liebe onni, liebe alle
was mir bei deinem beispiel fehlt, ist das verständnis für deinen kleinen. warum verhält er sich in deinen augen unkooperativ?
sabine hat das auf den punkt gebracht, finde ich. und kindern andere möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie mit frustrierenden situationen fertig werden, ist bei gott nicht leicht
juul ist ja der meinung, dass kidner mit frust durchaus auch alleine fertig werden können und dass man sie auch LASSEN soll.
er nennt uns mitteleuropäische eltern aus dem deutschen sprachraum, romantische eltern, die mit einer gehörigen portion harmoniesucht geschlagen sind :-D wir träumen von einer welt, in der es keine eltern-kind-konflikte gibt, keinen streit und keine aggressionen, und wir alle in liebe zueinander aufgehen. das klingt ja wunderbar, ist aber doch völlig unrealistisch.
jesper juul unterscheidet zwischen generellen grenzen und persönlichen grenzen. zu den generellen grenzen zählt das, was wir üblicherweise auch regeln nennen, allgemein akzeptierte normen der kultur in der wir aufgewachsen/zu gast sind bzw die in unserer familie im sinne des erleichterten zusammenlebens festgelegt wurden.
juul ist der meinung (und die teile ich) dass es den allermeisten kindern sehr leicht fällt, sich generellen grenzen unterzuordnen, wenn die vorraussetzung ist, dass ihre persönlichen grenzen nicht verletzt oder neidergerissen werden.
weiters ändert er den blickwinkel, auf den spruch: kinder testen ihre grenzen aus, indem er umformuliert: kinder suchen keine grenzen sondern sie wollen kontakt. diese regelbrechenden kinder sind sich des kontaktes mit ihren eltern nicht sicher und die eltern sind ihrerseits unsicher im kontakt mit den kindern. er macht das ganz stark an der persönliche sprache fest, und hier sind wir wieder bei den persönlichen grenzen.
sich selbst im verhältnis zu kindern abzugrenzen ist für eltern die größte herausforderung. wenn sie wirklich gelingt, wird abgrenzung zu etwas anderem und mehr als begrenzung und dann können beide seiten über ihre grenzen hinauswachsen.
zu diesem für mich ungemein spannenden thema empfehle ich:
[ISBN]3499607514[/ISBN]
ein ganz toller denkanstoß zu dieser thematik
um jetzt aber auf dein beispiel zurück zu kommen, schreib ich mal, wie ich es konkret in dieser situation anders machen würde bzw es versuchen würde (und das ist mein weg und damit nur EIN weg, gelle!)
ich würde zunächst mal überlegen, WARUM beisst die rübe mich? (naja zu allererst würd ich ins bad rennen und kurz ausflippen, denke ich :-D) dann würde ICH die verantwortung für sein fehlverhalten übernehmen. er versucht mir was zu signalisieren, was für ihn nicht ok ist udn das möglicherweise auf eine art und weise, die er von mir gelernt hat. dann könnte ich mit der nötigen portion liebe und verständnis meine persönliche grenze aufzeigen: "lass das, hör auf zu beissen. das tut mir weh. ich verstehe, dass... (was auch immer ich als ursache feststellen konnte)" ich würde ihn umarmen und nicht ausschimpfen.
in meinem konkreten fall mit jan, der sehr darunter gelitten hat, dass ich aufgrund meiner 20->30h aufstockung weniger zeit mit ihm verbringen konnte und als dann die nachmittage auch noch mit besuchen aller art voll waren und er mich dauernd teilen musste, hab ich übers beissen gar nicht mehr gesprochen, sondern einfach zwei drei wochen lang ganz viel zeit mit ihm alleine verbracht. dann hatte er sich an die neue situation gewöhnt und er konnte mich auch wieder besser teilen. gebissen hat er nie wieder (ausser das eine mal seinen vater, aber das sit eine ganz andere geschichte/ursache, das war eine echte grenzüberschreitung und machtkampf von elterlicher seite)
liebe grüße
jackie