Eos
Gehört zum Inventar
AW: Lebensmittelboxen im Supermarkt
Aus meiner Sicht sind das zwei Paar Schuhe. Es gibt einerseits einen gesetzlichen Anspruch auf finanzielle Unterstützung zum Lebensunterhalt, d.h. aktuell also Hartz IV. Der Anspruch des Gesetzgebers ist es, die Höhe dieser Unterstützung so festzulegen, dass ein menschenwürdiges Leben in der Gesellschaft möglich ist. Und da gelten dann deutsche Standards, was üblich und normal ist, sprich, es orientiert sich meines Wissens (da bin ich aber jetzt nicht ganz sicher, müsst ich nachschauen) an den unteren soundsoviel Prozent der deutschen Verbraucher. Dazu nochmal eine kleine Lücke, denn "Arbeit muss sich lohnen", d.h. jemand der arbeitet, soll aus seiner Lohnarbeit mehr Geld verdienen als jemand, der staatliche Unterstützung bekommt.
Soweit die Theorie.
Das zweite Paar Schuhe ist dann eben die Praxis, also die Frage, wie dieser staatliche Unterstützungsanspruch umgesetzt wird. Ist der Hartz IV-Satz zu hoch oder zu niedrig, was ist menschenwürdig, was ist angemessen und was nicht. Stellt man jetzt fest, dass die Unterstützung zu niedrig ist (z.B. weil sich Strukturen wie die Tafeln bilden, die den Menschen etwas geben, was sie vermeintlich nötig brauchen um menschenwürdig überleben zu können, d.h. um Geld für Lebensmittel zu sparen und sie dann für andere Dinge ausgeben können, sei es Kleidung, Freizeitaktivitäten, Luxusgüter wie Zigaretten und Alkohol, Landschulfahrten der Kinder, Haustiere etc., alles Dinge, die für uns in Deutschland "normal" sind), bilden sich also solche Strukturen, dann müsste der Staat die Unterstützungssätze anpassen und solche Strukturen unnötig machen. Dann hätten die Tafeln also maximal eine überbrückende Funktion zwischen dem Erkennen des Missstandes und dessen Behebung und könnten sich dann wieder auflösen. Werden solche Ersatzstrukturen aber institutionalisiert, permanenent am Leben gehalten und sogar ausgedehnt (siehe Tiertafeln, Kindertafeln, Tafeln mit zugekauften Produkten...) dann besteht die Gefahr, dass der Staat sich damit einrichtet und den Bürgern vielleicht mal - überspitzt formuliert - sagt: Wenn Sie Ihre Lebensmittel bei der Tafel holen, dann reicht das Geld doch aus. Nur leider gibt es kein RECHT, bei der Tafel versorgt zu werden. Bricht diese Unterstützung weg (weil Tafel geschlossen oder der Mensch als nicht berechtigt gefunden oder oder), gibt es keine rechtliche Möglichkeit auf einen Ersatz oder so.
Um zu deiner Beobachtung zu kommen: Wenn die Armut zunimmt (wobei es per Definition immer Armut geben muss, denn als "arm" wird ja immer ein irgendwie durch sein Einkommen festgelegter Teil der Gesellschaft definiert, z.B. die untersten 10% in der Einkommensskala) müsste man eher darauf wirken, dass die Gesetze angepasst werden als Ersatzstrukturen zu schaffen. Siehe Montagsdemos kurz nach Einführung von Hartz IV oder per Klage überprüfen lassen, ob die Höhe der Unterstützung die Kriterien "menschenwürdig" und "Teilhabe an der Gesellschaft" erfüllt oder ob eine gesunde Ernährung mit den Sätzen für Kinder überhaupt möglich ist...
Ich gebe dir aber völlig recht, dass das ganz schwierig ist.
Eos, ich bin nicht vom Fach, aber wenn es so ist, wie Du schreibst, daß jeder Bürger ein einklagbares Recht auf finanzielle Unterstützung hat- warum gibt es dann immer mehr Armut in Deutschland? Die Realität ist eine ganz andere...
Aber wenn von Seiten des Staates die Hilfe nicht ausreicht, was dann?
LG!
Aus meiner Sicht sind das zwei Paar Schuhe. Es gibt einerseits einen gesetzlichen Anspruch auf finanzielle Unterstützung zum Lebensunterhalt, d.h. aktuell also Hartz IV. Der Anspruch des Gesetzgebers ist es, die Höhe dieser Unterstützung so festzulegen, dass ein menschenwürdiges Leben in der Gesellschaft möglich ist. Und da gelten dann deutsche Standards, was üblich und normal ist, sprich, es orientiert sich meines Wissens (da bin ich aber jetzt nicht ganz sicher, müsst ich nachschauen) an den unteren soundsoviel Prozent der deutschen Verbraucher. Dazu nochmal eine kleine Lücke, denn "Arbeit muss sich lohnen", d.h. jemand der arbeitet, soll aus seiner Lohnarbeit mehr Geld verdienen als jemand, der staatliche Unterstützung bekommt.
Soweit die Theorie.
Das zweite Paar Schuhe ist dann eben die Praxis, also die Frage, wie dieser staatliche Unterstützungsanspruch umgesetzt wird. Ist der Hartz IV-Satz zu hoch oder zu niedrig, was ist menschenwürdig, was ist angemessen und was nicht. Stellt man jetzt fest, dass die Unterstützung zu niedrig ist (z.B. weil sich Strukturen wie die Tafeln bilden, die den Menschen etwas geben, was sie vermeintlich nötig brauchen um menschenwürdig überleben zu können, d.h. um Geld für Lebensmittel zu sparen und sie dann für andere Dinge ausgeben können, sei es Kleidung, Freizeitaktivitäten, Luxusgüter wie Zigaretten und Alkohol, Landschulfahrten der Kinder, Haustiere etc., alles Dinge, die für uns in Deutschland "normal" sind), bilden sich also solche Strukturen, dann müsste der Staat die Unterstützungssätze anpassen und solche Strukturen unnötig machen. Dann hätten die Tafeln also maximal eine überbrückende Funktion zwischen dem Erkennen des Missstandes und dessen Behebung und könnten sich dann wieder auflösen. Werden solche Ersatzstrukturen aber institutionalisiert, permanenent am Leben gehalten und sogar ausgedehnt (siehe Tiertafeln, Kindertafeln, Tafeln mit zugekauften Produkten...) dann besteht die Gefahr, dass der Staat sich damit einrichtet und den Bürgern vielleicht mal - überspitzt formuliert - sagt: Wenn Sie Ihre Lebensmittel bei der Tafel holen, dann reicht das Geld doch aus. Nur leider gibt es kein RECHT, bei der Tafel versorgt zu werden. Bricht diese Unterstützung weg (weil Tafel geschlossen oder der Mensch als nicht berechtigt gefunden oder oder), gibt es keine rechtliche Möglichkeit auf einen Ersatz oder so.
Um zu deiner Beobachtung zu kommen: Wenn die Armut zunimmt (wobei es per Definition immer Armut geben muss, denn als "arm" wird ja immer ein irgendwie durch sein Einkommen festgelegter Teil der Gesellschaft definiert, z.B. die untersten 10% in der Einkommensskala) müsste man eher darauf wirken, dass die Gesetze angepasst werden als Ersatzstrukturen zu schaffen. Siehe Montagsdemos kurz nach Einführung von Hartz IV oder per Klage überprüfen lassen, ob die Höhe der Unterstützung die Kriterien "menschenwürdig" und "Teilhabe an der Gesellschaft" erfüllt oder ob eine gesunde Ernährung mit den Sätzen für Kinder überhaupt möglich ist...
Ich gebe dir aber völlig recht, dass das ganz schwierig ist.