnte mir ein Leben ohne sie auch nicht mehr vorstellen, aber ich bin ehrlich gesagt auch froh, wenn sie älter wird, laufen lernt, sprechen lernt. Es wird von Tag zu Tag interessanter mit ihr. Manchmal frage ich mich, was ich bzw. wir falsch machen, dass wir anscheinend nicht dieses ultimative Glück durch ein Kind erleben (wovon ja schließlich alle Eltern immer nur erzählen). Sind es wir, die nicht als Eltern geeignet sind und manche Dinge als schrecklich ansehen, obwohl sie es gar nicht sind?

Und dann habe ich da doch manchmal diesen Gedanken an ein Baby. Manchmal denke ich mir, dass ich zu sehr an das gute glaube. Daran das alles besser wird. Daran das alles so wird, wie wir uns das erträumt hatten...dass es bei einem zweiten Kind leichter wäre...dass ein zweites Kind unsere Familie glücklicher machen würde. Tja und dann kommt die Realität (oder mein Mann ^^) , die einem sagt, dass das alles nur Wunschgedanken sind.

Irgendwie bin ich etwas vom Thema abgeschweift. Wahrscheinlich ist alles auch etwas wirr formuliert - entschuldigt dafür.

Ich finde es schade, dass nur selten über solche Sachen gesprochen wird. Ich glaube uns hätte es zum Beispiel geholfen vor der Geburt zu wissen, dass alles eben nicht so schön sein muss, wie man sich das vorgestellt hat, dass Babys nicht nur süß aussehen und den ganzen Tag schlafen, sondern einem den letzten Nerv und das letzte bisschen Kraft rauben können. Genause wird es wohl auch in den anderen Phase der Entwicklung werden. Auch ein Kleinkind kann stressen und nerven, aber ich hoffe einfach, dass ich dann besser damit umgehen kann.
 
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