B
BuchLiesel
Lieber Himmelhund, ich würd’ mich zu gern mal richtig austoben
Auf ’nem richt’gen wilden Acker und nicht immer nur von oben
Vom Balkon im 10. Stock auf den versifften Spielplatz seh’n
Und am Abend nur für drei Minuten mal kurz runtergeh’n
An den ersten armen Baum, der mit dem Hundekottod ringt,
Weil hier jeder aus dem Block schnell seinen Hund zur Notdurft zwingt.
Einmal nur nach Herzenslust ´rumschnuppern in den Mäusewinkeln
Und nicht an der Leine weggezerrt werden mitten im Pinkeln.
Lieber Hund im Himmel: Etwas Muße und ein eigner Baum –
Das wär’ mein Traum!
Lieber Himmelhund, ich möcht’ gern richtig stink’gen Schweinkram fressen
Und nicht das Designermenu aus der Fernsehwerbung essen.
Ich möchte nicht, daß mich parfümierte Hände streicheln, nein,
Meine Nase ist zu fein für Gucci und für Calvin Klein.
Ich will kein Mäntelchen tragen, will nicht, daß man mich frisiert,
Mir die Ohren spitzer schneidet, oder mir den Schwanz kupiert.
Das sollst du mit Herrchen machen und wenn er sich dreht und windet,
Na dann woll’n wir doch mal seh’n, ob er das noch witzig findet!
Lieber Hund im Himmel, stopp diese Barbarei
Und auch die idiotische Silvesterknallerei.
Lieber Himmelhund, ich will nicht mehr im Allradkombi liegen
Hinterm Gitter und in jeder Kurve aus der Kurve fliegen,
Nicht im Restaurant zwischen Tisch- und Menschenbeine gezwängt
Passivrauchen, Tischabfall essen, von Kleinkindern bedrängt.
Ich will nicht nur spielen, ich will endlich beißen bei dem Spruch:
„Verzeihen Sie, mein Herr, aber Ihr Hund hat Hundgeruch!“
Laß mich lieben, wann und wen ich will, und gib mir keine Pillen,
Und keine Spritzen gegen meinen ausdrücklichen Paarungswillen.
Lieber Hund im Himmel: Für mich und Rex
Freien Sex.
Lieber Himmelhund, ich will wie rechtschaffene Hunde heißen
Und nicht Rambo, Müntefering, Dr. Klöbner oder Tyson,
Weil der Mensch es für unglaublich originell und witzig hält,
Wenn er uns vermenschlicht und sich zugleich hoch über uns stellt:
„Ihr da unten – ich hier oben. Ich werf’ und ihr holt den Stock!“
Menschen brauchen Katzen, Vögel, immer einen Underdog.
Menschen woll’n immer Gefang’ne, Menschen sind immer die Schließer,
Die Verhätsch’ler, die Verhöhner, die Streichler, die Krauler und die Blutvergießer.
Lieber Hund im Himmel, gib mir meine Würde zurück und ’nen richt’gen
Hundenamen Amen!
Text (und Musik) von Reinhard Mey
Ursula :V:
Auf ’nem richt’gen wilden Acker und nicht immer nur von oben
Vom Balkon im 10. Stock auf den versifften Spielplatz seh’n
Und am Abend nur für drei Minuten mal kurz runtergeh’n
An den ersten armen Baum, der mit dem Hundekottod ringt,
Weil hier jeder aus dem Block schnell seinen Hund zur Notdurft zwingt.
Einmal nur nach Herzenslust ´rumschnuppern in den Mäusewinkeln
Und nicht an der Leine weggezerrt werden mitten im Pinkeln.
Lieber Hund im Himmel: Etwas Muße und ein eigner Baum –
Das wär’ mein Traum!
Lieber Himmelhund, ich möcht’ gern richtig stink’gen Schweinkram fressen
Und nicht das Designermenu aus der Fernsehwerbung essen.
Ich möchte nicht, daß mich parfümierte Hände streicheln, nein,
Meine Nase ist zu fein für Gucci und für Calvin Klein.
Ich will kein Mäntelchen tragen, will nicht, daß man mich frisiert,
Mir die Ohren spitzer schneidet, oder mir den Schwanz kupiert.
Das sollst du mit Herrchen machen und wenn er sich dreht und windet,
Na dann woll’n wir doch mal seh’n, ob er das noch witzig findet!
Lieber Hund im Himmel, stopp diese Barbarei
Und auch die idiotische Silvesterknallerei.
Lieber Himmelhund, ich will nicht mehr im Allradkombi liegen
Hinterm Gitter und in jeder Kurve aus der Kurve fliegen,
Nicht im Restaurant zwischen Tisch- und Menschenbeine gezwängt
Passivrauchen, Tischabfall essen, von Kleinkindern bedrängt.
Ich will nicht nur spielen, ich will endlich beißen bei dem Spruch:
„Verzeihen Sie, mein Herr, aber Ihr Hund hat Hundgeruch!“
Laß mich lieben, wann und wen ich will, und gib mir keine Pillen,
Und keine Spritzen gegen meinen ausdrücklichen Paarungswillen.
Lieber Hund im Himmel: Für mich und Rex
Freien Sex.
Lieber Himmelhund, ich will wie rechtschaffene Hunde heißen
Und nicht Rambo, Müntefering, Dr. Klöbner oder Tyson,
Weil der Mensch es für unglaublich originell und witzig hält,
Wenn er uns vermenschlicht und sich zugleich hoch über uns stellt:
„Ihr da unten – ich hier oben. Ich werf’ und ihr holt den Stock!“
Menschen brauchen Katzen, Vögel, immer einen Underdog.
Menschen woll’n immer Gefang’ne, Menschen sind immer die Schließer,
Die Verhätsch’ler, die Verhöhner, die Streichler, die Krauler und die Blutvergießer.
Lieber Hund im Himmel, gib mir meine Würde zurück und ’nen richt’gen
Hundenamen Amen!
Text (und Musik) von Reinhard Mey
Ursula :V: