AW: Kur-Erfahrungsberichte-Sammelfred
So, jetzt mein Kurbericht:
Die Klinik:
AWO SANO Mutter-Kind-Klinik Rerik
John-Brinckman-Str. 10
18230 Ostseebad Rerik
Die Antragstellung:
Schon 5 Tage nach Antragstellung lag die Ablehnung im Briefkasten. Begründung: Ich sei nach Prüfung durch den Medizinischen Dienst nicht kurbedürftig und solle ambulante Angebote vor Ort nutzen.
Der Widerspruch:
Geholfen hat mir eine Sachbearbeiterin unserer örtlichen AWO (=Arbeiterwohlfahrt). Sie gab mir Formulierungshilfen, die ich in den Widerspruch einbaute. Zusätzlich schilderte ich meine berufliche, familiäre und zeitliche Situation und gab an, dass ich ambulante Angebote einfach nicht in meinen Alltag integriert bekomme, um einen entsprechenden Effekt zu erreichen. Prompt hatte ich 4 Tage nach Absendung des Widerspruchs einen positiven Bescheid.
Die Anreise:
Wir fuhren mit dem PKW nach Rerik, weil ich einfach zu oft hätte umsteigen müssen. Außerdem hätte ich es zeitlich nicht gepackt, die Koffer im Voraus zu packen und per Kurier vorauszuschicken. Die Fahrt war auch super, weil es fast nur über die Autobahn ging. Wir benötigten eigentlich inkl. Pause 4 Stunden. Aber nur eigentlich, weil uns 5 km vor dem Ziel ein schwerer Unfall an der Weiterfahrt hinderte. Mir ist jetzt noch schlecht, wenn ich daran denke. An einer Kreuzung mit Stoppschild ist ein LKW auf einen PKW geknallt. Der PKW war nur noch ein kleines Häufchen Blech. So etwas habe ich noch nie gesehen. Mir zitterte alles. Ein Polizist erklärte mir, wie ich durch Wenden weiterkomme. Ich weiß nicht mehr, wie ich gefahren bin, aber ich bin am Ziel angekommen. ich bin zwar erst genau dran vorbeigefahren und zwar 2 Mal
, schließlich haben wir es geschafft.
Die Ankunft:
Als erstes haben wir ein Mittagessen bekommen. Der Küchenchef verriet mir gleich unseren ersten Termin, nämlich den der Aufnahmeuntersuchung. Da habe ich nicht schlecht gestaunt, dass scheinbar alle im Haus wussten, was los war. Nach dem Essen brachte uns jemand von der Rezeption in die Unterkunft und übergab uns unsere ersten Termine (Aufnahmeuntersuchung, Erstgespräch, Vorstellung im Kinderhaus).
Die Unterkunft:
Pro Familie gab es ein Appartment, bestehend aus Zimmer für die Mama (bzw. den Papa) und ein Zimmer für das bzw. die Kinder, einem Flur und einem Bad. Im Flur gab es einen Riesenschrank, ein Schuhregal und eine Garderobe, das Bad bestand aus Dusche, Toilette und zwei Waschbecken. Im Kinderzimmer gab es ein Doppelstockbett mit zusätzlicher Liege unter dem Unterteil des Doppelstockbettes. Nach Bedarf gab es auch Gitterbettchen. Außerdem standen dort ein Tisch und zwei Stühle sowie ein schönes Regal mit Kästen für Spielzeug. Mein Zimmer hatte eine Liege mit Bettkasten, so dass man tagsüber eine Art Sofa hatte, einen Tisch mit Stuhl, einen Fernseher, ein Telefon und diverse Ablageflächen und Schränkchen. Jedes Appartement hatte einen Balkon oder eine Terasse, die meisten mit Blick auf das Salzhaff. Wir haben ganz oben gewohnt mit einem schönen Blick aufs Haff. Jedes Zimmer war ausgerüstet mit einem Wäscheständer und Wäscheklammern. Auf jeder Etage gab es ein Wannenbad, einen Waschraum mit Waschmaschine und Trockner (Waschen: 2,20 €, Trocknen: 1,40 €) und einen Aufenthaltsraum mit Teeküche, ausgerüstet mit Bügelbrettern, Geschirr, Wasserkocher, Kaffeemaschine, Kühlschrank, Herd, Babykostwärmer, Sterilisator, außerdem jede Menge Teebeutel, so dass man sich jederzeit einen Tee kochen konnte.
Das Essen:
Es gab zwei Restaurants, jede Familie hatte ihre Plätze an einem festen Tisch zugewiesen bekommen. Es gab kein Essen in Schichten, wohl aber feste Essenzeiten, die aber akzeptabel waren (Frühstück: 7-9 Uhr, Mittag: 11.30-13 Uhr, Abend: 17.30-19 Uhr). Frühstück und Abendessen gab es in Büfett-Form. Es war für jeden etwas dabei: Wurst und Käse mit unterschiedlichem Fettgehalt (auch extra ausgewiesen), verschiedene Marmeladen und vegetarische Brotaufstriche, Nuss-Nugat-Creme, Joghurt, Quark, Müsli, Cornflakes und Co., viel frisches Obst und Gemüse, abends öfter mal eine Suppe oder ein anderes warmes Gericht, wechselnde Salate, viele Brot- und Brötchensorten, verschiedene Kaffees (Filterkaffee, Crema-Kaffee, Milchkaffee, Cappuccino, Latta Macchiato), verschiedene Tees, Säfte, Wasser, warme und kalte Milch und diverse Pulver (Schoko, Erdbeer, Banane), Buttermilch, hausgemachter Kefir, .... Mittags gab es drei Gerichte: 1 Kinderessen, 1 Normalkost, 1 vegetarisches Gericht, auf Bestellung gab es Reduktionskost. Man konnte aus allen 3 Gerichten wählen und sich selbst etwas zusammenstellen lassen. Dazu gab es immer viele frische Salate und immer Nachtisch. Das Essen war meistens sehr schmackhaft, nur manchmal fand ich das Gemüse etwas zerkocht und das eine oder andere vegetarische Gericht hätte etwas mehr Kräuter oder Gewürze vertragen können. Aber im Großen und Ganzen fand ich es lecker. Die Kindergerichte waren manchmal etwas unglücklich gewählt, so gab es mal Gyros, was die meisten Kinder ablehnten oder auch Linsensuppe, was sicher auch nicht der Renner aus Kindersicht ist ;-) . Aber wie schon geschrieben: meistens gab es nichts zu meckern. Wasser konnte man sich 24 h lang aus einem Automaten kostenlos ziehen, man musste lediglich an der Rezeption eine Flasche für 2,50 € kaufen. Kostenlosen Kaffee gab es nur morgens zum Frühstück, für die restliche Zeit gab es einen Kaffeeautomaten, wo der Kaffee 0,50 € kostete und mir überhaupt nicht schmeckte. Man konnte sich auch für 1,50 € einen Pott Kaffee kaufen. Ich hatte zum Glück eine Tasse und aus dem Büro meine Büchse Pulverkaffee mit und konnte mir so nach Bedarf einen "Türkischen" kochen, der wesentlich besser war als der Automatenkaffee.
Der Ort:
Rerik ist ein kleiner verschlafener Ort zwischen Wismar und Rostock, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Wer also Action braucht, für den ist es nichts. Ich fand es gut so, denn so blieben natürlich auch die Touristenströme aus. Wer es lebhafter mag, dem empfehle ich die AWO SANO Klinik in Kühlungsborn, 10 km entfernt von Rerik. Dort ist immer Leben, aber die Preise für Eis, Kaffee etc. sind dort auch entsprechend höher. Rerik liegt zwischen Ostsee und Salzhaff. Am Haff entlang führt eine schöne Promenade, an der ein schöner Spielplatz und diverse Kaffees, Restaurants, Bistros und Geschäfte liegen, ebenso eine Anlegestelle für ein Schiff, mit dem man übers Haff oder zur Insel Poel schippern kann. Von der Klinik zum Haff sind es 5 Minuten, zur Steilküste mit Strand und Seebrücke je nach Laufgeschwindigkeit 15 bis 20 Minuten zu Fuß. Es gibt einen Supermarkt (Edeka), eine Art Konsum, einen Schlecker-Markt und eine Apotheke. Da man in der Klinik versorgt wird, war dies völlig ausreichend.
Die Kinderbetreuung:
Die fand ich super. Es gab 6 altershomogene Gruppen. Kinderbetreuung war ein freiwilliges Angebot, man musste die Kinder nicht dorthin bringen, wenn man keine Termine hatte. Betreuungszeit war von 8.00 bis 16.00 Uhr. Man konnte die Kinder dort Mittag essen lassen, was auch getan hab, weil es für mich auch entspannter war ;-) . Eigentlich sollten die Kinder unter Mittag (von 12.30 Uhr bis 14.00 Uhr nur dort bleiben, wenn man selbst Termine hatte. Ich habe mir manchmal aber auch eine Auszeit gegönnt, wenn ich nichts hatte, und das war auch kein Problem. Wenn die Kinder über Mittag im Kinderhaus blieben, dann gab es dort für sie Matten für die Mittagsruhe, was ich sehr gut fand. Tims Erzieherinnen waren sehr lieb und auch einfühlsam. Morgens wurde immer gebastelt, es wurde aber keiner dazwungen. Dann gab es Obst und es wurde an die frische Luft gegangen. Anschließend war Mittagsruhe, dann gabs nochmal Obst und Kekse und dann war wieder frische Luft angesagt. Was ich nicht so toll fand war, dass die Kita wirklich erst kurz vor 8.00 Uhr geöffnet wurde. Manchmal hatte ich morgens 8.00 Uhr schon den ersten Termin und so war das Ganze ein Gehetze. Außerdem waren ja viele Kinder betroffen und so gab es schon einen Auflauf und es war sehr laut. Außerdem weinten viele kleinere Kinder, die anscheinend keine Kita-Erfahrung hatten.
Die Anwendungen:
Bei der Aufnahmeuntersuchung und dem Erstgepräch bei der Sozialpädagogin wurden die Anwendungen besprochen. Die Ärztin war gleich der Meinung, dass ich keinen allzu vollen Terminkalender bräuchte, sondern viel Zeit und Ruhe nur für mich. Das war ganz in meinem Sinne und so bekam ich:
- 5x Nordic Walking (auf eigenen Wunsch)
- 5x Progressive Muskelentspannung
- 4x Rückenschule
- 5x Packung und Rückenmassage
- 1x Vortrag zum Thema Stressbewältigung
- 1x Gesprächskreis Erziehung auf eigenen Wunsch)
- 2x Mutter-Kind-Spiele-Gruppe (auf eigenen Wunsch)
- 2x Mutter-Kind-Kreativ-Gruppe (auf eigenen Wunsch)
- 1x Einzeltermin bei der Sozialpädagogin auf eigenen Wunsch)
Das war sehr schön so, so dass ich tatsächlich viel spazieren gegangen bin oder gelesen habe. Die Therapeuten waren allesamt sehr nett und einfühlsam. Es hat alles Spaß gemacht und mir viel gebracht.
Tim soltle ja auch Anwendungen bekommen, weil er im letzten Jahr sehr oft krank war, vor allem hatte er ja Bronchitis und Ohrenprobleme. Bei der Untersuchung hatte er "eine Lunge wie ein Fußballer" (O-Ton Ärztin), so dass er lediglich 5x bewegungstherapie hatte, was ihm großen Spaß bereitet hat, da es wohl so annähernd das war, was er sowieso zu hause 1x die Woche in der Bewegungswerkstatt macht.
Die Freizeitmöglichkeiten:
Es gab eine Schwimmhalle, Sauna, Solarium, viele freie Bewegungsangebote und ein Kreativcenter. Die Bewegungsangebote habe ich nicht zusätzlich wahrgenommen. Was sollte ich jetzt 3 Wochen ranklotzen, wen ich weiß, dass ich danach sowieso nichts mehr mache ;-) . Ich habe mir lediglich vorgenommen, weiter Nordic Walking zu machen, weil mir das wirklich liegt. Ich brauche nur noch Stöcke
. Das Kreativcenter habe ich erst zur Halbzeit für mich entdeckt und dann aber viel gebastelt. Vor allem die Serviettentechnik hats mir angetan. Tim hat auch Einiges dort gebastelt. Schade, dass ich nicht schon früher dorthin gegangen bin.
Das Personal:
war nett, immer freundlich, ammer ansprechbar und sehr kompetent.
Mein Fazit:
Mir hats dort sehr gefallen, ich würde dort wieder hinfahren und kann diese Klinik auch ohne schlechtes Gewissen weiter empfehlen.