Buchstabensalat
Lebenskünstlerin
bescheuert plemmplemm zu gut für diese Welt nicht mehr ganz dicht völlig abgefahren.
Okay, das ist nicht wirklich was Neues für euch. Weiß ich.
Aber wenn selbst ich das über mich sage?
Seit Wo-chen weiß die Große, dass anlässlich der ZPs in der 10. Klasse die Sause gemacht wird. Wir kennen das alle: Party, Lehrer in Spielchen verwickeln, völlig abdrehen und feiern, dass man die ganze Schulzeit hinter sich hat. Auch, wenn, weil Gesamtschule, das nicht für die ganze Klasse gilt, macht aber doch die ganze Klasse mit.
Das Motto des Abschlußfestes heißt "Zeitreise" UND "Kindheitshelden". Damit kommt für die Große nur eine Möglichkeit in Betracht: verkleiden als Dr. Who. Sie ist ja eher ein Neufan, seit Anfang des Jahres ungefähr haben wir den Mädels mal die weniger pulstreibenden Abenteuer vorgeführt, und, <3, sie stehen alle am meisten auf "meinen" Doktor, Nummer 11, Matt Smith. Der ist so herrlich verrückt und verpeilt - genau wie wir hier.
Also, logische Folge: sie geht als 11. Doktor. Der sieht meistens so aus:
11th doctor images at DuckDuckGo
Also Hemd, Hose mit hohem Bund, rote Fliege, rote Hosenträger, braunes Tweedjackett. Und natürlich Sonic Screwdriver. Um den kümmerte sich mein 3D-Drucker, Bemalung etc. war Aufgabe des Herzenstöchterleins.
Aber Kleidung lag in meiner Verantwortung.
Nun haben wir ihr schon öfter gesagt, dass sie sich dann bitte mal darum kümmern solle, WANN denn ihr Abschlußfest sei. Sicherlich doch vor der offiziellen Verabschiedung. Madame aber war vergnügt und dachte an nichts Böses. Bis ihr dann am Samstag schwante, dass es jetzt doch höchste Eisenbahn sei... denn das Fest ist HEUTE. Also am Folgemontag.
So kam sie denn zu mir und forderte mich auf, dass wir doch jetzt Kostüm kaufen gehen sollten.
Glücklicherweise haben wir einen größeren Laden eines eher traditionellen Kleidungsherstellers im Ort (soll heißen, Rentnerklodden von Bruno Kleine), und witzigerweise, als wir hinfuhren, hatten die quasi Dr. Who im Schaufenster stehen - komplett mit den Hosenträgern, aber ohne das Jackett. Ja, sogar Fliege trug die Puppe.
Hemd, Träger und Hose waren also einigermassen schnell organisiert. Aber bei einem Tweed-Sportsakko in 36 musste die Verkäuferin dann auch passen - obwohl sie durchaus anbot, noch etwas bestellen zu können - aber sie musste dann doch zugeben, bis Montag morgen war einfach nicht drin.
Glücklicherweise horte ich schon seit längerem einen größeren Rest kleinkarierten Wollstoff. Mal günstig geschossen. Und in einem meiner sehr reduziert vorhandenen Schnitte fand sich auch ein Damenblazer.
Nun hab ich zwar einiges genäht, aber noch nie einen Blazer. Und hab mir sagen lassen, das sei nicht so ganz einfach. In der Zeitschrift war das gute Stück auch noch als "Meisterstück" tituliert, na danke, manchmal lernt man wohl schneller, als man möchte.
Die Fliege war übrigens kein Problem. Eher schon die richtige Länge des Halsbändchens. Schon das zweite Probestück sass perfekt, musste dann aber heute noch mit Sicherheitsnadeln verlängert werden - um den Hals passte es zwar, der Kragen aber sollte ja auch noch rein...
Und der Blazer. Hmmm. Vorgegeben waren "Stoffe mit Stand" - den hatte mein Wollstoff aber eher nicht. Die Lösung? Alles doppeln. Dann ging es. Futterstoff? Leider nein. Reste in braun, ja, und große Stücke in Nicht-Braun - aber leider farblich nicht wirklich zu empfehlen.
Immerhin, das Restchen reichte zumindest für das Vorderteil, nicht aber den Rücken und die Ärmel. Aber die Optik war damit gerettet. Samstag Abend war alles zugeschnitten.
Am Sonntag morgen um 8 Uhr fing ich an. Erstmal alle Doppelstücke korrekt mit der Overlock umketteln, um sie als ein Teil weiterzubearbeiten. Dann alles zusammennähen. Paspeltaschen? Noch nie gemacht. Jetzt sind zwei drin, gut, die erste ist nicht ganz so toll, die zweite aber prima.
Beim Revers Weite anschieben? Hä? Naja, Google ist dein Freund. Okay. Auch erledigt.
Kragen. Himmel, was war das ein Gefummel. Wird übrigens auch einfacher, wenn man genau liest und feststellt, dass man alle Teile dafür doppelt braucht. Aber noch war genug Stoff übrig. Nur Vlieseline zum Verstärken war leider auch nicht da... aber wer braucht das schon für einen Cosplayblazer? Geht auch ohne!
Es wurde Mittag, Nachmittag, Abend... beim Abendbrot seufzte ich, dass ich jetzt schon 11 Stunden nähe.
Erschreckt schaut mich meine Große an: "Ohne Pausen?" Ja, Mädel, du hast doch gesehen, was ich an Pause gemacht habe? NICHTS! Ich glaube, da ist ihr zum ersten Mal bewußt geworden, was mein Mann meinte, als er ihr morgens den Vortrag über "zeitgerechtes Planen" und "Arbeitsbelastung dich liebender Menschen" hielt.
Gegen zehn Uhr abends, nachdem sie mich seit achte im Nähzimmer vergesellschaftet hatte, gab die Große auf. "Ich muss noch duschen und mich für morgen vorbereiten", sagte sie schüchtern. Ich war gerade mit den Knopflöchern am Ärmel fertig geworden und fummelte das Teilfutter am Blazer fest.
"Geh nur, Kind, ich schufte hier fröhlich weiter für dich und mache die Nacht durch", gab ich ihr gnädig zurück.
Um Viertel vor Elf stellte mir der Opa ein Bier hin. Das Futter musste eingeheftet werden, der Saum festgenäht. Nur noch Handarbeit. Glücklicherweise hindert mich ein Bier nicht am Geradeausnähen...
Zwanzig nach Elf biss ich den letzten Faden ab und erklärte mein Werk als tauglich. Schlich müde und mit schmerzendem Rücken ins Bett. Der Blazer hing fertig im Wohnzimmer.
Er ist nicht perfekt. Nicht auf die Figur meiner Großen angepaßt, Nahtlinien waren ab 15 Uhr nur noch eine unverbindliche Empfehlung, Futter ist, wie gesagt, teilweise vorhanden. Aber - hey, es sieht gut aus.
Fotos mach ich nachher, okay?
Salat,
doch ein wenig stolz auf sich.
Okay, das ist nicht wirklich was Neues für euch. Weiß ich.
Aber wenn selbst ich das über mich sage?
Seit Wo-chen weiß die Große, dass anlässlich der ZPs in der 10. Klasse die Sause gemacht wird. Wir kennen das alle: Party, Lehrer in Spielchen verwickeln, völlig abdrehen und feiern, dass man die ganze Schulzeit hinter sich hat. Auch, wenn, weil Gesamtschule, das nicht für die ganze Klasse gilt, macht aber doch die ganze Klasse mit.
Das Motto des Abschlußfestes heißt "Zeitreise" UND "Kindheitshelden". Damit kommt für die Große nur eine Möglichkeit in Betracht: verkleiden als Dr. Who. Sie ist ja eher ein Neufan, seit Anfang des Jahres ungefähr haben wir den Mädels mal die weniger pulstreibenden Abenteuer vorgeführt, und, <3, sie stehen alle am meisten auf "meinen" Doktor, Nummer 11, Matt Smith. Der ist so herrlich verrückt und verpeilt - genau wie wir hier.
Also, logische Folge: sie geht als 11. Doktor. Der sieht meistens so aus:
11th doctor images at DuckDuckGo
Also Hemd, Hose mit hohem Bund, rote Fliege, rote Hosenträger, braunes Tweedjackett. Und natürlich Sonic Screwdriver. Um den kümmerte sich mein 3D-Drucker, Bemalung etc. war Aufgabe des Herzenstöchterleins.
Aber Kleidung lag in meiner Verantwortung.
Nun haben wir ihr schon öfter gesagt, dass sie sich dann bitte mal darum kümmern solle, WANN denn ihr Abschlußfest sei. Sicherlich doch vor der offiziellen Verabschiedung. Madame aber war vergnügt und dachte an nichts Böses. Bis ihr dann am Samstag schwante, dass es jetzt doch höchste Eisenbahn sei... denn das Fest ist HEUTE. Also am Folgemontag.
So kam sie denn zu mir und forderte mich auf, dass wir doch jetzt Kostüm kaufen gehen sollten.
Glücklicherweise haben wir einen größeren Laden eines eher traditionellen Kleidungsherstellers im Ort (soll heißen, Rentnerklodden von Bruno Kleine), und witzigerweise, als wir hinfuhren, hatten die quasi Dr. Who im Schaufenster stehen - komplett mit den Hosenträgern, aber ohne das Jackett. Ja, sogar Fliege trug die Puppe.
Hemd, Träger und Hose waren also einigermassen schnell organisiert. Aber bei einem Tweed-Sportsakko in 36 musste die Verkäuferin dann auch passen - obwohl sie durchaus anbot, noch etwas bestellen zu können - aber sie musste dann doch zugeben, bis Montag morgen war einfach nicht drin.
Glücklicherweise horte ich schon seit längerem einen größeren Rest kleinkarierten Wollstoff. Mal günstig geschossen. Und in einem meiner sehr reduziert vorhandenen Schnitte fand sich auch ein Damenblazer.
Nun hab ich zwar einiges genäht, aber noch nie einen Blazer. Und hab mir sagen lassen, das sei nicht so ganz einfach. In der Zeitschrift war das gute Stück auch noch als "Meisterstück" tituliert, na danke, manchmal lernt man wohl schneller, als man möchte.
Die Fliege war übrigens kein Problem. Eher schon die richtige Länge des Halsbändchens. Schon das zweite Probestück sass perfekt, musste dann aber heute noch mit Sicherheitsnadeln verlängert werden - um den Hals passte es zwar, der Kragen aber sollte ja auch noch rein...
Und der Blazer. Hmmm. Vorgegeben waren "Stoffe mit Stand" - den hatte mein Wollstoff aber eher nicht. Die Lösung? Alles doppeln. Dann ging es. Futterstoff? Leider nein. Reste in braun, ja, und große Stücke in Nicht-Braun - aber leider farblich nicht wirklich zu empfehlen.
Immerhin, das Restchen reichte zumindest für das Vorderteil, nicht aber den Rücken und die Ärmel. Aber die Optik war damit gerettet. Samstag Abend war alles zugeschnitten.
Am Sonntag morgen um 8 Uhr fing ich an. Erstmal alle Doppelstücke korrekt mit der Overlock umketteln, um sie als ein Teil weiterzubearbeiten. Dann alles zusammennähen. Paspeltaschen? Noch nie gemacht. Jetzt sind zwei drin, gut, die erste ist nicht ganz so toll, die zweite aber prima.
Beim Revers Weite anschieben? Hä? Naja, Google ist dein Freund. Okay. Auch erledigt.
Kragen. Himmel, was war das ein Gefummel. Wird übrigens auch einfacher, wenn man genau liest und feststellt, dass man alle Teile dafür doppelt braucht. Aber noch war genug Stoff übrig. Nur Vlieseline zum Verstärken war leider auch nicht da... aber wer braucht das schon für einen Cosplayblazer? Geht auch ohne!
Es wurde Mittag, Nachmittag, Abend... beim Abendbrot seufzte ich, dass ich jetzt schon 11 Stunden nähe.
Erschreckt schaut mich meine Große an: "Ohne Pausen?" Ja, Mädel, du hast doch gesehen, was ich an Pause gemacht habe? NICHTS! Ich glaube, da ist ihr zum ersten Mal bewußt geworden, was mein Mann meinte, als er ihr morgens den Vortrag über "zeitgerechtes Planen" und "Arbeitsbelastung dich liebender Menschen" hielt.
Gegen zehn Uhr abends, nachdem sie mich seit achte im Nähzimmer vergesellschaftet hatte, gab die Große auf. "Ich muss noch duschen und mich für morgen vorbereiten", sagte sie schüchtern. Ich war gerade mit den Knopflöchern am Ärmel fertig geworden und fummelte das Teilfutter am Blazer fest.
"Geh nur, Kind, ich schufte hier fröhlich weiter für dich und mache die Nacht durch", gab ich ihr gnädig zurück.
Um Viertel vor Elf stellte mir der Opa ein Bier hin. Das Futter musste eingeheftet werden, der Saum festgenäht. Nur noch Handarbeit. Glücklicherweise hindert mich ein Bier nicht am Geradeausnähen...
Zwanzig nach Elf biss ich den letzten Faden ab und erklärte mein Werk als tauglich. Schlich müde und mit schmerzendem Rücken ins Bett. Der Blazer hing fertig im Wohnzimmer.
Er ist nicht perfekt. Nicht auf die Figur meiner Großen angepaßt, Nahtlinien waren ab 15 Uhr nur noch eine unverbindliche Empfehlung, Futter ist, wie gesagt, teilweise vorhanden. Aber - hey, es sieht gut aus.
Fotos mach ich nachher, okay?
Salat,
doch ein wenig stolz auf sich.