Pädagogen...unfähig?

AW: Pädagogen...unfähig?

Tati hat gesagt.:
Tati, darf ich auch bei euch unterrichten
*kicher* Klar! Aber Du musst damit leben im Sommer 10 Wochen lang nicht bezahlt zu werden ;-). Oder damit erst um 3:30 frühstens aus der Schule verduften zu können (dafür mußt Du auch nicht ganz so früh anfangen). Und Du mußt damit leben, daß die Eltern sich so gerne einbringen (ich nicht, schäm).
Im Sportunterricht ist (soweit ich weiß) keine zweite Lehrkraft, das macht die Fachkraft alleine. Aber die Klassenlehrerin hat zur gleichen Zeit "frei", die kannst Du als Hilfestellung anheuern.

Zum Inventar weiß ich gar nicht. Ich empfinde das Klassenzimmer als ungeheuerlich voll und klein (ein ehemals großes mit Regalwand in zwei geteilt). So Pulte haben sie nicht. Wenn alle zusammearbeiten, sitzen sie wohl auf dem Boden auf einem extra Teppich unter einer der Tafeln, und ansonsten haben sie so 2-3 Personeneckchen mit Tisch-Stuhl-Arbeitsplätzen. Von CD-Player weiß ich nix, aber 2 Compis sind auch in jedem Klassenzimmer. Das ist hier aber eher Schul- bzw Stadtsache. Nicht alle Schulen im gleichen Staat sind gleich gut bestückt.

Lulu
 
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AW: Pädagogen...unfähig?

Hallo,

Ich weiss jetzt natuerlich nicht, wie die Ausbildung zum Lehrer ablaeuft, vermute aber mal, dass da durchaus eher auf die paedagogische Ausbildung wert gelegt wird als auf die fachliche Seite. Weil: Fachlich reicht es eigentlich, wenn der Lehrer seinen Schuelern eine Stunde voraus ist und weiss, wo er die Informationen findet, wenn Fragen kommen.
Er sollte dann natuerlich auch zugeben, dass er sich da erst schlaumachen muss. Ein Lehrer muss doch nicht allwissend sein - auch nicht auf seinem Fachgebiet!
Ich lerne auch bei der Vorbereitung jeder Vorlesung noch etwas neues dazu, obwohl ich _alle_ die Vorlesungen selbst bereits an dieser Hochschule gehoert habe.

Andererseits gibt es auch immer wieder Lehrer (oder Lehrpersonal an Hochschulen), die haben ueberhaupt keine paedagogische Ausbildung, sondern sind als Quereinsteiger aus einem Fachgebiet an die Schulen gewechselt. Auch das halte ich fuer problematisch - auch wenn es mich selbst betrifft. Ich hab ja auch nur das Studium hinter mich gebracht und durfte dann sofort hier Lehre machen - ohne paedagogische Kenntnisse. Vielleicht sind die bei Studenten nicht wichtig? Zumindest ein Crashkurs (wie konzipiert man eine Vorlesung, wieviel Stoff ist sinnvoll, wie kann man das ueben etc.) waere nicht schlecht gewesen.

Und zum Thema laestern: Ich haette das vorher nicht gedacht, aber manchmal braucht man die Augen von Dritten zur Reflektion. Deshalb rede ich natuerlich auch mit Kollegen ueber Studenten, wenn auch meist unter Weglassung von Namen. Die Sicht von anderen ist manchmal wichtig, um die eigene subjektive Einschaetzung zu validieren oder zu falsifizieren.

Liebe Gruesse,
Ingo
 
AW: Pädagogen...unfähig?

Hallo Ingo,

Grund- Haupt- und Realschullehrer haben schon während ihres Studiums Pädagogik, Psychologie, Schulpädagogik und Fachdidaktik als Unterrichtsfächer und machen (hier in Bayern zumindest) bereits vier Praktika während des Studiums, zwei Blockpraktika von vier Wochen und zwei semesterbegleitende an einem Tag in der Woche.
Die sollten also tatsächlich von diesen Fächern eine Ahnung haben und kennen auch nach dem ersten Staatsexamen bereits den Schulalltag.

Bei den Gymnasiallehrern ist das leider total anders. Während des Studiums macht man nur ein (!) Blockpraktikum von vier Wochen an einer Schule seiner Wahl. Viele Studenten gehen an ihr eigenes Gymnasium, weil sie sich da auskennen. Das wars an Praxis für die Studiendauer. Fachdidaktik und Pädagogik wird zwar auch studiert, aber sehr weit im Vordergrund steht ganz klar das vertiefte Fachstudium.

Erst im Referendariat erleben die Studenten zum ersten Mal den Ernstfall. Sie sind vollgestopft mit Fachwissen und haben wenig Ahnung von Unterrichtsformen, -mitteln und der Technik der Unterrichtsvorbereitung. Das wird ihnen erst im zweijährigen Referendariat eingepeitscht.

Mein Mann betreut Referendare an seiner Schule und darunter waren schon zwei, die er für ungeeignet für den Lehrberuf hält. Einer hat tatsächlich abgebrochen, die andere ist durchgekommen und hat tatsächlich eine Planstelle bekommen, da ihre Fächerkombi sehr gefragt ist im Moment. Aber zum Zeitpunkt des Referendariats ist es fast schon zu spät, um sich umzuorientieren. Die Leute haben mindestens 4 Jahre Studium hinter sich, wenn nicht mehr, und stehen vor dem Nichts, wenn sie das Referendariat abbrechen.

Liebe Grüße
Rita
 
AW: Pädagogen...unfähig?

Hallo Rita,

ich meinte mit "fachlich" so etwas wie Mathematik, Biologie etc.

Und deine Aussage bestaetigt meine Vermutung, dass die Grund- Haupt- und Realschullehrer eher weniger fachliche Qualifikation (i.S. von Mathe, Bio etc.) erwerben als paedagogische Faehigkeiten.
Dieser Umstand wiederum kann natuerlich zu solchen anfangs beschriebenen Aussagen fuehren (Bandscheiben, Holland etc.), weil sie es ja gar nicht wissen koennen (und mMn auch nicht wissen muessen.)

Dass das bei Gymnasiallehrern anders ist, wusste ich nicht. Aber es ist schon klar, das die Schueler am Gymnasium viel haeufiger "unbequeme" Fragen stellen, so dass der Lehrer dort vermutlich wirklich mehr Fachwissen haben muss als an den anderen Schulen.

Trotzdem waere mir ein paedagogisch gut aufgestellter Lehrer, der sich sehr gut auf eine Stunde vorbereitet und dort das Fachwissen aneignet lieber als ein Lehrer, der sich auf seinem im Studium erworbenen Fachwissen ausruht und vielleicht auch paedagogisch nicht so toll ist.

Das Problem z.B. in der Schule in Gross Kreutz ist, dass die Lehrer vielleicht paedagogisch was drauf haben, fachlich aber die totalen Nieten sind, das aber nicht einsehen und auch nicht mehr weiterlernen. Zumindest bei zwei Lehrern weiss ich das im Bereich Informatik-Unterricht definitiv - da rennt man gegen Windmuehlen, wenn man ihnen erklaeren will, dass sie totalen Bloedsinn unterrichten, der zwar bei Schreibmaschinen richtig ist (bzw. war), fuer Computer aber nicht.

Und die Direktorin ist typischer Vertreter der "das haben wir schon immer so gemacht"-Mentalitaet - keine Chance auf Veraenderung.

erzaehlt
Ingo
 
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Pilot hat gesagt.:
Das Problem z.B. in der Schule in Gross Kreutz ist, dass die Lehrer vielleicht paedagogisch was drauf haben, fachlich aber die totalen Nieten sind, das aber nicht einsehen und auch nicht mehr weiterlernen. Zumindest bei zwei Lehrern weiss ich das im Bereich Informatik-Unterricht definitiv - da rennt man gegen Windmuehlen, wenn man ihnen erklaeren will, dass sie totalen Bloedsinn unterrichten, der zwar bei Schreibmaschinen richtig ist (bzw. war), fuer Computer aber nicht.

Hallo Ingo!

Das ist natürlich ganz schlecht, wenn die Lehrer etwas an ihre Schüler vermitteln, was veraltet und nicht auf dem neusten Stand ist!
Das kann eigentlich nicht sein, normalerweis werden ständig irgendwelche Fortbildungen angeboten, die Lehrer eigentlich auch wahr nehmen sollten!

Aber es gibt auch viele (bevorzugt) ältere Lehrer, die einfach resigniert sind und vllt. auch durch die neue Technik überfordert sind!
Eine Möglichkeit wäre sicherlich, mal einen Brief an euer zuständiges Amt zu schicken, da müsste dann was unternommen werden!
Das beschreibt übrigens eine Einstellung, die im Lehrerberuf absolut fehl am Platz ist... kaum zu glauben und traurig!

etw. bestürzte Grüße
 
AW: Pädagogen...unfähig?

Ich bring mich mal als Lehramtsstudent in die Diskussion mit ein:

Ich studiere Sonderschullehramt für Erziehungshilfe und Lernbehinderung. Als Fach habe ich Grundschule, was Deutsch, Mathematik, Sachunterricht und in meinem Fall Musik beinhaltet.

Zu meinem Studium gehört ein mind. 4wöchiges Orientierungspraktikum was möglichst vor der Uni in irgendeiner beliebigen sozialen Einrichtung abgeleistet werden sollte. (Kann von Krippe bis Altenheim alles sein).
Im Grundstudium muss man ein 4wöchiges Blockpraktikum an irgendeiner Regelschule (Grund-, Haupt-, Realschule oder Gymnasium) machen. Hab die Grundschule genommen, damit man auch was lernt.
Im Hauptstudium muss ich jetzt in jeder Sonderschulart ein Blockpraktikum à 4 Wochen und ein studienbegleitendes Praktikum (einmal wöchentlich 4 Unterrichtsstunden ein ganzes Semester lang) machen. Außerdem ist nochmal ein Blockpraktikum in einer Grundschule dran.
Insgesamt muss ich in allen 6 Praktika ca. 75 Unterrichtsstunden halten und sitze ansonsten nur drinnen, wobei es eigentlich keinen kümmert, was ich währenddessen mache.

Fachlich lernen wir Sonderschulleute mit Grundschule am wenigsten, weil alle andere ihre Fächer zusammen mit den Magisterleuten studieren müssen und wir eigentlich nur die Didaktiken der jeweiligen Fächer besuchen. Dafür lernen wir aber am meisten in den Bereichen Psychologie, Methodik und Didaktik. Außerdem haben wir dann noch Einblicke in medizinische und therapeutische Grundlagen der jeweiligen Behinderungsrichtung.

Was Rita sagte mit dem Praxisschock im Referendariat kann ich nachvollziehen, da man vorher gezwungen wird, sich Stress selber aufzuerlegen, wenn man es unbedingt mal ausprobieren will. Ich habe zum Beispiel erst jetzt - nach drei Jahren Uni - gelernt, dass es durchaus drei Stunden dauern kann, bis man eine einzige Unterrichtsstunde vorbereitet hat. Da bekommen dann Ferien für mich einen völlig neuen Sinn.

Liebe Grüße erstmal von der Mitten im studienbegleitenden-Praktikum-an-L-Schulen-Stress stehenden Frauke

Fragt mich ruhig noch aus, wenn es offene Fragen gibt
 
AW: Pädagogen...unfähig?

Wer Grund- und Hauptschule studiert, studiert ja einzelne Fächer. Ich studierte Kunst als Hauptfach und Mathematik und Musik als Nebenfach, Schwerpunkt Hauptschule.

Nach dem 2. Stattsexamen wird man dann entweder in einer Grundschule, einer Hauptschule oder einer Grund- und Hauptschule eingesetzt.
ich wurde in einer reinen Grundschule eingesetzt und habe (immernoch nicht) keinen blassen Schimmer von Anfangsunterricht. Welche Fächer ich studiert habe interessiert hinterher auch überhaupt niemanden! "Sie haben Abitur gemacht. da müssen sie den Stoff der in der Grund- und Hauptschule unterrichtet wird, doch beherrschen!" Das hörte ich einmal.

- o.k., da ich jahrelang bei der DLRG Kinder trainiert habe, mache ich gerne den Schwimmunterricht an der Schule.
- Sport: wächst man auch rein, Hauptsache, die Kinder bewegen sich ordentlich, gibt es auch sehr gute Literatur.
- Musik: Welch ein Glück habe ich Ahnung, denn da geht es auch so: "Oh, Sie haben in ihrer Kindheit mal Blockflöte gespielt? Herzlichen Glückwunsch, Sie sind unser neuer Musiklehrer." :o
- mathe: Easy zu unterrichten, geht man eh nach dem Buch vor.
- deutsch: war für mich zu Beginn der Horror. Wie bewerte ich nur einen Aufsatz??? Welch ein Glück bekam ich von einem ehemaligen Studienkollegen, der deutsch studiert hatte, einen Schnellkurs (mit einer Flasche Wein klappte das super). :prost:
- Bio in der Hauptschule habe ich auch schon unterrichtet: Ingo, da ging ich wie du vor: ich lernte auch viel dabei; war den Schülern einige Unterrichtsstunden voraus.
- Chemie und Technik in der Hauptschule: das geht nur mit Fachlehrern! das muss man richtig können - zur Sicherheit der Kinder.
- ....


plaudert Tati aus dem Nähkästchen
 
AW: Pädagogen...unfähig?

:guckstdu:
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,337357,00.html

Das zum Thema Unterricht vorbereiten... Wenn ich das Gewäsch solcher Lehrer höre, krieg ich die Krise... Und deren Fälle werden natürlich gerne mal herangezogen, um die ganze Lehrerschaft über einen Kamm zu scheren.
Das ist absolut nicht in Ordnung, aber alle Beteiligten müssen sich die Frage gefallen lassen, warum es zu solchen Fällen überhaupt kommen muss...

Hier ein paar Vorschläge:
- Leher sollten keine Beamten mehr sein, das könnte dazu führen, dass sie sich nicht mehr ganz so auf ihren Lorbeeren ausruhen
- Es müsste eine Fortbildungspflicht für Lehrer geben, die es meines Wissens momentan nicht gibt
- Leistungsbewertungen für Lehrer durch Schüler und Eltern sollten verbindlich werden und von den verantwortlichen Stellen zur Kenntnis genommen werden
- Auf die pädagogische Komponente in der Ausbildung muss viel Wert gelegt werden, grade im Grundschulbereich, wo es ja wirklich weniger auf Fakten-Wissen ankommt.
- Es gibt sicher auch das eine oder andere Fach, was nicht Teil des herkömmlichen Unterrichts sein muss, sondern ausgelagert werden könnte. Was spräche z.B. dagegen, Kunst- und Musikunterricht als AG zusammen mit der Volkshochschule anzubieten? Dann bräuchte man dafür keine Lehrer einzustellen, sonderen könnte die freien Stellen anderweitig besetzen.
- Es müsste Schulpsychologen geben, die bei Konflikten unterstützend eingreifen können und sich somit weder Lehrer noch Schüler allein gelassen fühlen muss
- Verbriefte Stärkung der elterlichen Position in einem Elternbeirat der ähnlichem. Deren Vorschläge dürfen dann nicht einfach abgetan werden, sondern müssten ernsthaft erwogen werden. Andererseits sollte für Eltern eine ebenfalls verbriefte Pflicht bestehen, sich entweder in solchen Gremien zu engagieren oder die Schule mit Geldspenden oder Dienstleistungen zu unterstützen. Mit dem Geld könnten dann Unterrichtsmaterialien angeschafft werden, deren Kauf durch das normale Budget nicht gedeckt ist und die Dienstleistungen könnten in kleineren Reparaturarbeiten bestehen, im Anlegen eines Schulteichs, Verschönerungsarbeiten an GEbäuden und Schulhof etc.

Vieles von dem ist Wunschdenken, ich weiß. Aber wenn es in die Richtugn ginge, könnten sich manche unserer Probleme vielleicht von allein lösen

Gruß

Darkdancer
 
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