Generation ICH

Ich bin seit 8 Jahren (mit einem Jahr Unterbrechung) Elternbeiratsvorsitzende. Wenn ich da manche Eltern höre was sie gerne hätten was mit den Kindern alles gemacht werden soll . . . ich versuch abzupuffern, red ab und zu mal mit den Erzieherinnen um genaue Gründe für irgendwas zu erfahren, aber ansonsten finde ich dass sichs viele Eltern einfach machen und das Lernen an die Erzieherinnen weiter geben.
Warum laufen unsere Kinder nicht einfach mal spazieren? Ganz einfach - weil das letzte Kind morgens gegen 9.30 Uhr kommt, ab 12 Uhr aber schon wieder die ersten Kinder gehen. Dazwischen Frühstück, Morgenkreis usw. Klar, sie könnten ja mittags . . . nein, weil um 12 Uhr Mittagessen gibt für die Kinder die angemeldet sind, und ab 13.30 bis 15 Uhr im Halbstundentakt Abholzeiten sind. Und selbst die werden nicht eingehalten, Kinder werden zwischendurch abgeholt.
Den Kindern wird nicht beigebracht wie man Schuhe bindet . . . wie denn bei 38 Kindern und 3 Erzieherinnen???? Die Werkbank wird nicht oft benutzt - klar, weil da 1. nur 3 Kinder auf einmal arbeiten können und 2. eine Erzieherin dauernd dabei sein muss. Denn wenn sich ein Kind in den Finger sägt heißt es wieder "könnt ihr nicht aufpassen".
Ich weiß dass mein Kind sich wohl fühlt, es ihm gut geht, Freundinnen hat, ihren eigenen Kopf hat und den auch durchsetzt, den Vorteil hat dass zwischen 14 und 15 Uhr oft nur noch 5-6 Kinder da sind (oder weniger wenn mal krank oder früher abgeholt) und so kann die Zeit bis 15 Uhr intensiver genutzt werden.
Versteh dich also ganz gut. Finde viele Diskussionen als müßig!

Grüße
Annette

P.S. Auch ja, genau Kinder ab 6 Monaten will man 8 Stunden am Tag weggeben. Aber hier gibts ein riesen Protest gegen die Einführung einer Ganztages-Grundschule von 8 bis 15 Uhr an drei Tagen pro Woche!!!! Im Kindergarten ist es den Eltern egal, ab Schulzeit will man plötzlich gaaaanz viel lernen und Zeit mit den Kindern verbringen.
 
Ich kann immer nur wieder mit dem Kopf schütteln und finde Deinen Beitrag ganz wunderbar :bravo:

Mit unserer Kita bin ich sehr zufrieden und Sohnemann fühlt sich sehr wohl. Aber es gibt sicher auch dort einige Eltern, die genauso ticken, wie Du es beschrieben hast.
Wenn Sohnemann mal eine Beule hatte oder einen Kratzer, haben die Erzieher schon fast entschuldigend gesagt, dass dies oder jenes passiert sei. Ich fand das überhaupt nicht schlimm, weil Beulen einfach zum Kind sein dazu gehört. Man kann ja auch nicht immer 100% aufpassen. Weder ich als Mutter, noch die Erzieher bei so vielen Kindern. Außerdem wäre ich froh, wenn mein Kind mal so richtig schmutzig nach Hause käme, der ist nämlich ein wenig pingelig :haha:

Ein Beispiel von heute morgen, bei dem ich schmunzeln mußte: Unsere Gruppe hat zwei Räume, in dem hinteren Raum spielen oft die großen Vorschulkinder, weil dort das Lego ist. Heute morgen waren aber alle Großen, die schon da waren im vorderen Raum und der eine Junge sagte "wir dürfen heute nicht hinten spielen". Die Erklärung des Erziehers, die Großen hätten gestern so viel Quatsch gemacht, dass er sie heute mal besser im Blick haben möchte und sie nach vorne "verbannt" hat. Fand ich großartig :bravo: Ich würde nie auf die Idee kommen, das zu kritisieren, weil es doch so genau richtig ist.

Und wenn ich dann immer diese ellenlangen Berichte sehe, die geschrieben werden müssen, da schüttel ich mit dem Kopf. Das meiste weiß ich sowieso, ich kenn doch mein Kind. Es würde mir reichen, wenn sie einige Punkte aufzählen würden, die vielleicht besonders herausstehen. Was er besonders gut macht, wo er sich gut entwickelt hat und was noch verbessert werden müßte. Das muß ja eine unendliche Arbeit sein, von 20 Kindern, die in der Gruppe sind, Beobachtungen aufzuschreiben :kopfschüttel:

Ich mache in der Erziehung sicher nicht alles richtig und gebe vielleicht auch zu oft nach, aber ich verlange ganz sicher keine Extra-Wurst für meinen Sohn im Kindergarten. Im Gegenteil, ich bin froh, wenn sie konsequent sind und Grenzen aufzeigen. An mir muß ich da wohl noch etwas arbeiten :heilisch:
 
danke für den tollen beitrag.

vor vielen jahren hat mal die ergotherapeutin von johannes zu mir gesagt, dass sie es toll findet, dass johannes auch mal ein nein als antwort kriegt. das wäre heute nicht mehr so selbstverständlich. da dürfen die kinder schön ihren willen durchsetzen, nur damit es keine bockphasen etc. hat.

ich frage mich manchmal, ob sich die eltern später nicht selber an den kopf greifen, warum sie bei ihren kindern früher alles haben durchgehen lassen.

in unserem kiga kriegen die kinder auch grenzen vermittelt und das finde ich auch richtig und wichtig. den früher oder später muss sich jeder an regeln/ grenzen halten. ich frag mich manchmal warum diese menschen überhaupt kinder haben. mir muss doch vorher bewusst sein, dass kinder ab einem bestimmten alter grenzen austesten bzw. genauso schlechte tage haben wie ein erwachsener.
 
Ich kenne das aus unserem Kiga Gsd gar nicht.
Hier bekommt man bei der Anmeldung die "Kiga-Regeln" in einem Infoblatt in die Hand. Darin stehen dann Punkte, wie:
"Kinder dürfen sich hier schmutzig machen! Das gehört zum Kiga-Alltag dazu.
Unser Kiga hat Kinderregeln. Wir erwarten von allen Kindern, dass sie sich an diese Regeln halten, auch wenn Sie dieses oder jenes zu Hause anders handhaben. Wir kümmern uns um ALLE Kinder, können uns aber nicht um alle Kinder GLEICHZEITIG kümmern" etc.
Im Großen und Ganzen die Punkte, die du in deinem Post moniert hast.
Ganz zum Schluss stand dann, dass man sich mit der Anmeldung seines Kindes mit den Punkten des Infoblattes einverstanden erklärt.

Ich fand den Infozettel toll, weil es maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich alle Kinder in diesem Kiga sehr wohl gefühlt haben. Der Kiga-Alltag hatte einfach eine Struktur, auf die sich die Kinder verlassen konnten und den Eltern wurde schon im Vorfeld der Wind aus den Segeln genommen, weil sie ebenfalls gleich zu Beginn wussten, auf was sie sich einzustellen haben.

Aber: Dieser Infozettel entstand aus genau den Gründen, wie du sie aus deinem Berufsalltag heraus beschreibst (das war einige Jahre vor der Kigazeit meiner Kinder).
 
EIN Bericht pro Kind????? Nee! Also bei Basic, Bausteine der Entwicklung<oder Dem Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter geht es um die Bereiche Feinmotorik, Grobmotorik, Sozialverhalten, Kognitive Entwicklung, Sprache und Emotionale Entwicklung. Dann gibt es noch Sismik und Seldak, das ist eine Sprachstandserhebung, das eine für deutschsprachig aufwachsende, das andere für Kinder mit mehrsprachigem Elternhaus.
Jede Kita hat also mindestens zwei Bögen pro halbjahr und Kind.
Besondere Kinder mit spezieller Förderung oder "Integrativ/ Inklusiv- Betreuung" mal nicht mitgerechnet, da kommt dann noch so einiges hinzu, man muss schließlich dokumentieren, das man fördert, wie man fördert, mit welchem Erfolg. Ist ja auch richtig, nimmt aber Ausmaße an. Himmel!

Heute hab ich heimlich gelacht. Bei uns werden freitags die Kinder schon um 14Uhr abgeholt, danach ist Teamsitzung für die Erzieherinnen, das ist so, weil wir Montag bis Donnerstag von 7 bis 16.30 geöffnet haben. (Und viele Kinder auch fast genauso lange da sind.)
Jedenfalls bin ich vor unserem Treffen noch mal in Bad und sehe aus dem Fenster, wie die "SAND!!!"- Mutter vor ihrem -mal wieder sandigen Kind- auf dem Boden kniet, dieses ihr, auf dem Fahrrad sitzend auch brav die Füsse hinstreckt und Mutti die Socken auszieht, die Füsse sauber pustet und neue Socken anzieht. Mit völlig angewiedertem Gesichtsausdruck. Tja. Sand. Baustein der Welt oder unterschätzes Teufelszeug voller Bakterien.:closedtongue: Ich vermiss das Teufelssmiley!
 
Ich kenne das aus unserem Kiga Gsd gar nicht.
Hier bekommt man bei der Anmeldung die "Kiga-Regeln" in einem Infoblatt in die Hand. Darin stehen dann Punkte, wie:
"Kinder dürfen sich hier schmutzig machen! Das gehört zum Kiga-Alltag dazu.
Unser Kiga hat Kinderregeln. Wir erwarten von allen Kindern, dass sie sich an diese Regeln halten, auch wenn Sie dieses oder jenes zu Hause anders handhaben. Wir kümmern uns um ALLE Kinder, können uns aber nicht um alle Kinder GLEICHZEITIG kümmern" etc.
Im Großen und Ganzen die Punkte, die du in deinem Post moniert hast.
Ganz zum Schluss stand dann, dass man sich mit der Anmeldung seines Kindes mit den Punkten des Infoblattes einverstanden erklärt.

Ich fand den Infozettel toll, weil es maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich alle Kinder in diesem Kiga sehr wohl gefühlt haben. Der Kiga-Alltag hatte einfach eine Struktur, auf die sich die Kinder verlassen konnten und den Eltern wurde schon im Vorfeld der Wind aus den Segeln genommen, weil sie ebenfalls gleich zu Beginn wussten, auf was sie sich einzustellen haben.

Aber: Dieser Infozettel entstand aus genau den Gründen, wie du sie aus deinem Berufsalltag heraus beschreibst (das war einige Jahre vor der Kigazeit meiner Kinder).

Jaaaaa. Haben wir auch. Aber
1tens unterschreiben die meisten einfach dumpf und beschweren sich dann doch
2tens können viele deutsch nicht so gut, dass sie verstehen, was sie unterschreiben
3tens können einige gar nicht lesen und schreiben, würden dies aber niiiiie zugeben.
Wir reden hier von Leuten, die es nicht schaffen, ihrem Kind Sonnencreme, Matschhose, Gummistiefel zu besorgen, die ihr Kind nüchtern in die Kita bringen und behaubten, es hätte gegessen, und habe nix dabei. Und das knapp zweijährige futtert vier Scheiben trockenes Knäcke (das einzige, was wir zum Frühstück noch rausgeben dürfen- EU- Richtlinie, anderes Thema)
Leute, die ihre Kinder in Badelatschen in die Kita schicken (Ausflüge, Seilspringen, Klettern, fahrzeug fahren????? Schulterzuck)
Seufz
 
Ich kann dich gut verstehen. Irgendwie fehlt überall die Mitte.
Die Leute die das System mit ganz viel persönlichem Engagement und gesundem Menschenverstand und Liebe aufrecht erhalten bekommen immer öfter die Hucke voll.
 
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