Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

Snugglin

Tourist
Hallihallo,
auf der Suche nach Informationen bin ich auch auf dieses Forum gestoßen.
Mein Name ist Rebecca, und ich bin die Mutter von Johanna, die im November 3 Jahre alt wird.

Neben einigen Defiziten in der Körperwahrnehmung ist uns bereits früh vor allem eine Essstörung an Johanna aufgefallen, wobei wir das natürlich nicht sofort als Essstörung wahrgenommen haben. Vielmehr haben wir gemerkt, dass unser Kind "irgendwie anders" ist.
Sie hat sich nie für feste Nahrung interessiert, vielmehr hat sie gewürgt, sich übergeben, geweint, randaliert usw., wenn sie mit stückiger Nahrung konfrontiert wurde oder sie gar an oder in den Mund bekommen hat.
Nach etlichen Besuchen bei unserem Kinderarzt, viel Warterei, ob es bei Johanna vielleicht doch noch "klick" macht - ein vielbenutzter Satz in der Zeit war: "Sie ist einfach etwas später dran, das kommt schon noch." - wurden wir vor einem Jahr dann doch an eine Logopädin überwiesen, die sich auch auf diese Essgeschichten bei Kleinkindern spezialisiert hat.
Seitdem gab es Fortschritte in der Körperwahrnehmung, und unsere Tochter leckt mittlerweile immerhin an Lebensmitteln, wenn sie auch immer noch nicht reinbeißt oder gar kaut und runterschluckt.

Anfang dieses Jahres landeten wir knapp ne Woche lang im Krankenhaus am Tropf, weil Johanna nach einer leichten Erkältung über Tage jegliche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verweigerte.
Daraufhin leitete unser Kinderarzt endlich weitere Schritte ein und überwies uns an die Uniklinik Köln. Auch dort waren wir eine gute Woche stationär, Johanna wurde auf den Kopf gestellt und wir wurden von den unterschiedlichsten Spezialisten besucht und befragt.

Ergebnis: Johanna hat eine Wahrnehmungsstörung, die in dieser Essstörung gipfelt.
(Das ist die Kurzfassung).
Endlich haben wir nach eineinhalb Jahren diffusen Gefühls, dass etwas anders ist, eine Diagnose.
Seitdem sind wir ambulant in Köln in Behandlung, weiterhin bei unserer ortsansässigen Logopädin, und all unsere Hoffnungen haben wir nun auf den Kindergarten gesetzt, den Johanna jetzt seit etwas über einem Monat besucht.

Aber es stagniert.
Sie hat im Laufe dieses Jahres zwar wahnsinnige Fortschritte in der Körperwahrnehmung gemacht, ist nicht mehr zu unterscheiden von anderen Kindern ihres Alters, aber mit dem Essen geht es einfach nicht weiter voran.
Sie würgt zwar nicht mehr sofort oder erbricht sogar, wenn sie mal nen Krümel in den Mund bekommt, aber außer Grießbrei und Joghurt isst sie dennoch nach wie vor rein gar nichts.

Unsere Therapeuten sagen, sie braucht Zeit, und ich bin die Letzte, die ihr die nicht geben möchte, aber nachdem wir nun etwa zwei Jahre Stress, Weinen, Verzweiflung, Würgen, Erbrechen, Randale, Depressionen und und und hatten möchte ich einfach nur noch, dass mein Kind endlich normal isst.

Gibt es hier Mütter, die wissen, wovon ich spreche? Ebenfalls Betroffene? Obwohl ich mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe, habe ich bisher nicht viele gefunden, die ebenfalls betroffen sind.

Sollte sich bis Ende des Jahres oder Anfang kommenden Jahres nichts Gravierendes getan habe, steht ein stationärer Aufenthalt in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen zur Debatte. Kennt die jemand? War vielleicht schon dort? Kennt das Essverhaltenstraining und alles drumherum?

Vielleicht finde ich ja hier den ein oder anderen, mit dem ich mich ein wenig austauschen kann.

Der Text ist nun ganz schön lang geworden, sorry, aber kurz kann man das Thema irgendwie einfach nicht abreißen.

Liebe Grüße,
Rebecca
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

Hallo Rebecca,

es gibt hier - einschließlich meines Kindes - wohl einige Mütter, der Kinder mit Wahrnehmungsstörungen, oralen Mißempfindungen jeglicher Art zu kämpfen haben / hatten, so stark ausgeprägt hab ichs bei meinem Kind nicht erlebt.
aber es hat auch sehr lange gedauert bis stückige Kost möglich war, Verschlucken war an der Tagesordnung, krümelige bröslige Sachen führten zu massiven Problemen usw...

es hat sich bei ihm im Laufe der Zeit halbwegs gebessert, eine Restsymptomatik ist immer noch da, er kann verschiedene orale Wahrnehmungen gar nicht aushalten, ist säureempfindliche etc.

was ist bei deiner Tochter die angenommene Ursache für die Probleme? Gibts eine?
Hier wurden auch jahrelang nur Symptome nicht angenommen, klein geredet, abgewiegelt etc, endlich irgendwann mindestens mal beachtet während Muttern weiter auf Ursachenforschung war :umfall:

Ende vom Lied war, er hatte vier Jahre lang ein unbehandeltes KiSS-sydrom, neben noch einer anderen kleineren Sache, und als das KiSS-syndrom behandelt war wurde es auch langsam besser, griffen endlich mal irgendwelche Therapien, gab es Fortschritte die ich wirklich als solche bemerkte und nicht eher unter die Kategorie "Weiterentwicklung" einsortierte...

mit der Behandlung der Ursache sowie Anschlußtherapien besserte sich dann auch im laufe der Zeit die taktile Abwehr, die völlig durcheinandergewirbelte Wahrnehmung (mal über-und mal unterempfindlich usw. ) ...

nach unserer Odyssee -ausgelöst durch solche eine banale Ursache -ist somit einer meiner ersten Fragen bei so etwas immer: wurde das Kind mal manualtherapeutisch oder osteopathisch angeschaut, wurde es mal auf Blockaden untersucht...

:huhu:
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

Hallo Lucie,

danke für deine Antwort!
Vor allem während unseres Aufenthaltes in Köln wurde Johanna ziemlich umfassend untersucht. Rein körperlich sowieso, dann kümmerten sich aber auch eine Ökotrophologin, ein Logopäde und Psychologen um uns.
Außerdem durchlief Johanna eine etwa zweistündige Entwicklungsdiagnostik bei einer Ergotherapeutin.

Ergebnis: Johanna ist pathologisch kerngesund, entwicklungsdiagnostisch ist sie ihrer Zeit in allen Bereichen (Feinmotorik, Grobmotorik, Intelligenz, sprachliches Verständnis und selbstgenutzte Sprache) sechs bis zwölf Monate voraus.

Diagnostiziert wurden eine Interaktionsstörung mit Schwerpunkt Essstörung und eine sensorische Integrationsstörung mit Schwerpunkt taktile Hypersensibilität.

Zurückzuführen ist das Ganze wohl auf eine Reihe von "dummgelaufenen" Dingen während Schwangerschaft und der ersten Zeit danach.
Zum einen wurde mir in der Schwangerschaft für einen Zeitraum von etwa 8 Wochen absolute Bettruhe verordnet (etwa 6. und 7. Monat), wodurch dem Ungeborenen dann ne Menge Reize fehlen. Dann war die Geburt sehr langwierig, anstrengend und nicht ganz unproblematisch (Stichwort Geburtstrauma evtl.), und anschließend hatte ich dann auch noch über nen Zeitraum von guten 4 Monaten mit ner ausgewachsenen Wochenbettdepression zu tun, wodurch dem Säugling natürlich auch ganz viele negative Signale von der Mutter gesendet werden.
Das alles soll dazu geführt haben, dass Johanna diese Problematik entwickelt hat.

Osteopathisch wurde sie allerdings nicht unter die Lupe genommen, muss ich gestehen. Hat mir aber auch nie jemand empfohlen.
Kann so ne Wahrnehmungsstörung echt daher rühren?
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

Hallo und willkommen hier,

mir sticht sofort das in's Auge:

Dann war die Geburt sehr langwierig, anstrengend und nicht ganz unproblematisch (Stichwort Geburtstrauma evtl.),

Ab zum Osteopathen! Ich vermute, dass Deine Tochter tatsächlich eine Blockade haben könnte. Mein Sohn wurde auch auf KISS behandelt, auch wir hatten eine schwierige, lange und sehr, sehr anstrengende Geburt.

Zum einen wurde mir in der Schwangerschaft für einen Zeitraum von etwa 8 Wochen absolute Bettruhe verordnet (etwa 6. und 7. Monat), wodurch dem Ungeborenen dann ne Menge Reize fehlen.
Interessant. Ich wusste nicht, dass es das tatsächlich gibt. Ich lag ab der 25. Woche für 10 Wochen abwechselnd im Bett und im Krankenhaus. Mir hat nie jemand gesagt, dass dem Ungeborenen dadurch etwas fehlen könnte.

Vielleicht helfen Dir die Stichwörter "KISS" und "Manualtherapie" etwas weiter, um in google ein paar vergleichende Berichte zu lesen. Vielleicht findest Du da Parallelen zu Deiner Tochter.

Alles Gute!
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

doch, eine lange Liegedauer während der Schwangerschaft - oft noch gekoppelt mit Wehenhemmergabe - kann durchaus zu Wahrnehmungsstörungen führen, da dem Fötus ganz wichtige Gleichgewichts- und Hautreize fehlen die durch die Bewegung der Mutter während der Tragezeit zugeführt werden.
Ich lag übrigens auch ab der 30. Woche... mit i.v.Wehenhemmern :heilisch: , hatte dann nen KS.

von dem Geburtstrauma in psychischer Hinsicht kann man nun halten was man will, aber neurobiologisch führt das eher nicht zu den Wahrnehmungsstörungen, sondern eher die negativen Folgen, die eine erschwerte Geburt auf funktioneller neurobiologischer Sicht auslösen kann. Wahrnehmungsstörungen im Säuglings- oder Kindesalter sind meistens funktioneller Ebene, erst im späteren Alter auch durchaus ursächlich auf psychogenen Ursachen zu suchen. Wie es im Säuglingsalter tatsächlich wirklich ist ist schwierig zu beurteilen, da es einen breiten esoterischen Markt jeglicher Therapien für frühgeburtliche Traumata gibt ohne dass je wirklich seriös was bewiesen wurde bin ich da sehr sehr zögerlich und mißtrauisch in der Beurteilung.

ach ja, du könntest dich mal noch bei den www.rehakids.de umschauen, da wirst du mit recht hoher Wahrscheinlichkeit auch auf betroffene Eltern, aber auch Fachleute stossen :huhu:

Der Bereich der Blockaden, landläufig KiSSsyndrom genannt ist von der Schulmedizin nicht anerkannt, es tut sich so langsam was. Aber deshalb ist es auch eher Glücksache ob man an aufgeschlossene Ärzte/therapeuten gerät oder nicht.
Da ich mit seinem Sohn auch diagnostische Abklärungen von Pontius zu Pilatus hintermir habe, Psycho, doktor, Ergo und tralala und am Ende eben bei der Aussenseitermedizin Hilfe gefunden habe, erwähne ich nur mal am Rande, zusätzlich zu der Tatsache dass ich eine schulmedizin-überzeugte Krankenschwester bin ;).

:huhu:
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

Danke für eure Antworten!
Nachdem ich mich nun schon einige Minütchen durchs Netz wühle mit Ansatz "KISS, Manualtherapie, Osteopath" und sowas stoße ich immer wieder auf ähnlich gelagerte Erfahrungsberichte, bei denen der Osteopath tatsächlich geholfen hat.
Nun muss ich nur nen Guten hier in der Gegend finden, und dann werde ich mit Johanna dort mal vorstellig.

Wenn DAS die Probleme tatsächlich löst, dann weiß ich auch nicht...
Zwei Jahre Stress so einfach weg?
Unvorstellbar... wir werden sehen. :)
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

wie weit ist Köln von Euch? Dann wäre Dr. Biedermann die richtige Adresse für euch.... ich persönlich bin eh jemand der eher zu einem der Manualtherapeuten denn zu einem Osteopathen gehen würde aber da Dr. Biedermann einer der"KiSS-Päpste ist, wäre mir auch eine weitere Anfahrt bei einer schwierigen Abklärung den Weg wert, bevor ich wieder ne Falschaussage bekäme (ich habe einen Arztbericht da war mein Sohn 4 Monate alt, da wurde SICHER ein KiSSsydrom ausgeschlossen... ). Und Niederrhein und Köln... man verzeihe mir ggf. meine geografischen Unkenntnisse :heilisch:

und nein - damit wäre es nicht einfach weg. Blockaden hinterlassen ihre Spuren in der Entwicklung der Kinder und das einzigste was dann passiert wenn die Blockade weg ist: der Körper kann mit therapeutischer Hilfe sich zur Gesundung hin entwickeln. Aber wenn die ursache beseitigt ist (oder besser mal: eine der Ursachen, meistens gibts ja doch mehrere die ungut miteinander spielen) dann kann überhaupt mal so ein Prozess begonnen werden. Ebenso wie eine wunde nie heilen kann wenn Keime drin sind kann eine normale körperliche Entwicklung nicht in gang gesetzt werden wenn die Blockade das verhindert...
d.h. -so oder so hätte euere Johanna noch einen Weg vor sich der durch Therapie gezeichnet wäre... aber es würde wenigstens mit Erfolg und Besserung vorwärts gehen :huhu:
 
AW: Keinerlei feste Nahrung bei 3-Jähriger

Hallo und Willkommen!

Ich kann deine Verwzeiflung und all eure gemeinsamen Anstrengungen sehr gut verstehen und kann vieles auch persönlich aus Erfahrung nachvollziehen. Ich möchte ganz offen sein.

1. Es ist sehr gut dass ihr jetzt eine Diagnose und therapeutische Ansätze habt.

2.
möchte ich einfach nur noch, dass mein Kind endlich normal isst.
Verabschiede dich von diesem Wunsch.

Tief durchatmen. Ich meine es ernst.
AKZEPTIERE die Situation wie es ist. Nimm dein Kind genauso an wie es ist - und nciht wie es sein sollte. Gib deinem Kind Raum so zu sein wie es ist.

Stell dir vor du hast ein Problem und alles dreht sich überwiegend darum. Und Jeder will dich davon überzeugen dass es nicht so ist, dass es einfach abzustellen ist.

Sieh all das Beste und Wundervoll an deinem Kind. Fokussiere dich auf all das was es gut macht. Und schenke ihr Aufmerksamkeit dafür. Damit kommt sie in eine gute Wahrnehmung für sich. Nur wenn ihre positive Wahrnehmung gestärkt wird kann sie selbst das Abenteuer Essen irgendwann - vielleicht in sehr ferner Zeit - antreten. Unter Druck, auch unter Gedanken- und Gefühlsdruck "ich will nur dass mein Kind normal isst" kann sie sich nur falsch fühlen.

Überlege dir einfach was gut funktioniert. Sie sieht wohlgenährt aus auf dem Foto. Und lass sie sein wie sie ist. IHre Wahrnehmung therapeutisch zu unterstützen ist gut - aber weg von dem Fokus "es geht alles ums Essen". Es solle um sie die kleine Persönlichkeit gehen. Dass sie sich WOHL fühlt.

Liebe Grüße Ute
 
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