Soeben...

AW: Soeben...

Ich will nicht viel dazu schreiben, wenn dann lieber per PN. Aber ich kann zu 100% deine Situation nachempfinden und mir geht es genauso wie dir. Ich habe auch seit 7 Jahren keinen Kontakt mehr und empfinde außer Enttäuschung nichts mehr zu meinem Vater. Ich habe mir schon oft überlegt, wie ich reagiere, wenn ich genau in deine Situation komme.... Im Moment würde ich auch sagen, dass ich nicht mehr zu ihm gehen würde.
Ach, es ist schwer zu beschreiben, aber jeder deiner Sätze könnte von mir kommen. Wie gesagt, gern mehr per PN!

Liebe Grüße, Siko
 
AW: Soeben...

Danke noch mal an alle, die hier was geschrieben haben.

@Siko: schreib mir ruhig eine PN, wenn du darüber reden möchtest. Vielleicht hilft es uns beiden, wenn wir uns auf diese Weise austauschen können.
 
AW: Soeben...

Liebe Kathrin, Du siehst, Du bist definitiv nicht allein. Es wäre schön, wenn Du uns irgendwann erzählst, wie Du Dich entschieden hast und wie es für Dich war. Egal, in welche Richtung ...
 
AW: Soeben...

Ich mag dann noch mal aus meiner Situation schreiben:

Ich hatte fast 10 Jahre keinen Kontakt zu meinem Vater und unser letzter Kontakt bestand aus einer Unterhaltsverhandlung bei der er mich nicht erkannt hat (oder wollte???). Er war schwerer Alkoholiker und hat uns (insbesondere mir) vorher das Leben zur Hölle gemacht. Mein einziger Gedanke war: "Er könnte blutend vor meiner Tür liegen, ich würde ihn nicht rein lassen" (das war die Jugendfreie Version). Ich habe ihn dann noch zwei mal gesehen als meine Oma 90 wurde und zu ihrer Beerdigung. Als mein Sohn geboren wurde, habe ich versucht wieder Kontakt aufzunehmen, er wollte oder konnte nicht...

Dann kam der Tag als die Polizei bei mir vor der Tür stand und mir mitteilte das er gestorben wäre. Genaueres wüssten die nicht, es würde sich jemand von der Dienststelle seines Heimatortes (450km weit weg) bei mir melden. Ich habe in dem Moment nur gedacht: "Gott sei dank, du brauchst dir keine Ausreden mehr einfallen lassen wenn Jannik mal nach seinem Opa fragt". Das taten sie dann auch und was ich da zu hören bekam, bzw zu sehen als ich dann dort war um die Formalitäten zu erledigen, hat mir schier den Boden unter den Füßen weggezogen! Er hat etwa eine Woche tot in seiner Wohnung gelegen bevor er vermisst wurde (gut das er noch gearbeitet hat, wer weiß wie lange es sonst gedauert hätte), es wird vermutet das er sich noch sehr gequält hat bevor er starb (Leberzirrhose) und zu allem Überfluss war er ein Messie. Ich war echt geschockt! und er hat mit wahnsinnig leid getan. Trotzdem war ich immer noch wütend und habe ihn gehasst! An seiner Trauerfeier habe ich nur teilgenommen weil ich mich meiner Tante gegenüber verpflichtet fühlte...

Heute bin ich froh an der Trauerfeier teilgenommen zu haben, so konnte ich mit ihm frieden schliessen. Er hat als Vater ziemlich versagt, aber trotzdem würde es mich nicht geben, wenn er nicht gewesen wäre! klar hatte ich keine schöne Kindheit, aber das hat dafür gesorgt das ich heute der Mensch bin, der ich bin und darüber bin ich froh und dankbar (nach 3 Jahren Therapie kann ich so denken...).


Jetzt weißt Du wie es *danach* aussehen könnte. Ich weiß, wenn ich noch die Möglichkeit bekommen hätte ihn vorher noch mal zu sehen/sprechen, ich hätte sie genutzt!!!


Ich wünsche Dir das Du eine Entscheidung fällt mit der Du den Rest Deines Lebens umgehen kannst.
 
AW: Soeben...

Ich kann nur für mich sprechen. Auch ich habe seit der trennung meiner Eltern und den schlimmen erinnerungen an meinen Papa keinen Kontakt mehr zu ihm.
Aber ICH würde, wenn ich an deiner Stelle wäre, hingehen. Er ist mein Vater und wird es auch immer bleiben, auch wenn ich nur Haß für Ihn empfinden kann, dachte auch dass dies nach all den vielen Jahren sich legen würde, aber leider Nein.
Würde mir sehr viele Vorwürfe machen wenn ich diese letzte Chance nicht nutzen würde....
Schenke Dir viel Kraft für diese schwierige Entscheidung
 
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Ich geb mal auch meine Erfahrungen preis:

Ich überwarf mich mit meinen Eltern, als ich 18 war. Ich zog aus, nach viel Zank, Streit und Unverständnis. Es gab noch einiges mehr an Zank und Streit, weil ja Dinge wie Unterhalt geklärt werden mussten. Wir trafen uns weiterhin notgedrungen auf Familienfeiern, kamen über ein kühles Guten Tag und Auf Wiedersehen nicht hinweg. Meine Mutter bat mich irgendwann mal, vorbeizukommen wenn ich eh im Ort sei und meinen Freund besuchte. Das ließ ich bald blieben, ich fühlte mich als Fremde im eigenen Elternhaus. Dann ging ich für die Ausbildung 300 km weit weg ...


... und kurz vor meiner Abschlußprüfung verunglückte mein Vater tödlich. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich die Last der unausgesprochenen Worte, die ich nie gesagt und ihm nun niemals mehr mitteilen kann, ablegen konnte. Es war eine schwere Last und manchmal glaubte ich, daran zu zerbrechen. Ich kann inzwischen damit umgehen, habe meinen Frieden gemacht. Aber könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich würde mir die Chance wünschen, das Unausgesprochene noch sagen zu können.
 
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wie schaut denn der zeitliche aspekt aus? könntest du ihm vielleicht einen brief schreiben? er wird um seinen zustand ja wissen. in dem brief könntest einfach alles schreiben was dich bewegt. oder ihn einfach fragen, ob ihr einander treffen wollt.

was mich ehrlich gesagt ein bisschen verwundert: jeder geht davon aus, dass sich die kinder melden müssen. warum nicht die eltern? hatte er versucht während der letzten 10 jahre kontakt aufzunehmen und du hast diesen kontakt abgelehnt oder kam von ihm auch nix?

und zu den unausgesprochenen worten: ich habe mir mal überlegt, ob ich darunter leiden würde, würde meine mutter plötzlich versterben und was alles unausgesprochen bliebe. mein fazit: nein, würde ich nicht. denn auch jetzt, während sie sich bester gesundheit erfreut, können wir gewisse dinge nicht ansprechen. also wäre es in diesem sinne egal.

es ist eine sehr schwierige situation, niemand kann wirklich raten. ich persönlich finde, es geht nicht unbedingt darum IHM einen gefallen zu tun (hat ER den sohn geschickt und bittet quasi um deinen besuch?), sondern dir. wenn du das thema abschließt, ist sozusagen ein deckel druff und fertig, sonst könnte es sein, dass es in deinem unterbewusstsein immer gräbt udn gräbt und dich jahrelang oder immer belastet.

einem anderen zu verzeihen ist sehr, sehr schwierig, leicht dahingesagt und so schwer getan, aber wenn man es geschafft hat, merkt man wieviel gutes man sich selbst getan hat. abgesehen davon, dass du ihm ja gar nicht verzeihen musst, ein besuch bei ihm läuft ja nicht unter der flagge "verzeihung", du kannst es auch als prohphylaxe für dich sehen unter dem motto "vielleicht würde ich es später doch bereuen, also investiere ich einen halben tag / tag und mache einen höflichkeitsbesuch. "vielleicht fällt es dir so leichter oder ist der richtige ansatz für dich. (sorry, ich weiß, es klingt ein bisschen schnoddrig.)

ich wünsche dir alles gute und eine für dich richtige entscheidung
riccarda
 
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Riccarda hat gesagt.:
was mich ehrlich gesagt ein bisschen verwundert: jeder geht davon aus, dass sich die kinder melden müssen. warum nicht die eltern?
Zum Vergrößern anklicken....
Ricarda, damit hast Du so Recht!
Oder weshalb gehen Eltern in verkorksten Familien oft davon aus, dass die Kinder sich bei IHNEN entschuldigen sollten?

In erster Linie sind es die Eltern, die in der Erziehung Dinge verkorksen oder nicht hinbekommen. Die Kinder sind die Schwächeren. Jetzt als Mutter kann ich das besser verstehen als jemals sonst in meinem Leben.
Wenn mein Kind jetzt schon ab und zu zu mir sagt, ich war nicht nett, dann trifft mich das sehr, auch wenn ich weiß, dass Maßregelung einfach sein muss.
Ich weiß um meine Fehler, und bin wirklich traurig darüber, wenn ich manches einfach nicht besser hinbekomme, und würde mein Kind mir das eines Tages vorhalten, dann würde ich weinen und immer wieder sagen, dass es mir so leid tut und dass ich alles versucht habe, es aber einfach nicht besser geschafft habe. :-(
 
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