AW: Eigendlich will ich nicht stillen:-(
Hallo,
ich möchte Dir auch etwas dazu sagen, da ich heute einen interessanten Artikel zum Thema gelesen habe.
Erst mal finde ich es toll, dass Du Dir überhaupt noch Gedanken machst, denn schließlich hast Du mit der Flasche ja gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem sind die Stimmen die fürs Stillen sind ja auch sehr laut, aber ich glaube auch nicht zu Unrecht. In der breiten Bevölkerung kommt halt denke ich letztlich nur an, dass Stillen das Beste ist, also besser als die Gabe von einem Muttermilchersatz. Aber auf der anderen Seite kann man sich auch fragen, ob das alles wirklich so wichtig ist. Jedenfalls frage ich mich das öfters. Diese Message „Breast is best“ kommt zwar an, aber so richtig weiß man auch nicht, was sie bedeutet. Vor allem nicht, wenn man nicht an Quellen herankommt, die über die wichtigen Vorteile informieren und Möglichkeiten aufzeigen, wie Nachteile vermieden oder minimiert werden können.
Einige haben Dir schon geschrieben, und ich glaube sie wollten Dir einfach helfen, dass Du kein schlechtes Gewissen bekommst und zu dem stehst, was Du in Dir fühlst.
Ich habe gelesen, Du hast Dich schon entschieden. Aber das war ja vielleicht auch nur, weil Dich doch irgendwie einige dazu bestärkt haben, nicht zu stillen, wenn Du es nicht willst. Sie meinten es ist auf jeden Fall Kopfsache. Das heißt, Du kannst es über die Gedanken steuern? Vielleicht hilft es Dir ja, wenn ich Dir trotz allem noch ein paar Infos gebe. Wenn Du dann trotzdem bei Deiner Entscheidung bleibst, dann kannst Du wenigstens sagen, Du wusstest (einigermaßen, denn alles weiß ich auch nicht, das ein oder andere habe ich mal gewusst und wieder vergessen) Bescheid, warst informiert, und hast Dich trotzdem für die Säuglingsmilch entschieden.
Ich möchte hiermit erst mal auf einige Punkte eingehen, die die ein oder andere genannt hat:
Also, erst mal, ich selbst fände es auch nicht so gut für jemanden, würde er bzw. sie nur stillen, nur weil es irgendwelche anderen Erwachsenen erwarten. Eigentlich ist es ja komisch, es wird den Deutschen immer vorgeworfen, dass Ihnen die Anderen egal wären, überall hört man es gäbe keine Solidarität und kein Mitgefühl usw. Aber in Bezug auf Babys ist das scheinbar noch sehr oft anders. Das kann man ja auch positiv sehen. Wahrscheinlich wünscht sich der Mensch einfach immer das Beste für ein Baby, egal ob es das Eigene oder ein Fremdes ist. Und da man ja schließlich überall hört, dass Stillen das Beste ist, ist es ja logisch, dass sich dann auch alle wünschen, jedes Baby würde gestillt werden. Aber trotzdem, die Entscheidung liegt bei Dir alleine, auch Deinem Kind bleibt nichts, als es zu akzeptieren. Manchmal entscheidet sich ja sogar die Natur selbst dazu (wenn man das so sagen kann) und bildet während der Schwangerschaft in der Brust einfach keine Drüsen aus. Dann bleibt selbst der Mutter nichts übrig als es zu akzeptieren.
(wenn man aber einmal gestillt hat, kann man es in der Hinsicht immer wieder, sogar ohne direkt vorangehende Schwangerschaft)
Ich persönlich finde ein Stillen deshalb wichtig für Dich und Dein Kind, weil ich davon ausgehe, dass es Dein Körper und Dein Kind erwarten. Empfängnis, Schwangerschaft, Geburt und Stillen, ich glaube, dass sind Vorgänge, die gehören biologisch gesehen zusammen.
Auch wenn Du das Stillen auf der emotionalen Ebene momentan eher ablehnst, Dein Körper macht sich bereit und ist es auch im Grunde jetzt schon. (die Brust ist schon ab dem vierten, fünften Schwangerschaftsmonat bereit dazu)
Und auch Dein Kind, das von Deinen Zweifeln und Ängsten nichts weiß, erwartet auf der emotionalen und körperlichen Ebene gestillt zu werden, gemäß seinem menschlichen genetischen Code oder Programm.
Das sieht man auch daran, dass Neugeborene sogar alleine zur Brust robben, wenn sie nicht jemand dort hinlegt. So etwas finde ich total erstaunlich.
Jemand schrieb, dass der einzige Vorteil des Stillens der Immunschutz ist. Vielleicht hängt alles mit dem Immunsystem zusammen, aber da hängt so viel dran. Es sind gar nicht nur die Allergien. Da ist noch sehr viel mehr.
Erst mal zum Immunschutz durch das Kollostrum. Ich ziehe mal einen Vergleich zur restlichen Welt der Säugetiere. (der Mensch ist ja schließlich auch eins). Beim Pferd z.B. ist das Kollostrum total wichtig. Wenn ein Fohlen das Kollostrum nicht trinkt, dann wird es zu 98% der Fälle sterben, wenn es nicht medizinisch behandelt wird. Und auch wenn es überlebt, wird es trotz aller medizinischer Vorsorge schwere Krankheiten bekommen. Ich glaube beim Kalb ist es auch so.
Beim Menschen ist das Kollostrum glücklicherweise nicht lebenswichtig und er bekommt auch nicht unbedingt starke gesundheitliche Probleme, aber es ist immer noch sehr wertvoll.
Die Darmwand ist in den ersten Wochen noch sehr durchlässig. Ich glaube, das Kollostrum bildet hier sogar einen Schutzfilm, der sich über die Darmwand legt. Wenn außerdem in dieser Zeit nur arteigenes Eiweiß, das leicht verdaulich ist „ankommt“ und durch die Darmwand ins Blut aufgenommen wird, dann ist das schon von Vorteil. Tritt artfremdes Eiweiß über die Darmwand in das Blut kann es zur Bildung einer Allergie kommen. In den meisten Fällen tritt aber keine Allergie auf, sonst könnte man die Säuglingsmilch ja gar nicht in dem Maße verwenden, wie es heute und in den letzten Jahren geschieht und geschah.
Die Zeit während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensmonaten ist prägend für das ganze Leben in Bezug auf die Gesundheit. Ich hänge noch einen Artikel dazu an.
Zum Thema Allergie, die nicht zu 100% verhindert werden kann. Es ist aber doch ein Vorteil, wenn sie zumindest nicht in den wichtigen ersten Lebensmonaten auftritt. Tritt eine Allergie auf, dann kann die Mutter immer noch ihre Ernährung umstellen oder wenn man das nicht möchte kann man auch immer noch auf eine andere Milchnahrung wechseln. Aber wenn man nicht stillt, dann muss man eventuell die Nahrung wechseln, vielleicht zu einer sehr teuren Sorte, die außerdem nicht gut schmeckt.
Die Pre-Säuglingsmilch ist zwar der Muttermilch ziemlich ähnlich (zumindest der reifen Muttermilch), aber umso mehr man über die Muttermilch herausfindet, umso deutlicher wird auch wieder, wie sehr man noch hinter ihr her hinkt. Und vielleicht immer hinterherhinken wird.
Auch z.B. in Bezug auf LCP und Oligosaccharide. Man weiß, dass sie wesentliche Bestandteile der Muttermilch sind, und Milupa, Beba und Humana sind bestimmt stolz, dass sie den einen oder beide Bestandteile ihrer Säuglingsmilch beifügen konnten. Ich finde es ist aber trotzdem wichtig zu wissen, dass die LCP und die Oligosaccharide aus Säuglingsmilch und die aus Muttermilch trotz allem nicht zu 100% die gleichen sind. Die Moleküle sind nur ähnlich.
Bei den Oligosacchariden z.B. wird momentan auch darüber diskutiert, ob sie nicht auch einen Einfluss auf die Ausbildung des Nervensystems haben. Aber ich frage mich, wenn es so ist, und in der Muttermilch sind ja mehrere 100 verschiedene Strukturen davon enthalten, können dann die eins, zwei Oligosaccharide, die Milupa und Humana zusetzen, die selbe Wirkung haben? Ich glaube, dass ist schon alleine deshalb nicht möglich zu wissen, weil man ja nicht weiß ob und wenn in welcher Art und Weise sie überhaupt in Bezug auf das Nervensystem wirken.
Gestern erfuhr ich, dass man mit Stillen bzw. Muttermilch das Auftreten von Zöliakie verhindern kann, auch wenn glutenhaltige Beikost gefüttert wird. Wird nicht gestillt und glutenhaltige Beikost gefüttert, steigt die Gefahr an, dass sich Zöliakie entwickelt. In einer Studie fand man heraus, dass 45% der untersuchten Zöliakiepatienten diese Krankheit wahrscheinlich nicht bekommen hätten, wenn diese Punkte beachtet worden wären.
Alleine schon die Krankheit Zöliakie erschwert ja die Ernährung für den Rest des Lebens. Aber darüber hinaus kann sie erst einmal zu einer Mangelernährung führen, was gerade eben in den ersten Lebensmonaten von größtem Nachteil sein würde. Auch fand man heraus, dass die Krankheit Zöliakie gar nicht so selten ist, sie liegt glaube ich bei ca. 4% der Bevölkerung.
(es kann aber auch sein, dass die Zahl 0,4 % war, sorry, ich muß erst noch mal nachschauen
, aber das wäre trotzdem noch eine relativ hoh Zahl)
Auch gibt es noch einen weiteren Vorteil: z.B. haben gestillte Kinder seltener Zahnfehlstellungen. Und das ist jetzt auf jeden Fall ein Vorteil, der nichts mit dem Immunsystem zu tun hat. Aber für Dein Kind ist es bestimmt schöner später mal schöne gerade Zähne zu haben, ohne Zahnspange. Klar, so wichtig ist das natürlich nicht, denn es gibt ja Zahnspangen.
Kinder, die gestillt werden, sind auch durchschnittlich intelligenter, als die, die nicht oder kürzer gestillt wurden. Natürlich ist Intelligenz nicht alles, aber sie kann einem im Normalfall das Leben erleichtern.
Auch ist die Sehleistung von gestillten Babys besser, wahrscheinlich weil sie mehr der wichtigen Fettsäuren aufnehmen konnten, die das Auge zum Wachstum benötigt.
Und natürlich ist es auch billiger
. Aber man muss wohl schon auch ein bisschen auf die eigene Ernährung achten, man muss etwas mehr essen und trinken, das kostet ja auch. Man isst halt für das Kind mit und übernimmt für es die Verdauungsarbeit. Aber ich glaube es kostet nicht so viel wie, wenn man Säuglingsmilch kaufen muss. Und es ist umweltfreundlicher.
Es gibt noch einige Vorteile mehr, über die ich im Moment aber zu wenig informiert bin.
Im folgenden hänge ich noch den Artikel an, den ich heute bei Universimed.com gelesen habe.
Zuvor noch eins: vielleicht interessiert Dich auch noch der folgende Link:
www.stillkinder.de
Und nur für den Fall, dass Du vielleicht doch noch mal überlegst zu stillen. Ich glaube es könnte sehr hilfreich sein, wenn Du Dir noch ein Buch oder mehr zum Thema besorgst, falls Du noch kein umfassenderes hast.
Das Stillbuch von Hannah Lottrop ist ganz gut. Ich glaube es ist vor allem sehr motivierend, aber auch sehr informativ. Das Buch Stillen von den zwei Laktationsberaterinnen Martha Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann ist denke ich auch sehr gut und sehr detailliert für alle möglichen Fälle, die auftreten können. Das Ravensburger Stillbuch von Brigitte Benkert ist auch sehr informativ und befasst sich auch sehr mit den Themen rund um Stilltechnik usw.
Dann gibt es ja auch noch die Bücher und Hefte von der LaLecheLiga oder AFS, in denen eine riesige Menge an gesammelten Infos und Erfahrungen zur Verfügung steht.
Die Webseiten der AFS Stillberaterinnen, LaLecheLiga oder Bund der Deutschen Laktationsberaterinnen kennst Du ja bestimmt. Auch die Seite von Elke Vogt ist wahrscheinlich schon bekannt?
www.ichstille.de Oder die ganzen Foren und Mailingslisten, z.B. bei Yahoo. Dort gibt es so eine riesige Fülle an Infos über die Vorteile des Stillens, Stilltechnik, Stillerfahrung usw.
Hier der Text von Universimed.com
Nutritives Programming: Startpaket mit lebenslangen Effekten
Bisher konzentrierten sich Ernährungswissenschaftler auf die Bedarfsdeckung mit Nährstoffen und die Vermeidung von Nährstoffmangel. Diese Zielrichtung hat sich heute radikal verändert; die Interessen liegen in der biologischen Wirkung der Ernährung auf die lebenslange Gesundheit. Auswirkungen auf zahlreiche Parameter wie späteres Gewicht und kardiovaskuläre Risikosituation, aber auch Intelligenzquotient und Lebensdauer sind für das peri- bzw. postnatale Entwicklungsfenster belegt.
Bedeutung kritischer Phasen
Lebenslange Auswirkungen früher Ernährung stellen einen Teil des Konzeptes für die allgemeine Bedeutung der Ereignisse im frühen Leben dar. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff „Programming“ eingeführt – die Vorstellung, dass ein Stimulus oder eine Beeinträchtigung während einer kritischen oder sensitiven Periode Langzeitwirkungen auf den Organismus hat. Viele kurzzeitige innere Signale oder Umwelteinflüsse während kurzer kritischer Perioden wirken sich lebenslang aus. Das Zeitfenster hierfür ist je nach Spezies unterschiedlich.
Die Säuglingsernährung kann die Gesundheit langfristig beeinflussen, indem sie den klinischen Verlauf verändert; einerseits durch toxikologische oder pathologische Faktoren, und andererseits durch die langfristige Programmierung der frühen Ernährung auf Gesundheit und Entwicklung. Erste Hinweise darauf, dass die Ernährung einen signifikanten Einfluss hat, kamen von Prof. McCance. Die Manipulation der Ernährung von Ratten hatte lebenslange Auswirkungen auf das Körpergewicht verursacht. Mangelernährung in einer kritischen Periode konnte mit Aufholwachstum trotz nachfolgender optimaler Ernährung nicht ausgeglichen werden.
Am Beispiel der Gehirnentwicklung zeigt sich die Spitze des kritischen Wachstumsendspurts zu sehr unterschiedlichen perinatalen Zeitpunkten. Während dieser beim Menschen sehr eng perinatal und beim Affen etwa 12 Wochen vor der Geburt liegt, ist er bei der Ratte erst Wochen nach der Geburt zu finden. Daran werden die Schwierigkeiten offensichtlich, Studien an Tieren mit dem Menschen zu vergleichen. Beobachtende Studien an Tieren sind wichtig, da man echte Endpunkte beobachten kann und schnelle Antworten erhält.
Frühe Überernährung als Beispiel für Programming
Kann nutritives Programming auch beim Menschen auftreten? Zu Beginn der 80er Jahre wurden die ersten Studien mit früher Ernährung zur Untersuchung der Auswirkungen auf Übergewicht, Cholesterinspiegel und Atherosklerose an nicht menschlichen Primaten durchgeführt. Nach Überernährung im Säuglingsalter wurden Paviane vorübergehend übergewichtig und in der Kindheit normalgewichtig, um später im Erwachsenenalter extremes Übergewicht zu entwickeln. Dies ist ein hervorragendes Beispiel für das Programming (Abb.).
Barker D. J. teilte wesentliche retrospektive Beobachtungen am Menschen mit, die den Zusammenhang von niedrigem Geburtsgewicht und später auftretenden kardiovaskulären Erkrankungen zeigten, was zur FOAD-Hypothese (fetal origin adult disease hypothesis, Barker-Hypothese) führte.
Beweise bei Tieren für den programmierenden Effekt der frühen Ernährung sind überzeugend. Effekte im Erwachsenenalter, die bereits durch die Säuglingsernährung programmiert wurden, werden bezüglich Fettstoffwechsel, Blutdruck, Übergewicht, Diabetes, Atherosklerose, für das Verhalten und die Lebensdauer beobachtet.
Neurokognitive Entwicklung und Stoffwechsel
In den vergangenen 20 Jahren wurden pharmazeutische Interventionsmodelle umgesetzt, um randomisiert und prospektiv den Langzeiteffekt der frühen Ernährung auf Gesundheit und neurologische Entwicklung zu untersuchen. Nicht gestillte Säuglinge wurden randomisiert einer Standardformula für Reifgeborene oder einer nährstoffangereicherten Nahrung zugeordnet.
Wir wissen heute, dass eine Standardformula für die Säuglinge suboptimal ist. Auf diese Weise ernährte männliche Säuglinge zeigten einen geringeren Gesamt-IQ (WISC; 89 vs. 98 ) und eine massive Reduktion im Sprach-IQ (87 vs. 102). Noch deutlicher wird der Unterschied bei der neurokognitiven Beeinträchtigung (motorisch und kognitiv). Dies zeigt die extreme Sensitivität des Gehirns auf die frühe Ernährung und die klinische Bedeutung der optimalen Ernährung in diesem Alter.
Mit Magnetresonanz und parametrischem Mapping konnte nachgewiesen werden, dass unzureichende frühe Ernährung (Frühgeborenen vs. Standardformula) Gehirnstrukturen beeinflusst. Sie führt dazu, dass im Alter von 15 bis 18 Jahren weniger graue und mehr weiße Substanz im Gehirn vorliegt.
Aus Beobachtungsstudien an Reifgeborenen ergeben sich Verbindungen der Ernährung mit Blutdruckverhalten, Cholesterinspiegel, Adipositasentwicklung und Insulinresistenz. Nicht gestillte Kinder wurden in den ersten Lebensmonaten zufallsverteilt einer Ernährung mit Muttermilch oder mit Säuglingsnahrung zugeordnet. Im Alter von 13 bis 16 Jahren wurde ein signifikant günstiger Effekt auf den Blutdruck bei der Muttermilchgruppe gefunden. Der um 4mmHg geringere mittlere Blutdruck hat, bezogen auf die Bevölkerung, eine sehr große Wirkung. Je mehr Muttermilch Reifgeborene in den ersten Lebensmonaten verzehren, desto größer ist die günstige Wirkung auf den Blutdruck (Dosis-Wirkungs-Beziehung).
Im Säuglingsalter Muttermilchernährte haben mit 13–16 Jahren ein signifikant niedrigeres Verhältnis von LDL/HDL als Formulaernährte mit einer Dosis-Wirkungs-Beziehung. Das Molekül Leptin, als Regulativ für das Körperfett, liegt in umso geringerer Konzentration im Fettgewebe vor, je mehr Muttermilch das Kind zu sich genommen hat. Durch diese Fakten hat die Ernährung einen größeren Effekt auf das spätere kardiovaskuläre Risiko als Veränderungen des Lebensstils im Erwachsenenalter. Daraus ist für Säuglinge mit Muttermilchernährung ein geringeres Adipositasrisiko im späteren Leben abzuleiten.
Einfluss des Wachstums
Ein weiterer Faktor ist das postnatale Wachstum. In „Grow now – Pay later“ fasst Metcalf (2001) Ergebnisse von Tieruntersuchungen zusammen und stellt das schnelle frühe Wachstum und die Langzeitfolgen dar. Er konnte zeigen, dass ein langsames Wachstum und eine geringe frühe Ernährung sich positiv auf die langfristige Gesundheit von Tieren auswirken. Frühes schnelles Wachstum geht langfristig auch für den Menschen auf Kosten der Gesundheit, mit ungünstigem Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko. Jedoch geschieht das Programming ebenso durch spezifische Nährstoffe (z.B. Eisen, LCPs) oder die gesamte Ernährung (z.B. Muttermilch, muttermilchnahe Ernährung). Langsameres Wachstum und Muttermilchernährung fördern die kardiovaskuläre Prävention, eine vollständige Ernährung die Gehirnentwicklung.
Mittels optimaler Ernährung kann die Gesundheit der nächsten Generation verbessert werden. Für die Bedeutung der Ernährung im peri- bzw. postnatalen Entwicklungsfenster gibt es gesicherte Beweise. Wenig Beweismaterial liegt dagegen derzeit zur Bedeutung der Ernährung in kritischen Perioden im Kleinkindalter mit starker Entwicklung vor.
Autor:
Dr. Volker Veitl
Quelle des Artikels Nutritives Programming: Startpaket mit lebenslangen Effekten:
2nd World Congress on Pediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN), Plenary Lecture „Influence of early nutrition on child development and diseases“ 3.–7. Juli 2004, Paris
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