Generation ICH

Genauso ist es im Kindergarten. Ich würde dir gerne ans Herz legen einen verständnisvolleren Blick für die Eltern zu haben. Erzieher und Eltern müssen an einem Strang ziehen und das letzte Wort haben in meinen Augen nun mal die Eltern.

In der Erzieherausbildung war das bei uns auch gar kein Thema.
In der Heilpädagogik dann aber umso mehr und das Thema war immer: Hole den anderen da ab, wo er steht. Ob Kind, ob Elternteil, on Kollegin.
Das ist nicht immer einfach, bei den Kindern noch am ehesten, aber gerade bei anderen Erwachsenen entstehen schnell ungute Beziehungsstrukturen, die genau das dann verhindern, wenn man nicht ständig reflektiert.
Aus dem Grund müsste mMn (auch) viel mehr in Supervision investiert werden.
Natürlich gibts Eltern, die einen schon mal echt nerven, aber wenn ich mein Ziel klar vor Augen habe, dann nehme ich automatisch viel weniger persönlich. Deutet ich in meinem ersten posting ja schon an.

Schlussendlich bin ich sicher eher eine Mutter, von der viele sagen, dass meine Erziehung 'zu wenig' ist, wenn ich hier so lese, aber mir ist es wichtig, dass ich individuell aufs Kind schaue. Und zum Glück lassen die Umstände das auch zu. Aus dem Grund gibts keine starren Bettgeh- oder Hausaufgabenzeiten, keine abgezählten Süßigkeiten und niemand wird schreiend im Supermarkt auf dem Boden liegen gelassen. Weil ich versuche zu verstehen, was da gerade passiert beim Kind und weiß, dass es nicht mich persönlich meint. Also muss ich auch nicht betroffen sein. (Ich verstehe aber gut, dass das bei anderen anders ist, es gibt eben nicht nur den Weg, weil ja auch alle Familien anders sind.)

Und wenn ich weiß, was der Grund ist und ich kann (oder will) ihn nicht beheben, dann kann ich immer noch sagen, dass ich verstehe, dass mein Kind wütend ist. Dass ich ihm nicht helfen kann bei der Erfüllung seines Wunsches, aber verstehe, dass es deshalb jetzt so sauer ist.
Ich finds demütigend, das Kind einfach liegen zu lassen in seiner Überforderung und Hilflosigkeit und bislang konnten wir solche Situationen immer anders lösen.
Das hat mir z.B. eine der Bibererzieherinnen damals quasi zum Vorwurf gemacht.
Mein Ansatz ist aber nicht, das Kind irgendwie zu biegen, vielleicht sogar zu brechen, sondern mit ihm Wege zu finden. Wer bin ich, dass ich voraussetzen würde, mein Weg wäre auch der einzig richtig fürs Kind?
Und dennoch gibts hier aber Sachen, die einfach so sind. Aus Sicherheitsgründen in erster Linie, aber auch, weil wir eben vier sind und alle Bedürfnisse gesehen werden sollen und jeder mal warten/ zurückstecken/ Toleranz haben muss. Da kann nicht einer alleine immer bekommen was er will und die anderen schauen zu.
Das läuft hier ganz gut. Natürlich nicht perfekt, :lol:
Und dennoch war 'unsere' Erziehungshaltung im Kindergarten manchmal Thema und Anlass zu Unverständnis. Weil sie eben teilweise arg von eigenen Normen der Erzieherinnen abwich. Und das, obwohl sie keinem anderen Kind oder den Erzieherinnen geschadet hat.

Zu der Sandmutter fallen mir übrigens ganz viele Gründe ein, warum sie sich so verhalten könnte und das wiederum hilft mir immer sehr, den Blickwinkel zu ändern und andere besser zu verstehen.
Dass das im Alltag schwer umzusetzen ist aus Zeitmangel, Personalnot, bürokratischem Irrsinn... ist mir klar.
Aber das ist eben das System, über das ich weiter vorn schon gemeckert habe. *g*
 
10 Mütter, die dich blöd finden?
Ich fände dich cool.

Aber ich sehe die Problematik die du beschreibst jeden Tag selbst in Raphaels Gruppe. Eine Familie, die ihre 3 Kinder dort hat, führt jeden Tag mit mindestens einer Erzieherin ein Gespräch über dies oder das, was ihr "ich mag ja nix sagen, aber mir ist xy aufgefallen".
Ich nenne mich (gerade da mit Vorliebe) selbst "Rabenmutter", was sämtliche Erzieher mit einem Zwinkern kommentieren.

Als Raphael in den Kindergarten kam, hatte ich mit diesen Erziehern vorher nicht soooo viel zu tun, weil sie halt nicht aus Marlons Bereich waren. Man kannte sich vom Hallo und das wars.
Es dauerte wirklich 2 Monate, bis ich die Erzieher soweit "erzogen" habe, dass die sich nicht für jeden Pups bei mir gerechtfertigt haben. *umfall*
Am 2. Tag übergab man mir eine Tüte mit den Worten "Sorry. Wir waren im Park. Die Matschhose bestätigt jetzt Ihren Namen.Die Pfütze war größer als vermutet und Raphi landete komplett drin. "
Und während Mama von o. g. Familie sich beschwerte, warum man da nicht aufpasst, meckerte ich, wiiiiieeeeso alle Handys besitzen, aber keiner das zückt, wenn sowas passiert. Ich will schließlich auch lachen.

Oder sowas wie: also, wenn raphi heute etwas erzählen sollte, ich musste heute einmal schimpfen.
Ja, und? Wo ist das Problem?

Heute war Sommerfest, ich beim Kuchen eingeteilt, Matthias bei den Waffeln, Kinder bewegten sich auf dem Gelände. Hüpfburg, Bällehaus Spielplatz, spielstationen.
Eine Mama fragte dann, wo meine Mäuse denn seien?!
Öhhhh,iiiirgendwo?! Wahrscheinlich da, wo es was zu essen gibt. *lach*
Entrüsteter Blick. Ja, was denn? Da ist ihr zweites Zuhause, die kennen sich da aus.
Irgendwann kam Raphi dann heulend an. Hat sich auf die Nase gelegt und den Ellenbogen angedötscht.
Eine andere Mutter ging auf ihn zu, oh du aaaaarmer kleiner Kerl. Raphi geht an ihr vorbei auf mich zu und schildert unter Tränen, dass er gefallen sei. *schluchz*
Mein "oh nein, ist der Boden jetzt kapput?" brachte ihn zum lachen und er meinte "neeeeein, der Boden ist doch hart. Kannst du pusten? Und ich hab Durst" und hopste dann mit einer Wertmarke Richtung Getränkestand.
Das Gesicht der anderen Mama: unbezahlbar. *gröhl*
Finalschlag war dann die Leiterin, die grinsend meinte "Frau R. Macht den Job schon länger. 3 Kinder, einer davon Kamikaze. Die zuckt schon gar nicht mehr".
Der Blick der anderen Mama sprach Bände.

Ich traf sie dann später noch, als ich zum hinteren Teil des Kindergartens bin. Meine Jungs erkannte ich nur noch anhand ihrer Größe und der Augen, der Rest war nämlich schwarz. *lach*
Das ironische "ach, da freut sich aber die Waschmaschine", kommentierte ich mit einem "jo. Das ist ihr Job."
Nachdem ich noch ein " wenn ich die Kinder mit rein stecke, spare ich das Badewasser" war dann wohl zuviel. Die wird mich wohl nicht mehr grüssen. :winkytongue:
 
Nee, sorry aber meine Leitung ist einer der engagiertesten, kompetentesten und tollsten Erzieherinnen, die ich bisher erleben durfte!
Öhm... ich hatte die Kompetenz der Leitung in ihrer Wirkungsweise als Erzieherin auch nicht infrage gestellt, oder?
Zu den Aufgaben einer Leitung gehört aber auch, dafür Sorge zu tragen, dass es im Zusammenspiel Kiga - Eltern funktioniert. Und das sehe ich hier nicht gegeben.

Super ist auf jeden Fall, dass eure Leitung eingesehen hat, dass mehr Wert auf die Einhaltung von Regeln und Vereinbarungen gelegt werden muss.
Ihr tut den entsprechenden Eltern nämlich keinen Gefallen, wenn ihr keinen Wert die Einhaltung von unterschriebenen Vereinbarungen legt. Diese Eltern lernen lediglich, dass man etwas unterschreiben kann, auch wenn man den Inhalt nicht verstanden. Sie lernen nicht, dass eine getätigte Unterschrift verbindlich ist.
Wie auch - es gibt ja keine Konsequenzen.
Irgendwann werden diese Leute aber vielleicht einen rechtsgültigen Vertrag unterschreiben, dessen Inhalt sie ebenfalls nicht verstanden haben, da sie ja im Kiga "gelernt" haben, dass eine Unterschrift bedeutungslos ist.
Dann erfolgt ein böses Erwachen, weil der Vertragspartner auf die Einhaltung der von ihnen unterschriebenen Vereinbarung besteht und diese Leute müssen dann erkennen, dass eine Unterschrift immer verbindlich ist.

Ich hoffe, eure Leitung ist sich darüber bewusst, welche Folgen ihre Inkonsequenz für diese Menschen haben kann.

Ja, du hattes schon einmal über die schwierige Klientel in eurem Kiga berichtet, was ganz sicher nicht einfach zu händeln ist.
Allerdings vertrete ich auch hier die Meinung: Keine Toleranz der Intoleranz.
Denn auch den Kindern ist mit Intoleranz gegenüber den Eltern nicht wirklich geholfen. Es ist immer nur Hilfe für diesen einen Moment. Die Sonnencreme, die nicht gekauft wird, weil anscheinend kein Geld da ist, fehlt morgen und übermorgen und die Tage darauf immer noch.
Das Grundproblem, nämlich, dass diese Eltern keine Verantwortung für ihre Kinder tragen wollen oder können und die Verantwortung an euch abschieben, wird nicht dadurch gelöst, dass die Kinder dann eben mit einer Kiga-eigenen Sonnencreme eingecremt werden.
 
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