Kinder, die mit einer Katze leben, haben nach neuen Studien ein deutlich geringeres Risiko, eine Allergie zu entwickeln, als Kinder ohne Haustier.
Allergien sind kein "Kinderkram" und leider immer mehr auf dem Vormarsch. Sie machen inzwischen fast jedem fünften Kind das Leben schwer. Die Beschwerden beginnen mit den Symptomen eines Heuschnupfens, wie laufende Nase und brennende Augen, und führen im schlimmsten Fall zu Asthma: Die allergische Überempfindlichkeit breitet sich von der Nasenschleimhaut auf die Bronchien aus, die Luftwege verkrampfen sich, der Atem pfeift, und der Kranke wird von Hustenkrämpfen geschüttelt. Statistisch ist jeder dritte Heuschnupfen-Patient betroffen. Und so ein Asthma-Anfall kann lebensgefährlich sein.
So ist es mehr als verständlich, wenn Mütter versuchen, ihr Kind zu schützen, indem sie mögliche Gefahren aus seinem Leben verbannen: zum Beispiel keine Katze im Haus erlauben oder sich vor der Geburt ihres Kindes sogar von ihrem vierbeinigen Hausgenossen trennen. Doch genau das ist denkbar falsche Entscheidung !
Die Katze stärkt das Immunsystem
Neue Studien aus den USA und Großbritannien belegen, dass Mütter, die ihrem Kind aus Angst vor Allergien oder Asthma keine Katze erlauben, damit sein Risiko erhöhen, überhaupt erst eine Allergie zu entwickeln, denn sie verzichten auf das beste natürliche Gegenmittel.
Alle Untersuchungen der letzten Jahre, die der Frage nachgingen, wie sich das Zusammenleben mit einer Katze auf das Allergie- und Asthma-Risiko für Kinder auswirkt, kamen zu dem gleichen Ergebnis: Der gesundheitliche Gewinn für ein Kind durch eine Katze ist weitaus höher als das Risiko. Ist ein Kind im ersten Lebensjahr bzw. den ersten Jahren einer Katze ausgesetzt, wird sein Risiko, eine Allergie oder Asthma zu entwickeln, deutlich reduziert. Lebt ein Kind mit mehreren Tieren zusammen, wird sein Risiko noch stärker reduziert (so eine Studie von 2.500 Kindern von 0-4 Jahren). Auch bei älteren Kindern wirken sich Katzen im Haus positiv für ihre Gesundheit aus. Eine US-Studie mit 226 Kindern im Alter von 12 bis 14 Jahren belegte: Je mehr die Kinder Katzenallergenen ausgesetzt waren, desto höher wurde ihre Menge von Antikörpern im Blut und umso niedriger ihre Sensibilisierung gegenüber dem katzen-Allergen.
Eine andere Untersuchung ging der Frage nach, ob eine Katze im Haus auch dann noch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit eines Kindes hat, wenn es aus einer Familie stammt, in der Allergien verbreitet sind - also genau jene Familien, denen in der Regel geraten wird, vorbeugend auf Haustiere zu verzichten.
Dazu wurden 448 Kinder von ihrer Geburt bis zu ihrem fünften Lebensjahr beobachtet. Das Ergebnis war überraschend: Es hatte keinerlei Auswirkungen, ob der Vater Asthma hatte oder nicht. Litt die Mutter aber bereits unter Asthma, war auch für die Kinder das Risiko, Atembeschwerden zu entwickeln, mit einer Katze im Haus deutlich erhöht. Hatte die Mutter dagegen kein Asthma, sank für die Kinder die Wahrscheinlichkeit, Atembeschwerden zu entwickeln mit Katze im Haus um 40 %.
Alles kuschelig ist gar nicht gut
Mit einer Katze zusammen aufzuwachsen ist für das Immunsystem eines Kindes also (fast) immer von Vorteil. Das Abwehrsystem wird systematisch aufgebaut und so gestärkt, dass es auch mit anderen Allergenen fertig werden kann.
Andere sehr effektive Vorbeugungsmaßnahmen bedürfen nur ein wenig Umdenkens. Im Ostteil Berlins war vor der Wende, als die DDR-Bürger auf Teppichböden in der Wohnung, mollige Zentralheizung und die Segnungen der modernen Putzmittelindustrie verzichten mussten, die Allergierate unter Kindern viermal niedriger als in Westberlein. Kindergärten, die diese leicht robuste Lebensweise weiterführen und auf gesunde Ernährung achten, die Kinder kneippen lassen und zum Mittagsschlaf auf den Balkon packen, haben deutlich weniger kranke Kinder.
Aber was machen Eltern, wenn sie feststellen müssen, dass ihr Kind eine ständig laufende Nase hat und der Verdacht auf eine Allergie sich mit einem Test bestätigt ? Muss die von allen geliebte Familienkatze jetzt schnellstens das Haus verlassen ? Sie muss nicht. Denn das löst nicht das Problem. Zum einen dauert es vier bis sechs Monate, um eine Wohnung Allergen-frei zu bekommen, und zum anderen trifft man in jedem Bus oder Klassenzimmer oft auf mehr Allergene, als im eigenen Haus herumschwirren. Mit einem einfachen Verhaltensprogramm lassen sich zudem Allergie-Symptome um 95 % reduzieren.
Katze trotz Allergie ist möglich
Es ist auch möglich, dass ein Kind gegen Katzen allergisch getestet wird, es aber auf die eigene Katze nicht ist. Das sollte unbedingt abgeklärt werden.
Falls sie mit einem Kater leben, der noch nicht kastriert ist, kann dieser kleine Eingriff eine große Wirkung haben, denn potente Kater produzieren mehr "Fel d 1", das Allergen. Kastrierte Kater und Katzen sind gleich hoch in den Werten. Die höchste Konzentration des Allergens ist bei allen Katzen im Gesicht (rund zehnmal höher als am Rest des Körpers). Nicht mehr Kopf an Kopf schmusen oder küssen, das verringert sofort die Symptome.
Nicht wissenschaftlich bewiesen ist, warum manche Allergiker mit einer Perserkatze beschwerdefrei leben können. Den lebenden Beweis hatten wir über Jahre mit einer Kollegin hier in unserer Redaktion.
Wird bei einem Kind eine Allergie auf Katze festgestellt, sollte in jedem Fall ein Facharzt, ein Allergologe zu Rate gezogen werden. Er kann am besten beurteilen, welche akute Behandlung ein Kind benötigt, ob und wann eine Hyposensibilisierung, bei der der Patient mit einer ansteigenden Dosis von Allergenen geimpft wird, möglich ist, und welche Alternativmethoden eventuell sinnvoll sind. Dazu zählen z.B. Kneippsche Verfahren, Entspannungsmethoden, Atemübungen und Akupunktur.
Jutta Aurahs