Statusmeldung heute

Ich sehe es nicht so krass, das er nicht wieder aufgebaut werden soll. Aber ich bin überrascht wie schnell Geld verfügbar ist es gab schon um 09:00 Uhr keine 24 Stunden später Zusagen für 310 Millionen Euro. Das überrascht mich.
Das stimme ich zu. Paris ist aber viel gepflegter und geliebter als unsere langsam verdreckenden Städte, die ich kenne. Mir fiel das extrem auf als ich dieses Jahr da war. Hier in meinem geliebten Berlin sieht man in jeder Richtung etwas Müll - fast überall.
 
Ich stelle lediglich fest, dass ich humanitäre Hilfe über die Restaurierung von irgendwelchen Denkmälern stelle was die Prioritäten anbelangt. Ich persönlich kann weder das eine noch das andere finanzieren, aber im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten spende ich zu diesem Zweck, weil ich denke jeder Tropfen auf den heißen Stein ist besser als gar nix.
 
Kannst Du ja.

Ich spende aber eher regional als weit entfernt und finde das nicht zynisch. Ich fühle mich verantwortlicher für meine Umgebung, auch wenn es allen Kindern hier sehr viel besser geht als in vielen anderen Ländern.
Wir setzten doch alle solche Prioritäten oder verkauft doch alle Eure Häuser und spendet das Geld für hungernde Kinder.
 
Abet auch regional kann ich entscheiden ob ich was für Menschen in Not tu oder was für irgend ein Gebäude. Und darum geht es mir. Nicht um das wo, sondern einfach darum dass für so nen Bau so schnell so viel Geld da ist, und für Menschen in Not eben nicht. Und ich kann wirklich nicht verstehen, wie jemand vom "Schicksal" eines Bauwerks betroffener sein kann als von dem eines lebenden Menschen (und das beziehe ich jetzt auf niemanden hier persönlich, sondern meine es ganz allgemein).
 
Susala, es ging hier gar nicht darum, auf irgendwen mit dem Finger zu zeigen. Jeder soll spenden wie und wo er mag und jeder Euro, der geteilt wird ist wertvoll. Ich finde es auch schön, wenn die Kirche wieder aufgebaut wird. Und ich unterstütze hier lokal den Kinderhospizdienst mit einem Teil meiner Honorare. Aber wenn ich höre, das jemand 100 Millionen dafür spendet (was zweifelsohne eine tolle Geste ist), dann regt sich in mir trotz allem der Gedanke, wie viele Menschenleben man mit 100 Millionen retten könnte... ich kann da nicht anders.
 
Abgesehen davon, dass der 100 Mio-Spender das quasi aus der Kaffeekasse nehmen kann ... ich finde es erstaunlich, wie schnell da Spenden avisiert werden. Letztlich muss aber jeder selbst entscheiden, was er wofür gibt. Mich nervt seit Jahren der "Tag für Afrika" an dem die Grundschulkinder arbeiten gehen und ihren Lohn als Spende abgeben. Auf der einen Seite ist das Projekt löblich, auf der anderen gibt es auch hier in Deutschland Kinder die hungern. Und an der Stelle bin ich arg zwiegespalten. Zugegeben, am Wochenende haben wir für die Restauration einer Orgel gespendet. Mag jetzt für viele unsinnig sein, für mich eher eine Herzensangelegenheit - denn mein Kind lernt auf diesem Instrument, in dieser Kirche. Aber: für diese Spenden gibt es auch Gegenleistung, wir hatten dafür eine wunderbar interessante Führung und ein schönes kleines Konzert. Letztlich kostet ein Konzert sonst Eintritt - den haben wir an der Stelle allein bestimmen können.

Ansonsten bin ich ganz froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist.

Und gleich mache ich im Büro die Schotten dicht und fahre mit dem Kind nach Berlin. Wenn das nicht ganz so nervig und seelisch anstregend wird, gönne ich mir danach vielleicht einen Kaffee mit Frau Mondkuss. Susala, hast du frei?
 
Klassischer Fall von whataboutism.

Jeder muss für sich entscheiden, wofür er spendet. Und das Eine mit dem Anderen zu vergleichen bzw. minder zu beurteilen macht keinen Sinn. Es geht darum, was für jeden einzelnen Wert hat.

Viele Menschen identifizieren sich mit ihrer Umgebung, mit den Symbolen, Gebäuden, Bräuchen, Gerichten. Man möchte es nicht missen. Der Stolz der Franzosen spiegelt sich genauso in diesem Gebäude wie viele hundert Jahre (Kunst)-Geschichte. Und nur wenn wir unsere Geschichte kennen, können wir darauf aufbauend voran kommen. Dass die Menschen dafür Symptome brauchen und nicht nur Bücher, tja. Liegt wohl in der Natur.

Hunger und Naturkatastrophen sind anders zu fassen, vielschichtiger und Hilfe nicht so leicht, zielgerichtet und direkt leistbar. Es erfordert viel mehr Koordination und für den einzelnen ist die direkte Umsetzung der Hilfe nicht so leicht ersichtlich. Und wir spenden gegen Hunger seit Jahrzehnten. Wenn man gefühlt keine Veränderung erlebt, geht natürlich der Wille zurück, das immer wieder zu leisten.

Bei Notre Dame wird man den Fortschritt sehen, stolz später davor stehen und sagen können „ich hab geholfen“. Das macht den Unterschied.
 
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