Gedichte & Gedanken Nach der Geburt - tiefsinnig

Jacqueline

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Folgenden Text bekam ich von einer Freundin zugeschickt, als ich gerade mal wieder über Werden und Vergehen nachsinnierte :


NACH DER GEBURT

Es geschah, dass in einem Schoß Zwillingsbrüder empfangen wurden. Die Wochen vergingen und die Knaben wuchsen heran. In dem Maß. Wie ihr Bewusstsein wuchs, stieg ihre Freude. "Sag, ist es nicht großartig, dass wir empfangen wurden? Ist es nicht wunderbar zu leben?"

Die Zwillinge begannen ihr Welt zu entdecken. Als sie die Schnur fanden, die sie mit ihrer Mutter verband und ihnen die Nahrung gab, da sangen sie vor Freude. "Wie groß ist die Liebe unserer Mutter, dass sie ihr eigenes Leben mit uns teilt." Sie liebten ihr Leben und genossen jeden Tag.

Als aber die Wochen vergingen und schließlich zu Monaten wurden, merkten sie plötzlich wie sehr sie sich verändert hatten. Sie gediehen prächtig und wuchsen heran. Allmählich wurde der gemeinsame Platz enger und die Bewegungsfreiheit wurde zunehmend eingeschränkt.

"Was bedeutet das?" fragte der eine. "Das heißt" sagte der andere, „dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald seinem Ende zugeht" Aber ich will nicht gehen" sagte der eine "ich möchte für immer hier bleiben" ?"Wir haben keine Wahl" entgegnete der andere, "aber vielleicht gibt es ein Leben nach der Geburt!"

Wie könnte das sein?" fragte zweifelnd der erst, „wir werden unsere Lebensschnur verlieren und wie sollten wir ohne sie leben können?“ Und außerdem haben andere vor uns diesen Schoß hier verlassen und niemand von ihnen ist zurückgekommen und hat uns gesagt, dass es ein Leben nach der Geburt gibt. Nein, die Geburt ist das Ende!"

So fiel der eine von ihnen in tiefen Kummer und sagte: "Wenn die Empfängnis mit der Geburt endet, weichen Sinn hat dann das Leben im Schoß? Es ist sinnlos! Womöglich gibt es gar keine Mutter hinter allem!" Aber sie muss doch existieren" protestierte der andere "wie sollen wir sonst hierher gekommen sein? Und wie könnten wir am Leben bleiben?"

"Hast du je die Mutter gesehen?" fragte der eine "Womöglich lebt sie nur in unserer Vorstellung. Wir haben sie erdacht, weil wir dadurch unser Leben besser verstehen können."

Und so waren die letzten Tage im Schoß der Mutter gefüllt mit vielen Fragen und mit großer Angst. Schließlich kam der Tag der Geburt. Als die Zwillinge ihre Weit verlassen mussten war die Angst nahezu unerträglich groß. Als sie sehr schmerzhaft durch den engen Kanal gepresst wurden und plötzlich draußen waren, schrieen sie.

Sie öffneten die Augen und was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Vorstellungen..........!



Liebe Grüsse, Jacqueline
 
Toller Text....

Auch wenn es vielleicht ein bißchen ein anderes Thema ist, aber auch ich als werdende Mutter habe die Geburt weniger als einen Anfang als als ein Ende erlebt. Fridolin war da, und ich hatte nur das Gefühl, das alles aufhört - komisch bei Beginn eines Erdenlebens. Das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht.
Und eine andere Mutter meinte dazu: "Dieses Gefühl hört nie mehr auf - ab jetzt gehen sie immer weiter fort...."

Also was die Zwillinge da erlebt haben, spürt auch ein bißchen die Mutter von ihrer Seite mit: Das Abschiednehmen bei der Geburt.

Liebe Grüße
 
Ein sehr schöner Text, und regt zum denken an.

Unser Tod..wenn wir gehn müssen...ist das vielleicht auch wieder ein "geboren werden" ? Es klingt ja sehr danach, ich finde, man kann es auf die Geburt Kinder wie auch auf das sterben beziehn. Was ja vielleicht auch eine neuliche Geburt ist :???:

Nachdenkliche Grüsse Sabrina
 
Wow - ein super Text - den muss ich mir ausdrucken.

Ich habe auch Gänsehaut bekommen.

Liebe Grüße
 
Wunderschön....

...und so wahr...

Danke, liebe Jacqueline, daß Du meine Perspektive mal wieder verändert hast.

Liebe Grüsse
Susann
 
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