verpflichtendes Kindergartenfrühstück

AW: verpflichtendes Kindergartenfrühstück

Huhu,

wenn ich ehrlich bin, dann ist dein Verhältnis zum Kindergarten hin. Ich würde mich als Einrichtung wirklich bedanken, wenn mir da eine Mutter so dazwischen rauscht, Befragungen macht und das Konzept (was vermutlich im Elternbeirat wenigstens besprochen wurde) in Frage stellt. Und dann auch noch vor Gericht ziehen ?! Nun ja.
Zumal ich nicht ganz raus habe, worum es dir geht...
- Um das Geld?
- Darum, dass du kein Mitspracherecht hast, was dein Töchterlein im Kindergarten frühstückt?
- Darum, dass du das bei Vertragsunterzeichnung so noch nicht wusstest?

Ich vermute mal weiterhin, dass man eigentlich mit Einrichtungen bei logischen Gründen über viel reden kann. Ein "Meine Tochter kommt satt in den Kindergarten, 1,20 pro Tag ist zu viel Geld für mich, lässt sich da nicht was anderes machen?" kommt ganz anders als eine Eskalation die vor Gericht endet ... zumal ich davon ausgehe, dass du den Kürzeren ziehen wirst. Meines Wissens kann eine Einrichtung ihr Konzept beliebig ändern ohne die Eltern zu fragen.... es sei denn, es ist eine Elterniniative, aber da reden die Eltern eh viel mit rein.

Viele Grüsse
Martina, die sich so manches Mal beim Brotdosen machen über ein gemeinsames Frühstück freuen würde

Ach ja, was den "Fremdanbieter" angeht - wenn die Qualität stimmt, dann ist das an anderer Stelle Zeit, die wieder den Kindern zu Gute kommt ....
 
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Hallo alle zusammen,
Der Elternbeirat, bei uns Kuratorium genannt, sollte sich bei einer Konzeptionsänderung nicht über die Eltern hinwegsetzen. SGB VIII § 22
Weiter muß eine Konzeptänderung auf "Sozialverträglichkeit" geprüft sein, da sonst Willkür wandelt.
Wenn ein ALG 2 Empfänger 2,27 € am Tag für die Ernährung seines Kindes zur Verfügung hat sind 2,70 € für eine Halbtagsverpflegung nicht sozialverträglich. 1,50 für Mittagessen und 1,20 fürs Frühstück. Diese Kosten für ein 1jähriges Kind ist schlicht weg assozial. Wenn ein gemeinnütziger Träger (Gemeinde) derartige Beschlüsse fasst und dann die Zulieferer per Telefon aussucht, hat die Demokratie in unserem Lande ein Loch.

Mir gehts ums Prinzip, womit die Kosten, der Verfahrensablauf und die freihändige Vergabe hineinspielen.
Das Prinzip lautet, das beste für meine Töchter, aber nicht abzocken lassen. Wenn ich für ein Drittel der Kosten eine gesunde und ausgewogene Ernährung bieten kann, hat der Kindergarten sich nicht einzumischen. Wenn ich in der Ernährung oder in der Erziehung Fehler mache muss der Kindergarten mich darauf aufmerksam machen. Dafür bin ich dann auch dankbar.

Der soziale Auftrag einer Kindertageseinrichtung nach SGB VIII lautet. Familien unterstützen und beraten, nicht diktieren und deligieren. Die Diktatur haben wir hinter uns. Das Konzept hat sich pädagogisch und organisatorich an den Bedürfnissen der Familien auszurichten. Ich kenne keine Familie, die das Bedürfnis hat, für eine Leistung ( Frühstück) das dreifache der realen Kosten tragen zu müssen.

Die Unterschriften habe immerhin ergeben, daß 80 % der Eltern für eine Freiwilligkeit des Angebots sind. Leider wollte das beim Elternabend die Verwaltung nicht hören. Es wurde gedroht, das alle die dagegen sind gekündigt werden. Glaube ich zwar nicht, den dann sägen die sich ja den Ast ab, auf dem sie sitzen.

Danke für die rege Teilnahme.
Schönen Gruß
 
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Wie gesagt, der Ton macht die Musik.
Wenn ich an den Kindergarten rantrete und sage "he, ich pack das nicht, ich weiss nicht wie", dann gibt es eine ganz andere Resonanz. Mal abgesehen davon - gibts bei Euch keine Zuschüsse zum Kindergartenbeitrag?
Nun denn ... viel Erfolg - bei was auch immer...
 
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Unter Anbetracht der Summe, die der Staat fuer die Verpflegung eines Kindes ausgibt, wenn die Eltern Ihr Kind finanziell nicht selber versorgen koennen, ist es ein Unding von einer staatlichen Einrichtung Euro 1,20 fuer ein Fruehstueck zu verlangen. Das passt nicht zusammen!

Ich finde das Konzept schwach, weil ja doch nicht alle zusammen fruehstuecken, da die alten Vertraege eine Wahlfreiheit haben.

Ich weiss nicht, ob ich so preiswert Fruehstueck machen kann wie Du. Ich bezweifele es, aber in Deutschland sind Nahrungsmittel einfach sehr guenstig. Ich finde nicht, dass eine Einrichtung, die v.a. die sozialen Kompetenzen von Kleinkindern foerdern soll und einen Bildungsauftrag hat, sich am gemeinsamen Fruehstueck aufhaengen sollte. Ich finde es schon schwach von der Leitung eine kostenpflichtige Aenderung nicht mit den Eltern abzuklopfen und sich vor der Entscheidung eine Stimmungsbild zu machen. Weiterhin finde ich schwach, dass das Fruehstueck nicht selber zubereitet wird - das haette dann naemlich wieder etwas von Bildungsauftrag.

Allerdings empfinde ich auch die Art wie Du reagierst nicht sehr konstruktiv. Ich verstehe natuerlich Deinen Aerger, weil die Leitung sich eben auch nicht konstruktiv und kooperativ der Elternschaft gegenueber verhalten hat. Trotzdem hilft Paragraphenreiterei vermutlich nicht weiter; ich wuerde eher ein "Arbeitsgespraech" einstielen und mir den Elternvertreter ins Boot ziehen.

Lulu
 
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Hallo,
ich lege Euch einen Beschluß des Verfassungsgerichtes aus 2003 ans Herz. (1BVR 1522/03. Es geht hier zwar um das Tischgebet beim Frühstück, dennoch nimmt die oberste Richterinstanz sehr klar Stellung zur BEeinträchtigung des § 6 GG (Schutz der Familie) durch willkürliche und unbedachte Trägerentscheidungen.
Es stellt auch klar, daß die Grundrechte der Familie in SGB VIII ausgearbeitet sind und beachtet werden müssen.

Auch wenn mich der Sachverhalt emotional sehr belastet, immerhing geht es um das Wohl meiner Kinder, glaube ich doch das richtige zu tun. Es kann nicht sein, daß Eltern in Ihrer Personensorge ohne Notwendigkeit und ohne Richterspruch entmündigt werden. Ziel der Gesetzgebung ist die Unterstützung der Familie in der Erziehung, nicht die Erziehung zu übernehmen.

Bisher habe ich auch noch keinen Einfluß der Meinunsverschiedenheit in den Gruppen meiner Kinder bemerkt. Ganz bewusst halte ich die Diskussion auch aus der normalen Beziehung zu den Erzieherinnen heraus und beschränke meine Gespräche auf die tatsächlich kindesspezifischen Vorfälle, ohne Vorwürfe, ohne persönliche Angriffe. Wenn eine Erzieherin nachfragt, lege ich meine Meinung dar.
Gott sei Dank klappt das bisher problemlos.
Würde ich die Emotionen in die Gruppe tragen, wäre alles für die Katz. Dann könnte ich auch vor Gericht gewinnen und müsste trotzdem meine Kinder abmelden, da das Vertrauen in die Arbeit der Erzieherinnen weg wäre.

Schöne Grüße
 
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Hallo alle zusammen,
nachdem die letzten Wochen doch sehr unruhig verlaufen sind, seelisch wie moralisch waren wir doch sehr am zweifeln, ob das alles richtig ist was wir da tun, möchte ich euch heute mitteilen, daß das Gericht uns Recht gegeben hat.

Verpflichtendes Frühstück nach Kindergartenkonzept kann es nicht geben.
Die Kündigung ist unwirksam und nichtig. :bravo:

Ich danke euch allen, für die rege Teilnahme an der Diskussion.
Ihr habt mir sehr geholfen, meine Zweifel zu bearbeiten, und abzuwägen ob der Schritt zum Kadi richtig ist oder falsch.

Schöne Grüße
:huhu:
 
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ein Gerichtsurteil in grad mal 3 Wochen, das ging ja sehr flott.

lg
Bärbel
 
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Gratulation:ochne:,

oder soll ich lieber sagen, alles Gute für Deine Kinder.

Auch wenn Du jetzt recht bekommen hast, werden unter dem Urteil Deine Kinder nicht leiden? Bei uns in Bayern auf dem Land, würden bei so einem Vorgehen der Eltern sicherlich die Kinder, selbst die dann schon in der Schule sind leiden. Ja ja der Arm der Gemeinde geht weit ... Wer schreibt die Empfehlung für die weitergehende Schule, wie wird mein Kind im Kindergarten gefördert. Standardmäßig, so das keiner sagen kann es wäre etwas falsch dran, aber jeder weiß es könnte mehr sein .... usw...


Bei uns würde so ein Frühstück mit Handkuss genommen werden und Eltern die es sich finanziell nicht leisten können würden unbürokratisch vom Elternbeirat finanziert (Ist bei uns so beim Mittagessen).

Jedesmal am Elternabend ist bei uns die Diskussion mit einigen Eltern, das eine Milchschnitte und co in der Frühstücksdose nichts zu suchen haben. Aber da gibt es "beratungsresitene" Eltern und dann seinem eigenen Kind klar machen, das ein solches Frühstück nicht gesund ist führt immer wieder zu unsäglichen Diskussionen mit dem Kind, die bei einem gemeinschaftlichen Frühstück nicht sein müßten. Insbesonders das dann besonders die Kinder, die z.B. von zu Hause her keinen Apfel kennen, direkt davon profitieren würden.

Viele Grüße und alles Gute für Deine Kinder

Sabine
 
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