Jetzt habe ich es gelesen ................... und bin noch völlig ergriffen davon. Vorweg seien zweie Dinge gesagt.
1. Jedes Buch das ich im letzten Jahr begonnen habe, habe ich nach 40 oder 50 Seiten mangels Konzentration oder "Thema verfehlt" wieder zur Seite gelegt. Ich habe mich schon nicht mehr getraut ein Buch zu lesen ...... (mal abgesehen von Passagenweise Fachbücher oder anderes aus meinen Hobbythemen).
2. Ich kenne den Autor seit vielen Jahren - nicht intensiv aber immerhin so, dass ich jeztt nicht mehr umhin kam endlich sein Buch zu lesen. Kenne die Intention die dahinter steht und auch Ziele die er damit verbindet.
Es handelt sich bei diesem Buch um quasi eine Familiengeschichte. Nach Kriegsende bauen Eltern ein Molkereiunternehmen auf, sie haben zwei Söhne. Es geht um den Älteren er heißt Sven. Er wächst auf in einem von Arbeit und Gewalt geprägtem Umfeld. Die Eltern gehen respektlos miteinander um - der Vater schlägt, die Mutter schreit und keift. Nach außen stellt sich die Unternehmerfamilie als Einheit dar. Der Junge wird früh zur Arbeit im Familienbetrieb genötigt, seine Freunde als faules Gezocke bezeichnet und seine Fähigkeiten (Sport und Musik) werden ihm abgesprochen bzw. seine Erfolge negiert. Alles was der Junge mag wird torpediert, er setzt sich trotz Prügelstrafe und anderer Sanktionen durch. Die Seele bleibt dabei auf der Strecke. Er findet Partnerinnen die schwere Lebensphasen mit ihm durchstehen, die er aber auch "benutzt" um selbst weiterzukommen. "Ich bringe mich um wenn du mich verlässt ..." ist eines der Beispiele.
Die schulischen Leistungen sacken über die Jahre ab, er schafft gerade so die Mittlere Reife, versagt dem Vater nach seiner kaufmännischen Ausbildung die Rückkehr ins Familienunternehmen und geht (auf Kosten seiner Frau) den 2. Bildungsweg an. Er wird beruflich erfolgreich, ist ein geschätzter Geschäftsmann, erkennt über eine Therapie das Unrecht und die Last die er seiner ersten festen Partnerin aufgebürdet hat und gibt diese Frau ihrem Wunsch gemäß frei.
Die Familie hat ihn wieterhin im Griff. Es geht dabei um Enterbung, um Rückholen ins Unternehmen und seine Entlassung aus dem selben als er sich auf Vaters Spielchen nicht einlassen wird. Zu diesem Zeitpunkt hat er eine kleine Familie gegründet, ist 50 arbeitslos und ganz unten. Und er fängt wieder etwas Neues an - unterstützt von Frau und Kind. Und er ergründet am Ende warum sein Vater ihm lebenslän glich so mitspielt.
Ein spannendes dramatisches Buch mit vielen vielen positiven Ansätzen. Ein Buch gegen Gewalt weil es aufzeigt was aus der Familiengewalt, aus der Schulzeit 50 und 60er Jahre (Prügelstrafe der Lehrerschaft) an Kindern kaputt gemacht wird. Es zeigt auch den Weg heraus aus der Gewaltspirale, die nachweislich nur wenige schaffen aber auch die Opfer die dabei gebracht werden. Z.B. die 1. Frau, die psychisch unbewusst durch Sven kaputtgemacht wurde.
Das Wirtschaftswunderkind Sven blickt auch auf die Wiedervereinigung Deutschlands, den Umgang (auch Untergang) der Familienunternehmen aus der Gründerzeit nach dem Krieg. Arbeitsplatzvernichtung etc. alles Bereiche die nebenher beleuchtet werden.
Es ist leider zu Ende :-D ich hätte mir die ein oder andere Passage noch länger gewünscht. Spannend und ergreifend fand ich es.
Herzliche Grüße
Ute die lange nicht mehr so ergriffen war von dem Buch ..... und jetzt arbeitet es natürlich in mir wo sehe ich Parallelen zur Autorenfamilie. Es ist teilweise authentisch - soviel weiß ich.