AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?
Katja, bei all diesen Sachen bin ich ganz bei dir
... meine Kinder hier wachsen auch nicht mit Lügen auf, sie wissen dass es Armut, Not, Hunger, Krieg in der Welt gibt, sie spenden ihre Kröten und zumindest der Große ist sich seiner privilegierten Situation sehr bewußt, schon alleine weil er bei unseren Reisen diese Zustände ja teils auch sieht und direkt mitbekommt.
Auch zum Thema 3. Reich wird er nicht angelogen aber da halten wir uns halt sehr allgemein. Wir sagen einfach nicht mehr als aktuell tatsächlich an Auskünften eingefordert wird. Und das ist eher wenig. Da die Dimensionen dieser Geschehnisse für Kinder gar nicht vorstellbar sind ohne dass man es ihnen sagt, kommen dann auch keine Fragen, solang ich wir nicht die entsprechenden Medien zur Verfügung stellen. Und die bekommt er halt nicht, keine Bücher und freies Internet gibts hier auch nicht. Mich wundert auch , dass du sagst, die reden in der Schule darüber. Paul ist doch in der 3. Klasse, in welchem Fach reden die denn über Anne Frank und über die vergangene deutsche Geschichte? Beim Großen reden sie über Schutzengel und son krams und soziale Verantwortung im Rahmen der Klassengemeinschaft.
Das wär für mich ganz sicherlich auch eine Sache, da würd ich nachfragen, warum das in der GS Thema ist.
Der natürliche Tod als Teil des Lebens, der begleitet uns auch und wir reden dadrüber. Viel. Die Prinzessin sagte letzt noch ganz empört zu mir: Du wirst ja immer kleiner und dann bist du mal ganz weg und bist ein Schutzengel
... da wird auch kein Trauma draus entstehen.
Aber wenn man kleinen Kindern schon so nahe bringt welch eine Bestie der Mensch sein kann, das kann glaub ich zu tiefster Verunsicherung führen. Wenn sie damit konfrontiert werden oder sich gedanklich auseinandersetzen was da geschehen ist. Wenn sie übers Lesen von solcher Literatur mit dem konfrontiert werden was Jaspis so treffend beschrieb.
Wenn ich überlege dass der Große wochenlang nächtelang nicht alleine schlafen konnte, weil er eine Geschichte vom Magischen Baumhaus so gruselig fand (und dann nur eine lapidare zeichnung dazu gesehen hat) dann möcht ich mir gar nicht ausmalen was dieses Thema in ihm auslösen könnte.
Die deutsche Vergangenheit ist für mich ein anderes Thema als wenn ich mit dem Tod im Leben lebe und versuche den Kindern gegenüber da offen zu sein und keine Gefühle zu deckeln.
Und ich hab meine Großmutter auch nach dem dritten Reich befragt, als junges Mädchen, da war ich lang nicht mehr Kind. Sie war Jahrgang 03 und hat zwei Weltkriege mitgemacht. Das war auch nicht traumatisierend weil es nivelliert war bis zum Erbrechen. Als ich in der Schule dann die Wahrheit erfahren habe, das hat einen ganz ganz tiefen Bruch in mir bewirkt.
Vertreibung, Verfolgung, Sozialdarwinismus, Massenmord, Völkervernichtung sind m. E. nach keine Themen für Achtjährige. Hier wird auch nicht gelogen, aber auch nicht gefördert sich damit zu beschäftigen. Noch nicht. Und was sagt man denn wenn Fragen kommen? Dann doch lügen, abmildern, ausweichen? Oder sagen: ja, so und so wars.
Und das ist für mich schon ein Unterschied ob Marah ihren Kindern was erklären muß was direkt aus dem Leben heraus eine Erklärung fordert oder ob man etwas forciert was sonst nicht gekommen wäre.
Marah, was sagst du deinen Kindern? Wenn ich nur lese was du schreibst, wird mir anders. und dann könnt ich schreien wenn ich an all die Idioten denke, die heutzutage mehr oder weniger ungestraft auch wieder ihr Unwesen treiben dürfen.
übrigens hier noch eine sehr bewegende Geschichte:
http://www.alexander-lebenstein-realschule.de/index.php/alexander-lebenstein und dann auf "Waggon-AG" klicken und da auf "Alexander Lebenstein" .
Die Schüler die an den Projekten arbeiteten waren Klasse neun und zehn, wenn man den Erfolg der Aktion sieht, geht das ja mit den Altersangaben überein, die sonst hier genannt wurden.