"Schläge im Namen des Herrn"

Wölfin

Gehört zum Inventar
...ist ein Buch von Peter Wensierski aus dem Jahr 2006.

Der Autor hat Interviews mit ehemaligen Heimkindern aus der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre hinein geführt. 80% der damaligen Heime waren waren in den Händen von Kirchen.
Mädchen wie Jungen wurden bis zur Volljährigkeit, also 21 Jahre, misshandelt und missbraucht, und nicht nur ein Paar von ihnen, sondern systematisch, um ihren Willen zu brechen. Grundlage für diese (nicht)Pädagogik war u.a. das Buch von Johanna Haarer (letzte Auflage 1987!), das schon Hitler für seine Zwecke genutzt hat.
Die Kinder hatten oft noch Angehörige, meist Großeltern oder eine Mutter, die aber arbeiten musste und die Kinder sind dann wegen angeblicher Verwahrlosung (Schlüsselkinder) ins Heim gekommen, obwohl sie zu Hause oft den Haushalt gemacht haben bis die Mutter dann nach Hause kam. Oder auch uneheliche Kinder, was bis in die 70er Jahre ein Grund für Ausgrenzung (von Mutter und Kind) war.
Mir ist dieses Buch in der Bibliothek sozusagen in die Hände gefallen und ich bin sprachlos. Wie viele Menschen, die jetzt so ab einem Alter von 50 Jahren aufwärts unter uns leben, waren Heimkinder? Viele schämen sich bis heute - dabei haben sie nichts verbrochen! Vielleicht hat der ein oder andere einen Elternteil oder andere Verwandte, die im Heim waren und heute noch unter den Folgen leiden.
Der Autor beschrieb viele Fälle, wo die Menschen sich nie wieder erholt haben.

Ich habe größtes Mitgefühl mit diesen Menschen.
Und ich schaue meine Kinder an und frage mich, wie verletzt muss eine Seele sein, um einem KIND so etwas an zu tun?

Sprachlose Grüße von
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

oh ja, es ist wirklich schlimm :ochne: :(
aber verletzt sind diese seelen meiner meinung nicht :( es sind kranke seelen, verrückte :ochne:

die seelen der damaligen kinder sind nun verletzt, sehr verletzt.
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

... und es waren nicht nur die Heimkinder, denen es so erging....

Ich weiß von mehreren älteren Leuten aus meiner Familie, daß sie als Kind schwerst geprügelt wurden, in den Keller gesperrt wurden, Essens- und Liebesentzug hatten und noch so einige Sachen...
Und eine Freundin von mir, Jahrgang 69, lebte auch in einem kirchlichen Heim und hat mir ebenfalls haarsträubende Sachen von dort erzählt, und das, obwohl sie in den 70igern und 80igern dort war.....
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

... und es waren nicht nur die Heimkinder, denen es so erging....

Ich weiß von mehreren älteren Leuten aus meiner Familie, daß sie als Kind schwerst geprügelt wurden, in den Keller gesperrt wurden, Essens- und Liebesentzug hatten und noch so einige Sachen...
Und eine Freundin von mir, Jahrgang 69, lebte auch in einem kirchlichen Heim und hat mir ebenfalls haarsträubende Sachen von dort erzählt, und das, obwohl sie in den 70igern und 80igern dort war.....

Ja, die Erziehung in der Nachkriegszeit war schlimm, leider noch in manchem Familien heute!
Das deine Freundin dir davon erzählen konnte ist sicher ein gutes Zeichen. Ich wünsche ihr, dass sie die richtige Hilfe bekommen hat. Es ist so wichtig, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, damit wir die Augen vor so etwas nicht mehr verschließen können.


Grüße von
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

oh ja, es ist wirklich schlimm :ochne: :(
aber verletzt sind diese seelen meiner meinung nicht :( es sind kranke seelen, verrückte :ochne:

die seelen der damaligen kinder sind nun verletzt, sehr verletzt.

In dem Buch wird beschrieben, dass die "älteren" Kinder die Jüngeren genauso schlimm behandelt haben, wie es mit ihnen gemacht wurde.

Daher die verletzten Seelen, vermutlich war die Kindheit der Nonnen und Pater ähnlich schlimm und ohne Liebe, wie kann man sonst fähig werden einem Kind so weh zu tun und es so zu erniedrigen.

So oft prügeln geschlagene Kinder später ihre Kinder wieder!
Verstehst du, wie ichs meine?


Grüße von
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

In dem Buch wird beschrieben, dass die "älteren" Kinder die Jüngeren genauso schlimm behandelt haben, wie es mit ihnen gemacht wurde.

Daher die verletzten Seelen, vermutlich war die Kindheit der Nonnen und Pater ähnlich schlimm und ohne Liebe, wie kann man sonst fähig werden einem Kind so weh zu tun und es so zu erniedrigen.

So oft prügeln geschlagene Kinder später ihre Kinder wieder!
Verstehst du, wie ichs meine?


Grüße von

:lichtan: aha ja ok...
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

Sozialhistorisch gesehen ist in den Heimen die allgemeine, anerkannte Pädagogik der Zeit verwirklicht worden. D.h. "mit Schlägen erziehen" oder erzogen zu werden ist üblich gewesen bei unseren (Ur)Großeltern. Auch und gerade Zuhause. In der Pädagogik ist es sogar so, dass die modernen, gewaltfreien Pädagogikentwicklungen von kirchlichen Pädagogen ausgegangen sind und gewaltfreie Konzepte entwickelt wurden. (Man schaue nur auf die Namen der "alten Grundschulen", um Beispiele zu haben.). In Deutschland ist es erst wenige Jahre her, dass eine gewaltfreie Erziehung im Grundgesetz festgeschrieben wurde. Den "Rohrstock" hat es in den öffentlichen Schulen bis in die 50er-Jahre gegeben...
Im 3. Reich unter Hitler waren es die kirchlichen Heime, die sich in recht breiter Front gegen die von der breiten Front der Bevölkerung unterstützten bzw. geduldeten Euthanasieprogramme der Nazis an Jugendlichen zur Wehr gesetzt haben.

So schlimm die Auswüchse in verschiedenen Fällen sind und waren in kirchlichen Heimen, sie sind Kinder ihrer Zeit und oft innovative Quellen des pädagogischen Fortschritts. Kirche ist an vielen Stellen eingesprungen, wo der Staat nicht einen Finger gerührt hat oder hätte.
 
AW: "Schläge im Namen des Herrn"

Im 3. Reich unter Hitler waren es die kirchlichen Heime, die sich in recht breiter Front gegen die von der breiten Front der Bevölkerung unterstützten bzw. geduldeten Euthanasieprogramme der Nazis an Jugendlichen zur Wehr gesetzt haben.

So schlimm die Auswüchse in verschiedenen Fällen sind und waren in kirchlichen Heimen, sie sind Kinder ihrer Zeit und oft innovative Quellen des pädagogischen Fortschritts. Kirche ist an vielen Stellen eingesprungen, wo der Staat nicht einen Finger gerührt hat oder hätte.

Nicht nur im 3. Reich, sondern sogar bis in die 50er Jahre hineine wurden Kinder in kirchlichen Heimen umgebracht - oder eine ganze Anzahl Erwachsener, die heute davon berichten, spinnen.

Entschuldige, aber der zweite Absatz von dir hört sich so an, als sollten die ehemaligen Heimkinder doch froh sein, dass sich überhaupt jemand ihrer angenommen hat. Vielleicht liest du das Buch einfach, es geht nicht um "verschiedene Fälle", es geht um etliche Heime und um etliche Kinder, die dort waren.

Es gab kirchliche Pädagogen, die später, in den spätern 70ern anfang 80ern etwas geändert haben. Aber einer z.B. hat sich getraut zuzugeben, dass er anfangs diese Prügelpädagogik mitgemacht hat. Er war aber froh, als er es nicht mehr musste.

Es gab sicher im kirchlichen wie im gesamtgesellschaftlichen Kontext Menschen, die sich gegen Hitler und seine Praktiken gewehrt haben, die Widerstand geleistet haben.

Aber die meisten haben mitgemacht - kirchlich oder nicht kirchlich!

Nur dass die Kirchen und die betreffenden Personen (frühere Erzieher) das heute nicht wahr haben wollen, sie leugnen es und beschuldigen die Opfer als Lügner oder tun es als nicht so schlimm ab: aber es ist ja was aus dir geworden, dann kann es ja nicht so schlimm gewesen sein.

Der Großvater meines Mannes war auch im Widerstand, auch kirchlich, war deswegen im KZ und ist dort fast gestorben (es wurden an ihm Versuche mit Medikamenten gegen Malaria durchgeführt). Die ganze Familie leidet heute noch darunter!
Nur ist DAS in der Gesellschaft anerkannt und akzeptiert.

Die vielen Heimkinder, die sich umgebracht haben oder die umgebracht wurden, können nichts mehr sagen.

Alle Achtung vor denen, die sich getraut haben, für dieses Buch davon zu erzählen!

Grüße von
 
Zurück
Oben