Jenni
Gehört zum Inventar
Ich hab schon lange nichts mehr geschrieben, trotzdem würd ich hier gerne mal laut denken dürfen - Denkanstöße herzlich willkommen!
Wir haben Linus heute auf seiner "Wunschschule" angemeldet. Gymnasium, direkt vor unserer Haustüre, 3-zügig, für ihn das naturwissenschaftliche Profil. Ab der 5. das Fach Naturphänomene, Bio und Geographie, ab Klasse 7 Physik und ab der 8. zusätzlich noch Physik und Naturwissenschaft und Technik. Alles entspricht in jeder Hinsicht seinen Interessen, das sind die Bereiche, in denen er mir Fragen stellt, die ich beim besten Willen nicht beantworten kann bzw erst mal Google konsultiere. Er experimentiert, hängt mal eben so Kabel, Batterie, Birne und Schalter so zusammen, daß er einen perfekt funktionierenden Stromkreis hat und hält in der Schule sehr umfangreiche Referate zum Thema Strom Er saugt viele Dinge auf wie ein Schwam, weiß unheimlich viel, weil er vieles behält, was er mal irgendwo aufgeschnappt hat.
Und jetzt kommt das ganz große Aber:
Er ist sooo faul!
Schon die 1. Klasse war ein ewiger Kampf, jeder Buchstabe wurde auf die Blätter diskutiert, über jedes Wort verhandelt. Mathe hat er da noch gern gemacht. Aber schon damals sagte seine Klassenlehrerin, daß er sich durch den Tag träumt. Und das macht er jetzt konsequent bis heute zur 4. Klasse. Er sitzt einfach im Unterricht und hängt mit seinen Gedanken sonstwo. Arbeitsblätter in der Schule erledigen? Nö, wozu auch. Mathe ist dann spannend, wenn neue Themen durchgenommen werden. Wiederholungen? Ätzend. Er macht mit Ach und Krach das Nötigste und schreibt trotzdem gute Noten. (Im Halbjahreszeugnis einen Schnitt von 1,8 ). Seiner Lehrerin ist es schleierhaft, woher er das Wissen nimmt, macht er doch im Unterricht konsequent einen "ich bin nicht da-Eindruck".
Vor zwei Monaten hatten wir das Beratungsgespräch zur Schulwahl. Sie sieht ihn im Grunde ganz klar auf dem Gymnasium, wenn, ja wenn die Faulheit nicht so groß wäre. Wir teilen diese Bedenken, haben ihn jetzt aber trotzdem auf dem Gymnasium angemeldet. In der Hoffnung, daß der neue Lernstoff ihn "aufweckt". Die Alternative wäre, er bleibt auf seiner bisherigen Schule (ab kommenden Jahr Ganztages-Gesamtschule), davon rät uns seine Klassenlehrerin allerdings ab. Sie sieht ihn von "schwächeren" Kindern eher ausgebremst, hofft, daß er, wenn er von leistungsstärkeren Kindern umgeben ist, mitzieht.
Er hat jetzt vier Jahre Ganztagesschule hinter sich. Ich vermute, ihm tut es gut, nicht mehr im Ganztagesbetrieb zu stecken, mehr vom Tag haben zu können, die Aufgaben täglich machen zu müssen (und nicht wie bisher einen Wochenplan, der - egal wann - bis zur Folgewoche fertig sein muss und dann eben am Wochenende gemacht wird...), einfach weniger frei und doch freier sein. Und ich denke eigentlich auch, daß er die Herausforderung braucht. Die neue Schule ist toll, vor einigen Jahren generalsaniert, junge, motivierte Lehrer, es wird viel Wert auf praktische Erfahrungen gelegt (gerade im Hinblick auf das naturwissenschaftliche Profil), also doch eigentlich optimal, oder?
Oder doch nicht?
Wer meinen Gedanken folgen mag und kann, danke
So viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben :oops:
Liebe Grüße
Jenni