AW: Ach du SCH***!!!
Zweiundzwanzig Tage fehlen noch an sechs Jahren.
Sechs Jahre, in denen der Anbau beendet wurde, wir zurückzogen, die Kartons von einem Keller in den anderen geräumt und letztendlich sogar ausgepackt wurden. Nicht alle, aber viele.
Sechs Jahre weniger zweiundzwanzig Tagen, in denen das Atelier zwar alles andere als leer stand, aber auch alles andere als zweckbestimmt genutzt wurde.
Ein Großteil meiner Bücher war unrettbar verloren. Seiten, die aneinander klebten, sich nicht lösen ließen, Schimmelflecken, die sich ausbreiteten. Es tut *immer* noch weh, darüber nachzudenken, wieviele meiner geliebten, gehegten, erjagten Beutestücke den Weg des Altpapiers gehen mußten.
Sechs Jahre weniger zweiundzwanzig Tage, in denen Schwiegervater sich bemüht hat, dieses Atelier wohnlich zu machen. Die alten Küchenschränke meines Bruders, erst in der Zwischenwohnung aufgebaut, seit dem Rück-Umzug im Atelier hängend und stehend. Eine neue Deckenabhängung, helle Lampe. Tolle Mehrfachsteckdose. Endlich eine richtige Heizung - und fließend Warmwasser.
Aber das Atelier wurde kein Raum mehr für mich. Ein Rumpelzimmerchen. Einzig die Bleistifte schafften das Entkommen und begannen, den Rest des Hauses zu erobern. Ein einziges Skizzenbuch begleitete sie. Seit fast sechs Jahren.
Und heute machte die Jüngste kurzen Prozeß. Nagelte mich auf meine ominösen Äußerungen, ich könnte ja das Atelier aufräumen, und dann dürfe sie da auch gerne experimentell malen, einfach fest. Fegte mich mit ihrer Energie die Treppe runter, fragte, wo sie dieses und wo jenes hinräumen solle. Stellte Dinge weg, die ich ihr gab, holte Sachen, die ich brauchte, wischte Gegenstände ab, die ich hervorholte. Zwei, vielleicht zweieinhalb Stunden fegten, räumten, sortierten wir. Warfen olle tote Spinnen weg und machten uns Gedanken, ob man dies oder jenes noch bräuchte.
Und zu guter Letzt gab ich ihr, was sie sich mehr als verdient hatte: Pinsel, Farben, Keilrahmen. Ihre (und ihrer Schwestern) eigenen. Sie dürfen jederzeit hinein und dort malen, mit ihren Sachen. Und ich auch.
Viele meiner Bücher sind dort gestorben. Aber das Atelier lebt wieder.
Salat