Pädagogen...unfähig?

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Zu den Fortbildungen muss ich etwas sagen - ganz persönlich für mich spreche ich da:
Bisher habe ich nur Fortbildungen besucht, die am Nachmittag angeboten werden. Diese sind dann regional, werden von anderen Lehrern angeboten, die ihr Wissen weitergeben wollen. Da kann es dann schon sein, dass man aus der Fortbildung nicht das mitnimmt, was man sich vorher erhofft hatte.
Es gibt auch überregionale Fortbildungen, die gehen meist den ganzen Tag, oder auch mal zwei oder drei Tage mit Übernachtungen. Aber ich habe Skrupel, solche Fortbildungen zu besuchen, weil dann der geplante Stoff einfach nicht so weiterläuft. Es gibt einfach keine Lehrer, die dann für mich für den einen Tag einspringen können. Dann wird meine Klasse in andere Klassen aufgeteilt oder wenn eine Teilzeitkraft keinen Unterricht hat, übernimmt die dann die Vertretung. Wenn meine Klasse aufgeteilt werden muss, habe ich ein schlechtes Gewissen den Kollegen gegenüber, denn dann sitzen in der Klasse nicht nur die 28 eignen Schüler, sondern noch 8 weitere von meiner Klasse (oft reichen da die Stühle nicht). Aber wie soll da auch anders gelöst werden, wenn keine weitere Kraft da ist, die den Unterricht übernehmen könnte? Also lasse ich die Fortbildung sein und bin lieber in meiner Klasse und komme mit dem Stoff voran.
Aus diesem Grunde bleiben viele Kollegen auch nicht mal ein oder zwei Tage zu Hause, wenn sie krank sind. Nein, man bleibt in der Schule. Verschleppt seine Erkältung, bis es einen so auf die Nase haut, dass man dafür die Quittung bekommt und 1 Woche zu Hause bleiben muss. Aber immer der Gedanke im Kopf: "Es geht doch noch. Also bleibe ich." Eine Kollegin unterrichtete ein paar Tage heißer, bis ihre Stimme total weg war.



Jaqueline: das hört sich ja super an, wie das bei euch in der Schweiz läuft. So einen Schulpsychologen hätte ich auch schon oft gebracuhen können.


Tati
 
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Tati hat gesagt.:
Jaqueline: das hört sich ja super an, wie das bei euch in der Schweiz läuft. So einen Schulpsychologen hätte ich auch schon oft gebracuhen können.

Tati

Hier wird die Fortbildung anders organisiert - da gibt es dann halt mal einen schulfreien Tag, an dem alle Lehrer des ganzen Kantons weg sind.
Wenn bei Euch das natürlich so ist, das keine Hilfe zu erwarten ist bei der Organisation und das nur in Eigenverantwortung gelöst werden kann, dann ist das dann wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass sich manche Lehrer überlegen, was wichtiger ist - bei der Klasse zu sein oder sich fortzubilden :-/

Der Schulpsychologische Dienst hat uns schon ganz stark geholfen, als bei Oliver im Kindergarten (Vorschule in der Schweiz) nach einem Kindergärtnerinnenwechsel die Lage eskalierte, er an allem schuld war, als nicht tragbar eingestuft wurde, vom Turnen ausgeschlossen und heimgeschickt :(
Der Psychologe hat sich dann an mehreren Terminen im Kindergarten umgeschaut und der Kindergärtnerin "Anleitungen" gegeben, wie sie mit etwas "willenstärkeren" Kindern umgeht, danach ging es dann doch noch einigermassen bis zur Einschulung. Gleichzeitig ging Oliver ein paar Stunden zu ihm, wurde dort beobachtet und ein bisschen "gebrieft"-

Auch danach, als wir nach einem Lehrerwechsel wieder vor einer ähnlichen Lage standen, hat er sich erfolgreich eingeschaltet, mehrere Gespräche mit der Lehrkraft, von ihm geleitet, haben schnell eine Linie gebracht - und die Auflage, dass so relevante Informationen wie das Vorliegen von ADS und Hb bei einem künftigen Lehrerwechsel dennoch weiterfliessen *grummel*

Der Schulpsychologische Dienst kann hier auch erste Abklärungen zu HB, ADS, usw. machen, macht Familientherapien (!!!) und ist als Ansprechpartner da, wenn sich Probleme auftun, die über Hausaufgaben und Stundenplan hinausgehen.

Ich dachte wirklich, dass es das bestimmt überall gibt :o
Da sieht man mal wieder - die Tücke liegt im Detail!

Liebe Grüsse, Jacqueline
 
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Diesen Schulpsychologischen Dienst gibt es. Ich selbst habe ihn als Schüler in Anspruch genommen. Aber es gibt Unmengen von bürokratischen Hürden und man erfährt als Schüler oder Eltern auch wenig im Vorfeld von ihm. Wichtige Vorstufe ist da immer der Beratungslehrer. Bei uns war das ein auch ansonsten sehr beliebter Lehrer, aber da kann man bestimmt auch Pech haben.
 
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Mach ich ja selten, aber hier ohne weiteren Kommentar mal ein Zitat aus einer aktuellen Zeitung (nur eins: Wir wohnen GsD in Treptow-Köpenick):

Mit 34700 Schulanfängern rechnet der Bildungssenat für den Herbst dieses Jahres. Rund 26 Prozent oder fast 9000 von ihnen weisen deutliche Defizite im Umgang mit der deutschen Sprache auf. Deswegen benötigen sie eine zusätzliche Hilfe, wie aus der Sprachanalyse »Deutsch Plus« hervorgeht. Schulsenator Klaus Böger (SPD) stellte gestern vor der Presse fest, dass 22,6 Prozent jener Kinder, die eine Vorschuleinrichtung besuchen, eher dürftige Ergebnisse ablieferten, 50,1 Prozent aber jener ohne solche vorschulische Bildung.
Förderkurse zwischen dem 1. Februar und dem 31. Juli sind deshalb laut Böger zur Pflicht erhoben worden: »Bildung fängt mit Sprache an«, begründete der Senator den Schritt. Außer in Ferien wird es pro Woche zehn Lehrstunden in Kitas und nahe gelegenen Schulen geben. 3500 Fachkräfte sind dafür geschult, 5000 Lernordner sowie Broschüren gedruckt worden.
Den größten Handlungsbedarf sieht Böger in Mitte. Dort sind laut Studie 50,2 Prozent der diesjährigen Schulanfänger durch entsprechende Sprachdefizite aufgefallen. Kaum weniger waren es mit 46,4 Prozent in Neukölln, 41,2 Prozent in Friedrichshain-Kreuzberg. Weniger Sorgen macht man sich um Treptow-Köpenick mit 10,4 Prozent und Pankow mit 11,7 Prozent bedürftiger Kinder. Die Unterschiede werden von Fachleuten vornehmlich auf den verschieden hohen Anteil an Kindern ausländischer Herkunft zurückgeführt.
Seit die PISA-Studie Berlins Schülern und Vorschulkindern einiges Unwissen bescheinigt hat, müssen sie sich alle paar Wochen anderen Tests unterziehen. Eines nennt sich VERA (VERgleichsArbeiten). Dabei wurden in sieben Bundesländern Schüler der 4. Klassen – in Berlin 28000 – in Arithmetik, Geometrie, Rechnen, Lesen, Schreiben. Sprachbetrachtung und Orthographie überprüft.
Wie in anderen Studien liegt Berlin zurück. 43 Prozent der Schüler erweisen sich lediglich bei simplen Aufgaben als einigermaßen sattelfest (40 Prozent in Brandenburg). Relativ sicher konnten 33 Prozent nur die ganz einfachen Texte lesen (27 Prozent). Auch auf anderen Testfeldern schneidet Brandenburg ein wenig besser ab. Die Autoren der Studie, der Fachbereich Psychologie der Uni Landau, warnen allerdings selbst vor voreiligen Schlüssen. Zumal die Vergleichsarbeiten, um Zeitgleichheit zu wahren, in manchen Ländern zwei Wochen, in anderen acht Wochen nach Ferienende geschrieben worden sind. Das mache nicht wenig aus. Zudem seien auch hier Folgen zu bedenken, die sich aus unterschiedlichen »Klassenanteilen von Kindern mit Deutsch als nicht dominanter Sprache« ergeben. In Berlin sind dies 21,3 Prozent, in Brandenburg 1,3 Prozent.
Die Defizite seien ein Ergebnis der Senatsschulpolitik, die sich vorrangig an der Kassenlage orientiere, hieß es aus dem Landeselternausschuss. Das betreffe auch Kinder, die etwa wegen körperlicher oder geistiger Einschränkungen auf sonderpädagogische Förderung angewiesen sind. Die Mittel dazu seien vom Senat um 40 Prozent gekürzt worden. Ein Gericht habe dies jüngst zwar wegen der Kassenlage als rechtens bezeichnet, doch verlangsamt sich ohne Förderung das Lerntempo und verringert sich die Qualität des Unterrichts auch für die anderen Schüler.


(ND 21.01.05)
 
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Tati, Lehrerfortbildungen koennten/sollten doch einfach in die Ferien gelegt werden. Wenn jeder Lehrer im Jahr x Tage (3 oder 5 oder so) Fortbildung nachweisen muss und diese generell in den Ferien laegen, waere das doch i.O. Man muesste ja nicht gleich seine ganzen Ferien aufgeben, aber irgendwann zu Ostern 2 Tage in Fortbildung gehen und im Herbst noch mal fuer 3 - das finde ich schon zumutbar.

Vom Hoerensagen (Franks alte Schulfreunde und deren Frauen, seine Ex und deren Mann sind fast alle Lehrer geworden) arbeiten eigentlich nur die Ausnahmeleherer in den Ferien. Ein Freund von Frank macht z.B. den Schulstundenplan, die Vertretungen etc., und der ist auch in den Ferien regelmaessig in der Schule fuer diese oranisatorischen Dinge. Alle anderen nehmen sich zwar immer viel vor, aber passieren tut letztendlich nix ;-).

Lulu
 
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Vom Hoerensagen (Franks alte Schulfreunde und deren Frauen, seine Ex und deren Mann sind fast alle Lehrer geworden) arbeiten eigentlich nur die Ausnahmeleherer in den Ferien. Ein Freund von Frank macht z.B. den Schulstundenplan, die Vertretungen etc., und der ist auch in den Ferien regelmaessig in der Schule fuer diese oranisatorischen Dinge. Alle anderen nehmen sich zwar immer viel vor, aber passieren tut letztendlich nix .

Das kann ich so nicht bestätigen. Schön wärs. Was haben wir uns schon gestritten, weil es einfach kein freies Wochenende gibt... Letzten Samstag z.B. waren 10 Stunden nonstop für die Leistungskurs Englisch Klausur angesagt.
Die Sommerferien sind bei Stephan tatsächlich vollkommen schulfrei, aber es sind auch die einzigen. Pfingsten z.B. kann man wegen des Abiturs vollkommen vergessen. In den Weihnachtsferien hat er immer 2-3 Klausuren zu korrigieren. In die Osterzeit fallen auch Korrekturen von Klausuren und Facharbeiten. Er legt seine Schulaufgaben halt auch immer kurz vor die Ferien, weil er während des normalen Schulbetriebs keine Chance hätte, sie zu korrigieren.
Nachmittags frei ist auch nicht immer so. Da gibts vielerlei Extras. Sitzung des Disziplinarausschusses, Prüfung an der Uni, Fachsitzungen, Konferenzen, Elternabende, Nachholschulaufgaben, Neigungsgruppen...

Bei meiner Mutter dagegen stimmt es wirklich. Sie hat als Grundschullehrerin mit ihrer Erfahrung tatsächlich Ferien, wenn Ferien sind.

Zu den Fortbildungen: hier haben die Schüler am Buß- und Bettag schulfrei. Für die Lehrer findet eine ganztägige Fortbildung statt zu einem bestimmten Thema. Letztens war es Medienerziehung. Das finde ich eine super Idee.

Schulpsychologen gibt es hier übrigens auch, aber sie sind vollkommen überlastet. Es müsste viel mehr geben!

Liebe Grüße
Rita
 
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Rita,
dann ist Stefan ein braver und Franks Freunde nicht (das koennte so auch stimmen...) ;-). Klar, am WE haben sie auch zu tun, aber in den Ferien meistens tatsaechlich nicht. (Abivorbereitung ist die Ausnahme, wann auch immer das ansteht, das hoeren wir am Telefon des oefteren.) Und dass ein Lehrer auch nachmittags arbeitet, finde ich normal. Ist ja ein Fulltime-Job. Mir geht es auch nicht darum, dass ich finde, dass Lehrer nicht genug arbeiten (find ich nicht), eher darum, dass Fortbilungen in den Ferien liegen koennten, um oranisatorische Probleme zu vermeiden. So wie Du es bei Stefan mit Buss- und Bettag beschreibst, ist es doch super!
Lulu
 
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Zu den Schulpsychologen:

Gut wäre es ja, wenn jede Schule ihren eigenen häte, Bedarf genug wäre da. Ich kann aber dazu nur sagen, dass einfach kein Geld da ist, um diese zu bezahlen (wurde mir immer wieder gesagt).

Das wäre für mich eine berufliche Richtung gewesen, in die ich mich sehr gerne gewendet hätte, aber hier in Saarland oder der angrenzenden Pfalz hat man da null Chancen.

Traurig, aber wahr!

Und jetzt werden hier auchnoch Schulen geschlossen, weil die Landesregierung sparen muss. Da frage ich mich wirklich, wo ich denn hier lebe, wenn an den Schwächsten gespart wird!!!!

Traurige Grüße

Rosi
 
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