Ich bin der Ansicht von Lulu. Du bist seine Mutter. Nicht seine Nachhilfelehrerin. Ich glaube, dass Lernen mit Eltern grundsätzlich zum Scheitern mit viel Streit verurteilt ist. Als mein grosser Sohn in Französisch schlecht war, weil er - aus meiner Sicht - so viel am Computer gespielt hat, habe ich einen Kollegen engagiert, obwohl ich selbst mit Französisch arbeite. Das hat gut geklappt, Klaus hat sich mit dem Kollegen toll verstanden, und der hat ihn durch die GCSEs gehievt. Danach hat Klaus dann Französisch (und Latein) abgewählt, um noch mehr am Computer zu spielen. Heut' kann er kein französisches Wort mehr, ist Computer Scientist, schreibt Handy-Apps und ist Grossverdiener. Könnte ich heute nochmal entscheiden, würde ich ihm fuer das Geld fuer den Nachhilfelehrer einen besseren Computer kaufen, weil ich inzwischen fest davon überzeugt bin, dass aus Kindern, die in fördernden, schützenden, schätzenden Rahmenbedingungen ohne Schicksalsschläge aufwachsen, genau das wird, was werden soll. Aus meinem grossen Sohn hätte man keinen Dolmetscher machen koennen, aus meinem Kleinen keinen Mathematiker. Mein kleiner Sohn ist sehr fleissig, meine Tochter und mein grosser Sohn waren dem Anschein nach sehr faul - aber das täuscht. Sobald sie das gefunden hatten, was ihres war, waren sie nicht mehr faul, und beide sind durch die Uni gesegelt (meine Tochter trotz schwerer Erkrankung und Kind im vierten Semester in Regelstudienzeit). Das kann ich fuer sie aber nicht suchen. Ich kann nur mit dem Kind, das ins Museum will, ins Museum gehen, und dem, das programmieren lernen will, die Ausrüstung zur Verfügung stellen. Und an sie glauben. Was mir schwer fiel (zumal ich technisch so doof bin, dass fuer mich jede Beschäftigung von Kindern mit Handys und Computern "Spielen" war). Ein kleiner Freund meines Sohnes erklärte seiner Mutter - meiner Freundin - in der zweiten Klasse, Schule bräuchte er nicht, er wolle Bettler werden. Dass meine Freundin einmal in einem Gespräch mit sich beklagenden Lehrern "Macht nichts, Henry wird sowieso Bettler" sagte, bewundere ich bis heute. Was er wird, steht noch aus, mit der Schule tut er sich immer noch schwer, und so wie unser NHS Krankenpfleger bezahlt, wird er von seinem Traumberuf Bettler leider nicht allzu weit entfernt sein. Aber er hat das gefunden, was er unbedingt will, und kaempft darum, es zu erreichen.