AW: Unsere nicht eingeschulten KANN-Kinder - Austausch hier!
Lulu, wie sieht denn das Vorschulprogramm bei euch aus? Mir scheint, die Kinder lernen richtig was. Ist jeden Tag Vorschulprogramm? Wird jeden Tag Wissen vermittelt oder wird auch Wert auf elementare Fähigkeiten wie Motorik beim Stifthalten, richtiges Ausmalen, Ausschneiden, Schleife binden, Sozialverhalten etc. gelegt? Schreib doch mal bitte was dazu.
Kathi,
ja klar lernen die was
, aber langsamer und weniger als in einer ersten Klasse. Die Vorschulklassen - K heissen sie hier und nach K kommt 1st Grade - sind ganz normale Grundschulklassen fuer 5-jaehrige. Es geht natuerlich viel darum, die Kinder an den Tagesablauf in der grossen Schule zu gewoehnen, zB sollte jedes Kind mehrmals sein Mittagessen in der Cafeteria kaufen, weil nur im Vorschuljahr die Lehrerinnen dabei helfen (die meisten Kids bringen Lunch von zuhause mit). Sie lernen so Dinge, wie nicht staendig dazwischen zu quatschen, sondern Fragen auch einen Moment aufheben zu koennen. Das waere also schon Arbeit an den "self-help-skills" und Umgangsformen. Ansonsten steht im Lehrplan viel zu Buchstaben, Alphabet und Leseuebungen. In Mathe geht es eher um "number sense", das Erfassen von Mengen, vorwaerts und rueckwaerts zaehlen, wesentliche Geometrie (Grundformen, Muster legen). Als Sachthemen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich kommen Holz, Schmetterlinge und "schwimmen und sinken" dran (bei Klaas war damals noch ein Thema "vom Samen zum Apfel"), im sozialwissenschaftlichen Bereich weiss ich es gar nicht. Die Kinder haben auch ganz normal Kunst, Musik, Sport und Computer (je ein mal die Woche). Im Gegensatz zur Erstklaesslern haben sie allerdings 2x eine halbe Stunde Spielplatzzeit, eine halbe Stunde Mittagsruhe und auch im Klassenraum (die uebrigens fuer diese Altersstufe riesig sind) noch "choice time", wo sie zwar lesen und rechnen koennten aber genauso gut Puppenkueche spielen oder Baukloetze bauen.
Ach, und zwei mal pro Woche gibt es eine halbe Stunde Chinesisch, das ist neu (und ich vermute, um effektiv zu sein, muessten sie das Pensum mindestens verdoppeln).
Jetzt am Anfang sieht lesen zB auch so aus, dass ein Buch vorgelesen wird und die Kinder ein Bild dazu malen und einfach den Inhalt als Gruppe besprechen. Vielleicht, wenn sie Lust haben, den Titel abmalen/schreiben.
Die Tage sind also voll, aber realistisch ist fast die Haelfte der Zeit Pause, Ruhezeit, Mittagessen oder freies Spiel. Bleiben aber immer noch drei Stunden Vorschulfoerderung. Da zwei Lehrerinnen auf - in unserem Fall - 19 Kinder kommen, ist es auch moeglich, dass fixe Kids schon lesen lernen oder halbwegs passabel schreiben. Aber das ist kein Muss. Die Kinder sollen halt in die erste Klasse gehen und das Alphabet schon koennen, die Laute den Buchstaben zuordnen, eine Idee haben, dass man Buchstaben zusammenziehen kann und verstehen, dass es den Denkprozess foerdern kann Sachen aufzuschreiben, erste Schreibversuche ueber den eigenen Namen hinaus.
Ich persoenlich finde dieses fruehe lesen ja sinnlos :oops:, aber die poltitische Stimmung ist absolut pro. Analphabetismus ist in den USA immer noch ein gefuerchtetes Problem. Ich wuerde ja als K-Lehrerin nur Sachkunde machen und Ausfluege
. Dabei koennten die Kids von mir aus einzelne Woerter lesen/erkennen und schreiben lernen. Und altersgemaesses Rechnen ganz bestimmt. Aber vermutlich waere ich meine Job schneller los, als ich kucken koennte.
Lulu