Ich habe jetzt mal "ja" angekreuzt - aber den Duden brauche ich immer wieder, denn einige Dinge merke ich mir nieeee - weil sie total unlogisch sind.
Ich arbeite ja in einer Publikations-Redaktion u. a. im Lektorat - alle Mitglieder unseres Teams sind sich einig, dass die neue RS kein bisschen logischer ist als die alte: Alte Ausnahmen wurden durch neue ersetzt.
Unser Dauerbeispiel sind folgende Adjektive: fremdorganisiert, selbstbestimmt, ferngesteuert, fremdbestimmt gegenüber selbst organisiert, selbst gesteuert, selbst verantwortet, selbst gewählt, selbst gestellt. Und, die Krönung: Als Adverb schreibt man aber selbstorganisiert, selbstgesteuert usw. 8O
An das Doppel-S gewöhnt man sich schnell, das gehört zu den positiven Neuerungen. Aber: Wann man "das" schreibt nach dem Komma und wann "dass", haben deswegen trotzdem noch viele nicht kapiert. Und wenn mir jemand liebe "Grüsse" sendet oder auf der "Strasse" geht, hat die neue RS mehr neue Fehler bewirkt als Gutes.
Das mit den Substantivierungen finde ich im Grunde auch ok. Aber auch hier fehlt die Konsequenz: Warum muss ich denn verflixt nochmal jetzt "zurzeit" schreiben? Das Substantiv ist nicht verblasst, und auch die Betonung spricht dagegen. :-?
Noch schlimmer ist es mit Getrennt- und Zusammenschreibung. Ich finde schon, dass es einen Unterschied imacht, ob ein Kind schon "gut gehen" kann oder ob eine Sache "gutgehen" wird. Auch die neue (Nicht-)Kommasetzung finde ich unmöglich. Vor einen Nebensatz mit erweitertem Infinitiv und vor und nach einen Einschub gehört einfach ein Komma, damit man sich beim Lesen in einem langen Satz schnell zurechtfindet.
Insgesamt kann man die Tendenz beobachten, dass nach der RS-Reform jeder zunehmend schreibt, wie es ihm passt. Auch und gerade Journalisten. Und das ist ja wohl das größte Armutszeugnis, das man den Reformern ausstellen kann. Schließlich war der Duden ja einst dazu da, die deutsche RS zu vereinheitlichen, nicht sie weiter zu verwirren!