Anne Frank ab wieviel Jahren?

AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Für mich ist das Buch ein Tagebuch. Es erzählt, wie Anne Frank sich versteckt, weil sie Jüdin ist. Es erzählt doch nichts von der Deportation an sich oder vom Holocaust oder von den Greueltaten, oder?


In gewissem Sinne schon - wenn ich mich recht entsinne.
Anne Frank beschreibt in ihrem Tagebuch, wie sie den Krieg und die Verfolgung erlebt und auch, dass liebe, ihr nahe stehende Menschen plötzlich verschwunden waren, weil sie deportiert wurden.
Ich kann mich allerdings nicht mehr recht daran erinnern, inwieweit sie darüber Bescheid wußte, was es zu bedeuten hatte, wenn Menschen deportiert wurden und ob sie wußte, warum diese Menschen nicht mehr zurückkehrten.


Aber, ja - lese das Buch bitte nochmal und berichte bitte, wie es auf dich gewirkt hat - aus Muttersicht.
 
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

In gewissem Sinne schon - wenn ich mich recht entsinne.
Anne Frank beschreibt in ihrem Tagebuch, wie sie den Krieg und die Verfolgung erlebt und auch, dass liebe, ihr nahe stehende Menschen plötzlich verschwunden waren, weil sie deportiert wurden.

Ja, sie beschreibt schon ihr Leben als jüdisches Mädchen ausserhalb. Allerdings eben sehr kurz und die schlimmen Sachen stehen nicht in den Mittelpunkt gerückt. Die weitaus grössere Zeitspanne ist aber diejenige im Haus.

:winke: J.
 
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Ihr Lieben,
ich bin in dieser Thematik ganz bei Euch. Auch ich versuche meine Kleine von Themen fernzuhalten, die sie überfordern. Nur klappt das bei unserer Familienkonstellation in diesem Falle nicht immer. Was soll ich denn sagen, wenn sie fragt, warum Oma nachts manchmal schreit? Was soll ich erklären, wenn sie merkt, dass meine Mutter in PaniK gerät, wenn sie Uniformen sieht, egal welche? Da riecht schon ne schnöde Verkehrskontrolle... Kinder haben dafür ein sehr feines Gespür, wenn etwas nicht stimmt oder etwas schön geredet wird. Leider ein schwieriges und weites Feld. Aber ich findes es große klasse, wie das hier diskutiert wird.
LG
Marah
 
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Ja, ich bin auch froh, dass ich das Thema angeschnitten habe. Vielleicht bin ich manchmal zu wenig feinfühlig und hab da nicht das richtige Händchen. Aber ich lese es erst jetzt mal und bin dann gespannt. Ob ich es mit 12 lese oder mit 45 - da mag ein grosser Unterschied sein. Vielleicht aber auch, weil man viel mehr Hintergrundwissen hat als als jüngerer Mensch, da interpretiere ich dann vielleicht auch mehr rein als drinstehen mag. Mal sehen, ich bin sehr gespannt.
 
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Ach so, ich wollte noch was zur behüteten Kindheit sagen. Im Grund würde ich mir das auch für mein Kind wünschen. Aber nicht um den Preis der Lüge. Wenn er mich über Dinge fragt, dann antworte ich ehrlich. Daher gibt es bei uns auch keinen Weihnachtsmann, er weiss, dass ich nicht an Gott glauben kann und dass es die Todesstrafe gibt und viele andere Dinge, nach denen er mich fragt, beantworte ich ihm ehrlich. Für mich ist ein "Da-sein" in bezug auf die wichtigen Fragen des Lebens "wo komm ich her, wo geh ich hin, welche moralischen Werte eigne ich mir an etc" ganz essentiell.

Obwohl ich nicht an Gott glaube und schon gar nicht an die Kirche - mein Kind glaubt fest. Das ist schön, denn er ist so fest, dass er eigenes Erleben nicht an meins koppeln muss.

Der Tod ist ein uns begleitendes Thema. Ob Mama oder Janna von Krümelchen, hier wird immer wieder darüber gesprochen, mal intensiver, mal "im Vorbeigehen". Ich bin sicher, dass mein Kind dadurch kein Trauma erleidet. Aber er versteht auch, dass es anderen Menschen nicht so gut geht wie uns. Er spendet sein Taschengeld, er packt Päckchen für Kinder in Not und er ist sehr hilfsbereit, wenn es darum geht, abzugeben. ER versteht, dass man in anderen Ländern nicht sagen darf, was man sagen möchte. Mir ist wichtig, dass er versteht, wie privilegiert wir leben.

Ich finde, das ist ein sehr schöner Fred, der mich bereichert und danke euch dafür, dass ihr euch damit auch so auseinandersetzen mögt! :herz:
 
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Also, ich habe es dem Alex vorgelesen, wo er 8 war. Er wusste eh schon viel vom Krieg, weil er meine Eltern immer interessiert befragt hat - meine Mutter ist 3x ausgebombt worden und hat 2 Jahre auf der Flucht verbracht, mein Vater war mit 10 im letzten Aufgebot Flakhelfer. Tja, wozu verheimlichen? Die Welt ist nicht grundgut und da muss man auch nichts vorspielen oder vormachen. Allerdings hat Alex auch von klein an immer Nachrichten mitgeschaut, kann man alles erklären was man dort sieht, auch Krieg.

Sicher hängt das immer vom Kind ab, wie es was verkraftet, aber es hängt auch von der Familie ab, wie in der Familie mit den ernsten und schrecklichen Themen in der Welt umgegangen wird.

Wenn das Kind nicht weiss, dass es böse Menschen und schreckliche Kriege gibt und dass die Erde nicht das Paradies auf Erden ist, dann ist "Anne Frank" sicherlich nicht unbedingt eine angemessene Lektüre in dem Alter. Natürlich auch nicht, wenn ein Kind zu Alpträumen neigt oder mit solchen Themen nicht umgehen kann.

Wenn ein Kind sich aber für die Welt in allen Facetten interessiert und da auch gewisse Vorkenntnisse hat, warum nicht?

Manche Kinder können und wollen mit 4 lesen, denen nimmt man die Bücher ja auch nicht weg. Und manche Kinder interessieren sich mit 8 für die Weltgeschichte, für die Vergangenheit oder für Politik, denen sollte man dann auch ermöglichen, sich damit zu beschäftigen. Das setzt natürlich voraus, dass die Eltern mitziehen und das Kind dabei begleiten. "Anne Frank" ist ein Tagebuch - klar versteht das Kind mit 8 nicht alles, was da drin steht, tut es aber in vielen anderen Büchern auch nicht (z.B. in Harry Potter, den haben wir mit 7 begonnen). Kinder (wie auch Erwachsene) ziehen sich aus Büchern das raus, was sie verstehen und verarbeiten können. Ist doch normal.

Wir haben mit 8 "Anne Frank" gelesen, mit 9 "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" und als der Bub 12 war, hat er die beiden Bücher nochmals alleine gelesen. Und sicherlich mehr verstanden als beim ersten Mal.

Viele Grüße, Britta
 
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Katja, bei all diesen Sachen bin ich ganz bei dir :jaja: ... meine Kinder hier wachsen auch nicht mit Lügen auf, sie wissen dass es Armut, Not, Hunger, Krieg in der Welt gibt, sie spenden ihre Kröten und zumindest der Große ist sich seiner privilegierten Situation sehr bewußt, schon alleine weil er bei unseren Reisen diese Zustände ja teils auch sieht und direkt mitbekommt.
Auch zum Thema 3. Reich wird er nicht angelogen aber da halten wir uns halt sehr allgemein. Wir sagen einfach nicht mehr als aktuell tatsächlich an Auskünften eingefordert wird. Und das ist eher wenig. Da die Dimensionen dieser Geschehnisse für Kinder gar nicht vorstellbar sind ohne dass man es ihnen sagt, kommen dann auch keine Fragen, solang ich wir nicht die entsprechenden Medien zur Verfügung stellen. Und die bekommt er halt nicht, keine Bücher und freies Internet gibts hier auch nicht. Mich wundert auch , dass du sagst, die reden in der Schule darüber. Paul ist doch in der 3. Klasse, in welchem Fach reden die denn über Anne Frank und über die vergangene deutsche Geschichte? Beim Großen reden sie über Schutzengel und son krams und soziale Verantwortung im Rahmen der Klassengemeinschaft.
Das wär für mich ganz sicherlich auch eine Sache, da würd ich nachfragen, warum das in der GS Thema ist.

Der natürliche Tod als Teil des Lebens, der begleitet uns auch und wir reden dadrüber. Viel. Die Prinzessin sagte letzt noch ganz empört zu mir: Du wirst ja immer kleiner und dann bist du mal ganz weg und bist ein Schutzengel :herz: ... da wird auch kein Trauma draus entstehen.

Aber wenn man kleinen Kindern schon so nahe bringt welch eine Bestie der Mensch sein kann, das kann glaub ich zu tiefster Verunsicherung führen. Wenn sie damit konfrontiert werden oder sich gedanklich auseinandersetzen was da geschehen ist. Wenn sie übers Lesen von solcher Literatur mit dem konfrontiert werden was Jaspis so treffend beschrieb.
Wenn ich überlege dass der Große wochenlang nächtelang nicht alleine schlafen konnte, weil er eine Geschichte vom Magischen Baumhaus so gruselig fand (und dann nur eine lapidare zeichnung dazu gesehen hat) dann möcht ich mir gar nicht ausmalen was dieses Thema in ihm auslösen könnte.
Die deutsche Vergangenheit ist für mich ein anderes Thema als wenn ich mit dem Tod im Leben lebe und versuche den Kindern gegenüber da offen zu sein und keine Gefühle zu deckeln.


Und ich hab meine Großmutter auch nach dem dritten Reich befragt, als junges Mädchen, da war ich lang nicht mehr Kind. Sie war Jahrgang 03 und hat zwei Weltkriege mitgemacht. Das war auch nicht traumatisierend weil es nivelliert war bis zum Erbrechen. Als ich in der Schule dann die Wahrheit erfahren habe, das hat einen ganz ganz tiefen Bruch in mir bewirkt.

Vertreibung, Verfolgung, Sozialdarwinismus, Massenmord, Völkervernichtung sind m. E. nach keine Themen für Achtjährige. Hier wird auch nicht gelogen, aber auch nicht gefördert sich damit zu beschäftigen. Noch nicht. Und was sagt man denn wenn Fragen kommen? Dann doch lügen, abmildern, ausweichen? Oder sagen: ja, so und so wars.

Und das ist für mich schon ein Unterschied ob Marah ihren Kindern was erklären muß was direkt aus dem Leben heraus eine Erklärung fordert oder ob man etwas forciert was sonst nicht gekommen wäre.

Marah, was sagst du deinen Kindern? Wenn ich nur lese was du schreibst, wird mir anders. und dann könnt ich schreien wenn ich an all die Idioten denke, die heutzutage mehr oder weniger ungestraft auch wieder ihr Unwesen treiben dürfen.


übrigens hier noch eine sehr bewegende Geschichte:

http://www.alexander-lebenstein-realschule.de/index.php/alexander-lebenstein und dann auf "Waggon-AG" klicken und da auf "Alexander Lebenstein" .

Die Schüler die an den Projekten arbeiteten waren Klasse neun und zehn, wenn man den Erfolg der Aktion sieht, geht das ja mit den Altersangaben überein, die sonst hier genannt wurden.

:huhu:
 
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Und was sagt man denn wenn Fragen kommen? Dann doch lügen, abmildern, ausweichen? Oder sagen: ja, so und so wars.

Ich habe erst kürzlich die Erfahrung gemacht, dass es Kindern genügt, wenn man die Fragen kurz und knapp beantwortet. So wie ihr (Lucie) es handhabt.
Meine Große hatte im Radio die Begriffe 3. Reich und Gaskammer aufgeschnappt und wollte wissen, was die Begriffe bedeuten :entsetzt:
Ich stand vor genau der obigen Frage: Wie reagiere ich? Lügen, abmildern, ausweichen oder erklären?
Ich habe mich fürs Erklären entschieden und erklärte es ihr so kindgerecht wie möglich und so knapp wie möglich, dass eben nur ihre Frage beantwortet war. Sie schluckte erst und ließ die Antwort für einige Sekunden sacken. Ich hatte mich innerlich schon auf wieso, weshalb, warum eingestellt und überlegte fieberhaft, wie ich ihr die Folgefragen am besten beantworten könnte. Aber, sie meinte nur knapp: "Ok! Die Antwort reicht mir mal fürs Erste! Einzelheiten mag ich jetzt keine wissen, die scheinen mir nämlich sehr grausam zu sein. Damit warte ich besser noch ein paar Jahre"

Ich denke, dass Kinder (sofern sie nicht übermäßig sensibel sind) sehr gut einschätzen können, wie viel Wahrheit sie vertragen können und sich auch rechtzeitig genug aus dem Thema ausblenden können, wenn es ihnen zu viel wird.
Anlügen oder abmildern oder gar abwimmeln mag ich Fragen generell nicht.
Wäre die Frage von meinem Kleinen gekommen, hätte ich ihm die Frage wohl auch beantwortet, aber sicherlich noch knapper.
Aber letztendlich kommt es auf das Kind an und darauf, wie es sensibel es ist.

In Marahs Fall wäre es wohl der falsche Weg, die Kinder im Unklaren darüber zu lassen, weshalb die Oma nachts von Albträume geplagt wird oder weshalb sie Angst vor Uniformen hat.

Marah: ich mag mich Lucies Frage gerne anschließen. Wieviel Wahrheit erklärst du deinen Kindern bzw. wie geht ihr mit Fragen um?
 
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