Der Zahnarzt- und Ratgeber-Fred

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:winke:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wurzelspitzenresektion

Wikipedia gibt ja rein technisch einen guten Ueberblick, hätte ich gar nicht gedacht. :) Ansonsten würde ich Dich in die Sparte 'Zahnextraktionen' verweisen. Arnica gibt auch hier ganz gute Hilfestellungen. Zum Trost: Die Mundschleimhaut ist gut durchblutet und heilt sehr schnell. Allgemein sind WSR im Oberkiefer unproblematischer und heilen schneller. Wenn Du bei uns in der Nähe wärst, würde ich Dich zu einem gaaanz netten, sehr kompetenten und äusserst feinfühligen Kollegen von meinem Mann überweisen. Der hat auch einen I-Pod in der Tasche...

Aber ich wünsche Dir einfach mal viel Glück. Das wird schon! :prima:

Zaza
 
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Lokalanästhesie, immer wieder ein Thema.

Grundsätzlich würde ich dazu raten ALLE Behandlungen ausser Zahnreinigungen und Behandlungen an devitalen (wurzelbehandelten) Zähnen immer mit einer Lokalanästhesie durchzuführen. Es ermöglicht Euch mehr Entspannung und dem Zahnarzt auch. Ein Patient, der zuckt, alamiert auf Schmerzen wartet und sich verkrampft ist auch für die Behandler sehr unangenehm!

Ein Lokalanästhetikum ist eine Betäubung, die heutzutage aus verschiedenen Wirkstoffen bestehen können. Sie sind grundsätzlich parabenfrei (Konservierungsstoff, der allergieauslösend ist) und enthalten zwischen 2-4% Adrenalin. Anders als bei Anästhetika, die direkt unter die Haut gepritzt werden, enthält der zahnärtzliche Wirkstoff eine höhere Konzentration. Diese ist möglich, da die Mundschleimhaut besser durchblutet ist. Das Adrenalin bewirkt zusätzlich, dass das Medikament länger 'in situ', an Ort und Stelle bleibt; Adrenalin bewirkt eine Verengung der Blutgefässe.

Viele Patienten klagen direkt nach der Anästhesie über Herzrasen und das wird nur allzuoft dem Adrenalin zugeschrieben. Genaugenommen ist das aber nicht möglich. Die Konzentration ist zu gering und das Medikament wird nur unter die Schleimhaut gespritzt. Hier ist eher eine Nervosität oder Angst der Auslöser.

In der Zahnmedizin gibt es verschiedene Arten der Anästhesie. Zwei sind die häufigsten:

1. Infiltrationsanästhesie
Infiltrieren = Durchtränken.

Damit ist eigentlich schon erklärt, wie es funktioniert. Der Zahnarzt verwendet diese Form hauptsächlich im Oberkiefer. Hier kann er einzelne Zähne oberhalb der Zahnwurzel betäuben, in dem er den Nerv, der den Zahn versorgt, mit dem Medikament durchtränkt.

2. Leitungsanästhesie

"Die Leitung lahmlegen", könnte man sagen.

Hier wird, vornehmlich im Unterkiefer, der ganze Teil eines Nerves betäubt. Sehr unangenehm hinterher, da die ganze Seite im tiefen Schlaf liegt. Aber im Unterkiefer hat ein Zahnarzt leider keine andere Chance. Der Zahnversorgende Nerv im Unterkiefer (Aveolaris Inferior) tritt nur an einer Stelle, ca. 1 cm hinter dem letzten Backenzahn auf, verschwindet im Kieferknochen, bevor er bis auf der Höhe des Mundwinkels wieder aus dem Knochen tritt. Und durch den Knochen kann man leider nicht spritzen.

Ganz wichtig: So lang eine Anästhesie wirkt sollte man nicht essen und versuchen, sich nicht in die Lippe oder die Wange zu beissen. Das sollte auch unbedingt bei Kindern beachtet werden. Leider finden einige Patienten (vor allem die etwas jüngeren) es ganz lustig, sich in die Lippe zu beissen, schliesslich spürt man ja nichts! :umfall: Vor einigen Monaten musste mein Mann einem 6-jährigen die Lippe wieder nähen, weil er sich aus lauter Uebermut gebissen hatte.

Wie lang eine Spritze wirkt, ist von einigen Faktoren abhängig. Patienten, die nicht rauchen, keine Medikamente nehmen und wenig oder gar keinen Alkohol trinken sind meist länger betäubt als andere. Grund: Der Organismus baut Giftstoffe langsamer ab, er ist das schlicht nicht gewöhnt.

Zaza
 
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Super Zaza :prima:

Lieben Dank für deine Mühe. Finde ich - als oller Zahnarztschisser - sehr informativ. :jaja: Beim Zahnarzt selber bin ich - auch ohne Betäubung - wie gelähmt, dass ich so gut wie keine Fragen stelle.

Das ist nun auch leider der Grund, warum mir in Kürze ein total gesunder Zahn gezogen werden muss. :heul:

:winke:
Angela
 
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Das Leid mit dem Amalgam.

In unserer Praxis wird seit Beginn vor 11 Jahren kein Amalgam mehr gelegt. Mein Mann hat zwar im Studium gelernt Amalgamfüllungen zu legen, hat die Praxis aber aus einem ganz guten Grunde so gut wie nie durchgeführt: Die Akzeptanz der Patienten war nach diversen Skandalmeldungen nicht mehr vorhanden.

Grundsätzlich: Amalgam ist ein durch neuerliche Forschungen und Studien und den Inhaltsstoff Quecksilber ein heikler Werkstoff. Aber er hat in vielen Jahrzehnten in der Zahnmedizin gute Dienste geleistet und tut es noch. Beispielsweise auf einem meiner Backenzähne :zahn: Die Füllung ist intakt (ich hab ja eh nur 4... ) und weder ich noch mein Mann sehen einen Grund, diesen alten Mohikaner zu entfernen, solang er noch heil ist.

Viele Zahnärzte, auch solche, die ich kenne, vertreten die Ansicht, dass allein die ästhetische Komponente hier entscheidend ist. Mit Kunststoff oder Keramik lassen sich Füllungen in Zahnfarben herstellen, die für einen Laien praktisch unsichtbar sind. Qualitativ sind sie in den vergangenen Jahren hervorragend geworden, nicht zuletzt Dank der hier stark vorangetriebenen Nano-Technologie.

So, und was ist nun, wenn die Amalgam-Füllungen Probleme machen? :verdutz: Zunächst ist nicht immer ganz klar, dass es tatsächlich die Amalgamfüllungen sind. Quecksilber kann man nämlich auch ganz unkompliziert durch die Nahrung aufnehmen.

Viele der 'Sanierungs-Patienten' bei uns haben mit Alternativmedizin diagnostizieren lassen, dass das Amalgam aus den Zähnen muss. Mein Mann hat dabei immer den Wunsch der Patienten erfüllt und alles saniert. Aber aufgrund der hinterher folgenden Symptomatik liegt der Schluss nahe, dass das Amalgam in den Zähnen NICHT das Problem war. Warum? Nun, bei einer Amalgamsanierung wirbelt die Aerosolwolke das Amalgam in jede Körperöffnung, sowohl bei Behandler und Patient. Trotz sehr guter Absaugetechnik und Kofferdam (Abdeckung der Mundhöle und Hals) wandert ein Anteil in den Körper des Patienten. Somit treten nach der Behandlung bei Sanierungspatienten, die überempfindlich reagieren, die Beschwerden besonders heftig auf. Und das war bei uns nur bei zwei Patienten in 11 Jahren der Fall.

Ich möchte die Thematik auf keinen Fall bagatellisieren; aber nicht immer ist das Naheliegenste immer das Richtige. Und schlussendlich findet mein Mann: "Wer heilt, hat Recht. WO er heilt, ist aber nicht weiter wichtig für das Resultat."

Finde ich auch. :)

Zaza
 
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AW: Der Zahnarzt- und Ratgeber-Fred

:winke: Gaby!

Grundsätzlich einmal pro Jahr. Bei guter Putztechnik Deinerseits ist das absolut ausreichend. In besonderen Fällen kann das Intervall auch mal kürzer sein.

Zaza
 
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wie sinnvoll/ratsam ist das Versiegeln von Backenzähnen bei Kindern?
Hält das "ewig" oder muß das erneuert werden. Schützt das wirklich von Karies?

Wir stehen da grad vor der Entscheidung, deshalb ein sehr guter Fred :)
 
AW: Der Zahnarzt- und Ratgeber-Fred

wie sinnvoll/ratsam ist das Versiegeln von Backenzähnen bei Kindern?
Hält das "ewig" oder muß das erneuert werden. Schützt das wirklich von Karies?

Wir stehen da grad vor der Entscheidung, deshalb ein sehr guter Fred :)

1. Sehr sinnvoll. Die Fissur (kleine Grübli auf dem Zahn) sind bei frisch durchgebrochenen Zähne sehr tief, soll heissen nah am Nerv. Neben den Zahnzwischenräumen ist das die beliebteste Stelle für Karies. Der Nerv zieht sich über die Jahre etwas weiter zurück; daher sinkt dann auch das Risiko einer Karies profunda (bis in den Zahnnerv).

2. Es hält nicht ewig, aber in den meisten Fällen lang genug. Eine unserer Gehilfinnen ist 23 Jahre alt und die Fissurenversieglung fängt bei ihr langsam an sich abzulösen. Hat immerhin 15 Jahre (!!) gehalten. Das gleiche beobachten wir bei vielen anderen Patienten in dem Alter.

Die Versiegelung wird mit einem dünnflüssigen, lichthärtendem Kunststoff aufgebracht. Die Oberfläche ist dann glatt und gut zu reinigen. Und was glatt und gut zu reinigen ist, ist ja dann auch gut geschützt.

Zaza
 
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