Jackie,
seit Tagen schulde ich Dir hier eine Antwort, hatte aber keine Zeit zum :tippen:.
Das Jungen-Buch von Biddulph, das Kerstin zitierte, habe ich auch. Und der zitierte Text hat mir sehr geholfen mit meinem testosterongeplagen 4-jaehrigen Klaas umzugehen. Bei Klaas ging ca einen Monat vor dem 4. Geburtstag ein deutlicher Verhaltenswandel vor: niedriegeres Frustrationspotenzial mit Folge bruellen, grosse Betonung der Koerperlichkeit (stark und schnell waren ganz wichtig), eine Vergroesserung des Bewegungsdrangs (dem man auch mit viel draussen spielen kaum Herr wurde --> Klettern auf Moebeln, Umherspringen und -rennen im Haus, Rumzappeleien), der Drang laut zu sein, Orientierung an aelteren Jungs... Als Kleinkind hingegen war er sehr easy, ausgeglichen, charmant, empathisch, recht leise. Er hat schon immer gerne draussen gespielt und getobt, aber drinnen hat er sich auch so benommen, wie man das in einer Wohnung erwartet. Tja und das war auf einmal alles anders.
Bei uns kam dazu, dass Levin ein paar Monate vorher auf die Welt kam. Frank hat den Verhaltenswandel auf Eifersucht geschoben. Aber in meinen Augen war das nur ein Teil des Spiels. Und ich bin froh diese Erklaerung gefunden zu haben, denn sie hat mir geholfen mit dem veraenderten Kind umzugehen, und statt die Daumenschrauben anzuziehen zu akzeptieren, dass er sich weiterentwickelt und fuer mich "unbequemer" wird. Die vorher ausprobierten Eifersuchtsgegenmassnahmen haben naemlich nur zum Teil gefruchtet, eben zu dem Teil, zu den die geschwisterliche Eifersucht den Verhaltenswandel ausgemacht hat.
Ich finde es schade, dass dieser einfache Fakt den Eltern nicht nahegebracht wird. Denn alleine das Wissen, dass das Kind sich nicht zurueck ins Trotzalter begibt oder nur doof benimmt, sondern dass es einen Grund fuer diese Verhaltensmuster gibt, hilft sehr mit ihm umzugehen. Bevor mir unser Biddulph Buch (wieder) in die Hand fiel (wir hatten es zur Geburt geschenkt bekommen), war ich recht verzweifelt, so verzweifelt, dass ich schon ein Gespraech mit unserem Hausarzt gesucht hatte. Der hat mir zwar bestaetigt, dass das alles normal so ist und wir ganz bestimmt patente Eltern sind und mir noch gute(!) Erziehungstipps mit auf den Weg gegeben, aber diesen Testosteronschub hat er nicht erwaehnt. Als ich Mr. Biddulph las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Nicht bei allen Jugen faellt der Schub gleichermassen ins Gewicht. Als ich neulich den Vierjaehrigen einer Bekannten leidenschaftlich mit zwei 6-jaehrigen argumentieren (lautstark :-D) sah, habe ich mir ihr darueber gesprochen. Sie meinte fuer sie sei dieses erwachende Kampfpotenzial, die Lautheit etc. neu, denn ihr aelterer, 7-jaehriger, Sohn haette sich ueberhautpt nicht so verhalten. Aus unserem eigenen Freundeskreis kenne ich einige Jungs, zwischen 4 und 5einhalb unausstehlich waren
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Klaas ist heute noch vom Verhalten her testosterongerittener als er es als kleines Kind war. Aber zum einen habe ich mich dran gewoeht *nervundaugenroll*, zum anderen hat er natuerlich auch an sozialen Kompetenzen zugelegt. So richtig durchbrechen tut es dennoch immer mal wieder: Bei Muedigkeit/Ausgelaugtsein sinkt die Frustrationsschwelle; stark und schnell ist immer noch auesserst wichtig; und Nervositaet oder aufgeregt sein wird in Rumgehippel und schlechtes (wildes und lautes) Benehmen umgesetzt. Das Kind ist definitiv nicht hyperaktiv oder so; man koennte es aber manchmal meinen
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Ich wuensche Euch einen "smooth ride".
LG Lulu