AW: Ein falscher Traum von Liebe
Da gebe ich Dir Recht! Der Artikel in der WAZ war sicherlich keine "leicht verdauliche Kost". Da ist der BELLA Artikel schon eher etwas, das Mut macht. Ich danke dem lieben Gott auch täglich dafür, dass er mir die Kraft gab und dass mein Lebensmut, auch wenn ich ihn verloren glaubte, stets zurückkehrte. Wir Eltern sind die "Götter der Kinderzimmer" und als Kind war es für mich ein entsetzliches Gefühl, dieser Willkür der Erwachsenen ohnmächtig ausgesetzt zu sein. Hinzu kam, dass meine Mutter sich in ihrer Schule als äusserst engagierte Lehrerin präsentierte und mir kleinem Mädchen damals niemand geglaubt hatte. Die Schläge meines leiblichen Vaters im Erwachsenenalter "verzeihen" zu können, war nicht sooooo schwer, wie ich geglaubt hatte. Von der eigenen Mutter aber derartig verraten zu werden und in die Klauen meines Stiefvaters zu geraten, waren Geschehnisse, die mich in den Suizid trieben. Und Menschen, die einen in den Selbstmord treiben, kann man einfach nicht mehr verzeihen! Ich habe mein Leben lang Schuldgefühle ertragen. Eines Tages forderte mich ein Therapeut auf, mein Leben wie einen interaktiven Film zu betrachten und ihm den geeigneten Zeitpunkt für "einen Ausstieg" zu benennen. Wie ich es als Erwachsene auch drehte und wendete..... Ich fand keine Lösung!! Angesichts der großartigen Rhetorik meiner Mutter und ihrer Position als Pädagogin plus einen angesehenen Unternehmer an ihrer Seite, wäre ich vermutlich eher in der Jugendpsychiatrie gelandet, denn dass man mir geglaubt hätte. Ich bin heilfroh und sehr stolz darauf, dass ich nicht in die Fußstapfen dieser Leute getreten bin sondern durch viele viele Jahre der Therapie heute eine echte Mutter für meine eigene Tochter bin. Und ich stelle mir immer wieder die Frage, was aus mir geworden wäre, hätte ich keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen?! Und ich frage mich, was mir erspart geblieben wäre, hätte meine Mutter sich helfen lassen?! Es waren die Lehrer, die in den 70er Jahren die Praxen der Psychotherapeuten stürmten und sich der Eigenananlyse stellten! "Es ist keine Schande, in eine Sackgasse zu geraten. Aber es ist eine Schande, das zu erkennen und dann liegenzubleiben." So sagte es damals der Polizeiarzt, bevor er mich in die Klinik schickte. Und Recht hatte er! Lieben Gruß! Christine Birkhoff