Peggy,
bei uns ist der Umgangston zwischen KiGa und Schule deutlich anders
.
Klaas KiGa war ein sehr behütender, liebevoller kleiner Kindergarten, in dem die Erzieher ihre Schützlinge wirklich ins Herz geschlossen haben
. Deshalb hatten wir ihn ausgesucht. Ein Schwerpunkt der Arbeit dort war/ist soziale Fähigkeiten zu erlernen. Also nett sein, nicht ärgern, nicht schuppsen, sich entschuldigen, wenn man Bockmist gebaut hat, kooperativ sein etc. Kriegsspiele wurden mit entsprechenden Erklärungen unterbunden und unflätiges Rumprollen auch.
So ist das in der Grundschule aber nicht mehr, vielleicht noch in den privaten Schulen. Unsere öffentliche Nachbarschaftsschule hat jedoch über 500 Kinder (Vorschule bis 6. Klasse, 3- bis 5-zügig). Die Lehrer setzen sich nicht mehr so für das einzelne Kind ein, wie es die Erzieher getan haben, obwohl die Lehrer-Schüler Ratio hier ziehmlich gut ist. Aber die große Altersspanne auf dem Schulhof und das weniger Betütteln zollt doch Attribute im Sozialverhalten. Neue Grenzen, neues Testen. Und natürlich waren nicht alle 500 Grundschüler in einem pazifistischen Kindergarten...
Hier nur ein paar Beispiele, von dem was Klaas erzählt. (Zum Glück ist er ziehmlich hart im Nehmen!):
Einmal hat ein Drittklässler ihn und seinen Freund in der Pause geärgert. Klaas hat ihm gesagt, er soll ihn in Ruhe lassen. Hat er aber nicht sondern er hat Klaas ins Gesicht gespuckt 8O. Im KiGa hätte das Mordärger für das spuckende Kind gegeben und jede Menge extra Aufmerksamkeit und Trost für das Opfer oder die Kinder hätten ihr Problem selbst gelöst (etwa gleich alt, ein 5jähriger hätte nie, nie, nie in Sand Hills einen 3jährigen angespuckt oder anders angegriffen). Hier fühlte sich Klaas überfordert, ist zum Aufsichtslehrer gegangen und hat den Knaben "angepfiffen". Dieser mußte sich entschuldigen, und damit war gut. Niemand hat sich die Zeit genommen, mit Klaas über den Vorfall zu reden, niemand hat ihn umarmt, niemand hat ihm in seiner Empfindung, mies behandelt worden zu sein, Empathie geschenkt :-?. Im KiGa wären alle betroffenen Elternparteien von den Erziehern unterrichtet worden. In der Schule hört man nur noch, was das Kind von selber erzählt...
Eine andere Situation aus dem Schulbus: Einmal haben 2 Freunde von Klaas sich mit einem mir fremden Kind zusammenge"gangt" und ihn geärgert. Weiß nicht mehr um was es ging. Jedenfalls deutlich 3 gegen 1. Klaas hat seine Worte benutzt (gute Verinnerlichung der KiGa und Familienmanieren!) und sie gebeten aufzuhören und ihn in Ruhe zu lassen. Als Resultat hat ihm einer der Jungs seine Mütze ins Gesicht gehauen. Die Mütze hatte leider eine Metallschnalle, und es hat richtig wehgetan :-?. Erst dann hat der Busfahrer etwas mitgekriegt und den Aggressor weggesetzt.
Jedenfalls werden solche Sachen wie Respekt vor dem gesprochenen Wort in freier Wildbahn nicht mehr Ernst genommen. Im Klassenzimmer selber haben die Lehrer natürlich einen Daumen drauf. Aber Schule ist halt mehr als der Unterricht :-?...
Ich persönlich habe nichts gegen einen frühen Schulbesuch für dickfellige, emotional robuste Kinder, aber die Sensibelchen würde ich wirklich lieber länger schützen. Irgendjemand schrieb auch von dem Kind, das in gewohnter Umgebung mitmacht und im fremden Umfeld schüchtern ist. So etwas kann sich auch im gewissen Maße verwachsen. Mit 4 war mein Sohn in neuen Situationen noch sehr verhalten. Mit 5 ist er ohne mit der Wimper zu zucken mit einer Lehrerin zum Schuleignungstest gedackelt (ohne mich) und hat zwar keine große Klappe gehabt aber einfach mitgemacht.
Lulu