AW: Wenn Kinder grenzenlos zutraulich sind.
Hallo Kim!
Ich würd das auch nicht überbewerten.
Die Bindung zu dir entwickelt sich im Laufe des ganzen ersten Lebensjahres (und auch noch darüber hinaus), also die zwei Wochen haben da bestimmt kein Gewicht.
"Vermeidende Eltern-Kind-Bindung" ist etwas ganz anderes: Cajus würde in belastenden Situationen weder zu dir, noch zu anderen flüchten, sondern die Sache allein ausstehen (weil er dann weder Vertrauen in dich noch in andere hätte). Solche Kinder machen im Lauf des ersten Lebensjahres die Lernerfahrung, dass die Eltern die Bindungswünsche der Kinder hastig oder widerwillig befriedigen und im Gegensatz dazu aber die Selbständigkeitswünsche sehr willkommen heißen. Darauf stellen sich die Kids dann ein, indem sie ihre Bindungswünsche (speziell bei Angst, Stress, Krankheit, Müdigkeit, fremder Umgebung/Personen usw.) unterdrücken und ihre Selbständigkeit beweisen, da sie eben gelernt haben durch dieses Verhalten bei den Eltern "gut anzukommen" und sich die Liebe der Eltern so zu sichern.
Im Gegensatz dazu würde ein "unsicher-ambivalentes Kind" die Erfahrung gemacht haben, dass speziell die Bindungswünsche (also Kuscheln, tragen, getröstet werden) von den Eltern gerne (und mal gegen den Willen des Kindes) befriedigt werden. Und Selbständigkeitswünsche unterdrückt und ignoriert bzw. auch manchmal (unbewusst) mit Liebesentzug bestraft werden. Auch darauf stellt sich ein Kind ein und "klebt" in unsicheren/fremden/beängstigenden Situationen ständig bei den Eltern, um es sich mit ihrer Liebe nicht zu verscherzen und nicht zu riskieren, in der unvertrauten Umgebung allein gelassen zu werden. Nebenbei beobachtet man aber immer wieder die "Ambivalenz" dieser Kinder, die sich durch "Wegstoßen, Schlagen, Abweisen usw." der Bezugsperson zeigt.
Ein "sicher gebundenes" Kind erkennt man daran, dass es in Stresssituationen zu den Eltern flüchtet und wenn es sich wohlfühlt die Welt erforscht. Was ein Kind als Stressituation empfindet hängt dabei wohl vom Temperament des Kindes und von der Tagesform ab. Es kann durchaus sein, dass Cajus es einfach nicht als bedrohlich findet, wenn Fremde ihm nahe kommen, während Emil das schon so sieht.
Außerdem wird das Verhalten von Cajus auch durch Emil geprägt sein. Geschwister verhalten sich oft gegengleich, einfach um sich voneinander abzugrenzen oder um in besonderer Art und Weise auf sich aufmerksam zu machen und hervorzustechen. Das ist besonders bei gleichgeschlechtlichen Geschwistern und solchen mit geringem Altersabstand der Fall. Is ja auch klar, je ähnlicher die Geschwister sich also in Bezug auf Alter und Geschlecht sind, umso mehr müssen sie sich voneinander abgrenzen.
lg, Johanna