Gedichte & Gedanken Schönen Sonntag noch...

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
Ehrlich gesagt, meine Toleranzgrenze ist erreicht. Kennt wahrscheinlich jede(r) hier, wenn das Faß einfach voll ist.
Seit Tagen mäkelt *** herum, auch nachts kommt sie wieder regelmäßig um drei Uhr morgens und will etwas trinken, der Urlaub steht vor der Tür, es müssen noch zig Sachen gemacht werden, gepackt ist noch kein Hemd...
Und nun sitz ich morgens am Frühstückstisch, zwei Mädels um mich herum, und lasse mein Auge durch das Wohnzimmer schweifen.
Wohnzimmer? Schweinestall trifft es eher. Bei den Sesseln ist offenbar ein CARE-Paket heruntergekommen (Sonderzuteilung Spielzeug, aber Kekse müssen auch dabei gewesen sein), in der Küche muß ein Team aus fünf Köchen versucht haben, eine Bombe Surprise vorzubereiten, als ich eben mit nackten Füßen ins Bad gehuscht bin, hab ich eine Wanderdüne aus der Wüste Gobi getroffen - ins Kinderzimmer wage ich gar nicht zu blicken, es würde meine Widerstandskräfte überstrapazieren.
Zudem nörgelt jetzt auch *** herum, will die Füße auf den Tisch legen, wird des Tisches verwiesen, ** spielt Eule und versucht die 360°-Rundumdrehung des Kopfes, um dem Fütterlöffel auszuweichen (nur um kurz darauf zu protestieren, wieso der Nachschub abreißt...).
In allem anderen schlurft mein Mann aus dem Schlafzimmer und erinnert mich, daß er dringend morgen seine Jacke gewaschen und getrocknet mitnehmen muß, weil er doch frühestens um 10, 12 Uhr abends wiederkommt...
Ich fixiere ihn mit dem furchterregendsten Blick, der mir zur Verfügung steht. Manchmal hilft das.
"Gehst du gleich mit den Kleinen in den Sandkasten? Ich maaaaaaag nicht mehr... ich geh am Stock."
Entsetzter Blick zurück. Aber ich jammere jetzt schon seit zwei Tagen, zudem wollte ** gestern abend ums Verrecken nicht einschlafen - man hat entdeckt, daß man viel schöner einschlafen kann, wenn Mama einen im Arm hält. Was darin resultierte, daß sie a) dreimal wieder aufgewacht ist und weinte, weil Mama nicht mehr im Zimmer war, b) zwar sich wunderbar beruhigen kann, wenn Mama neben dem Bett sitzt, aber sofort in Tränen ausbricht, wenn ich aus dem Blickfeld verschwinde und c) wir nach einer Stunde rein-raus im Schlafzimmer schließlich kapituliert haben. Es wurde ein Fläschchen gemacht, dem Kinde in den zahnenden Mund gepoppt (ja, damit haben wir gerade auch Spaß) und Mama blieb sitzen. Der Einfachheit halber wurde dann auch inhaliert, so daß schon! um kurz vor neun endlich Stille herrschte.
Das gibt mir den moralischen Nasenlängenvorteil. Eine kurze Stunde später - Kinder alle schön in Matschhosen verpackt, Männe in Winterjacke (die zu waschende Jacke, man erinnert sich?) - und ich jage sie in den Garten.
Erste Heulkatastrophe bei ***, weil sie nicht helfen durfte, den Sandkastendeckel hochzuklappen.
Ich vertröste nochmal kurz auf das Zumachen und entferne mich.
Ca. 1 m komme ich weit, dann ruft Männe mich zurück - ich soll die Stapelbecher mitnehmen.
Diesmal komme ich bis in die Wohnung meines Schwiegervaters, bei dem ich eine Kaffeebestellung aufgebe. Während ich im Treppenhaus noch am neuen Kindersitz prussele (muß unbedingt noch abgeputzt werden, i-bah), höre ich einen Schloßhund heulen.
*** steht im Wintergarten und löst sich in Tränen auf.
"Aaaber will besssser wiederhaben" schluchzt sie, was ich dann endlich als "Becher wiederhaben" dolmetschen kann.
Ergo hole ich die Stapelbecher wieder raus und gebe sie ihr. Sie zieht ab, aber ich bin noch keine 5 m weit weg, da heult es wieder vor der Glastür.
"Was ist denn..."
"Maaaaaamaaaaaa.... auch mit...."
Lang und breit erkläre ich ihr, daß ich aufräumen will, alleine, weil ich schlechte Laune habe, und sie doch bitte draußen spielen soll, sie kann ja dann wieder reinkommen, aber jetzt nicht, Mama braucht Pause.
Es überzeugt sie nicht wirklich, aber mein Mann kommt und holt sie in den Garten zurück.
Ich flüchte in mein Chaos im ersten Stock.
Während ich sämtliche fünfhunderttausendsechsundzwanzig Bauklötze in ihre Kästen zurücksortiere, höre - und rieche - ich den bestellten Kaffee die Treppe hochstapfen. Kurz darauf sitzen SchwiVa und ich am wüsten Frühstückstisch und schlürfen den schwarzen Zaubertrank. Das Fenster zum Garten steht offen, und wir hören in schöner Regelmäßigkeit drei sich abwechselnde Stimmen:
WäääääääääääääääääWääääääää: ** im Zustand gelangweilter Ungädigkeit.
Buuuuuuuuhuhuhu äääääääähähähä: *** in tiefster Verzweiflung ob geschehener Unbill
RabarberRABARBERrabARber: Männe im Zustand höchster Genervtheit.
Verzweifelt blicke ich SchwiVa an.
"Vielleicht sollte ich die Kinder schnappen und in einen Zoo oder so fahren und den Mist hier einfach liegen lassen..."
Aber die Idee ist utopisch, a) habe ich keinen Brei auf Vorrat mehr, b) wäre die Laune eh im A***, c) leht mein Mann den Vorschlag vehement ab. Er kommt nämlich gerade vorbeigehetzt, holt sich ein Fläschchen für die Kleine und droht im Tone tiefsten Ernstes, sich heute keine Sekunde mehr mit den Plagen zu beschäftigen.
Gottseidank, ich hatte schon mit zur-Adoption-freigeben oder auswandern gerechnet.
Naja, aber der Kaffee ist eh getrunken, also fange ich an zu wirbeln. SchwiVa macht den Abgang, und wenig später herrscht sogar Stille im Garten - ein Blick durchs Fenster zeigt, das
** eingeschlafen ist,
*** im Schlepp von Opa durch den Garten wandelt
Männe im Gartenstuhl zufrieden Zeitung liest. Pfui.
Ich räume also den Tisch ab, sortiere Spielzeug und fange an, die Spülmaschine auszuräumen. Dabei geht mir ein Glas kaputt.
Ich versuche, die Scherben aus dem Schrank zu wischen, da stoße ich an ein zweites Glas, das auf dem Chaos auf der Arbeitsplatte in tausend Scherben zerschellt. Autsch, ich hätte nicht hinterhergreifen sollen, prompt habe ich mich ein wenig geschnitten.
So stehe ich da, lutsche an meinem Finger und sinniere über den befreienden Klang von splitterndem Glas.
Dann nehme ich den Rest Glas und lasse ihn genüßlich auf den Boden fallen.
Kliiiirrr.
Das tut gut.
Aber meine Weingläser möchte ich nicht dafür opfern... mein Blick fällt auf das olle Senfglas.
Adieu, Senfglas.
Aber das verdammte Ding ditscht nur träge vom Boden ab und bleibt heil.
Nun gut, die Scherben müßte eh ich wegkehren, also nehme ich von weiteren Zerdepperaktionen Abstand und räume die Spülmaschine komplett aus.
Und sortiere noch mehr Spielzeug.
Und sauge auf dem Dachboden im Arbeitszimmer Staub.
Und im Wohnzimmer.
Im Bad, Flur, Schlafzimmer und der Küche auch.
Während ich in die Türklingel neue Akkus einbaue und das Bett von *** neu beziehe, donnert es auf einmal. Draußen hängt eine riesige Gewitterwolke direkt über dem Garten, und schon höre ich Schritte auf der Treppe.
Ich sehe mich um. Alles ist aufgeräumt, gesaugt und abgewischt.
Und zufrieden begebe ich mich in die Küche, um Essen zu kochen, während *** mit der Spüle spielt (und Sintflut produziert), während ** im Wohnzimmer eine neue Rassel durchschmeckt und mein Mann sich wohlverdient die Nachrichten anschaut.
Schönen Sonntag auch euch!

Gruß,
Buchstabensalat
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommt mir seeeehhhhr bekannt vor... :jaja: und Du hast es wie immer toll geschrieben! :bravo: Nur daß wir hier leider weder Garten noch Opa im Angebot haben...*schnüff*

LG, Bella :blume:
 
:bravo:

Das ist mal wieder so anschaulich geschrieben - und ich gestehe : ich habe auch schon absichtlich ein Glas kaputtgeschlagen ;-)

Liebe Grüsse, Jacqueline
 
:bravo:

Das ist mal wieder so anschaulich geschrieben - und ich gestehe : ich habe auch schon absichtlich ein Glas kaputtgeschlagen ;-)

Liebe Grüsse, Jacqueline
 
Zurück
Oben