Wenn Säuglinge und Kleinkinder nicht Essen wollen ....
Fütter- und Essstörungen immer häufiger
(aid) - Störungen im Essverhalten bei Säuglingen und Kleinkindern sind keine Seltenheit und nehmen nach Beobachtungen von Kinderärzten und Psychologen in den letzten Jahren immer mehr zu. Etwa 15 bis 25 Prozent aller gesunden Säuglinge leiden an frühkindlichen Fütter- und Essstörungen, noch häufiger sind Kinder mit schweren Entwicklungsstörungen oder Stoffwechselstörungen sowie Frühgeburten betroffen. Das berichteten Experten anlässlich eines interdisziplinären wissenschaftlichen Symposiums des Kinderzentrums München. Fachleute sprechen von Fütterstörungen, wenn Babys die Aufnahme von Beikost über den Löffel strikt verweigern oder wenn Zweijährige Mahlzeiten willentlich erbrechen oder ganze Mahlzeiten über mehrere Tage ablehnen. Bei den Eltern lösen solche Verhaltensauffälligkeiten der Kinder Unsicherheit, Panik, Angst und große Sorge um die gesunde Entwicklung der Kinder aus. Ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung, ob es sich nur um eine ungefährliche vorübergehende Essunlust der Kinder oder eine krankhafte Essverhaltensstörung handelt, ist die alters entsprechende Entwicklung der Kinder. Sobald das Risiko einer Gedeih- und Entwicklungsstörung besteht, ist die Behandlung, die Kinder und Eltern umfassen sollte, durch Experten wie Ärzte, Psychologen, Pädagogen und anderen nichtmedizinischen Therapeuten notwendig. Das bundesweite Angebot an frühpräventiver Elternberatung und ambulanten und stationären Behandlungsangeboten ist allerdings gering. Eine Adressenliste von Kliniken und Ärzten, die sich speziell um Säuglinge und Kleinkinder sowie deren Eltern mit auffälligem Essverhalten kümmern sowie hilfreiche Tipps, gibt es im Expertenforum "Kinderernährung" auf
www.was-wir-essen.de unter dem Thema "Essprobleme bei Kleinkindern". In diesem Forum beantworten Experten individuell Fragen. Darüber hinaus haben Eltern im Diskussionsforum "Gesund essen" die Möglichkeit, sich mit anderen Eltern auszutauschen, über eigene Erfahrungen und Probleme zu berichten.
aid, Maren Krüger
Kommentar zu diesem Artikel
Die Zahlen sind erschreckend und hoffentlich informieren sich Kinderärzte, Hebammen und sonstiges Ernährungsberater/innen entsprechend dazu. Die Verweigerung von Löffelkost ist ein von mir häufig beobachtetes Phänomen. Ich bringe es überwiegend mit dem zu späten Einsatz der Löffelkost in Verbindung. Viele ungezählte Eltern haben sich die letzten Jahre über e-mail, mein Forum und persönlich über befreundete Ärzte und Hebammen zum Thema Löffelverweigerung bei mir gemeldet. Zu 99 % haben sie alle eins gemeinsam. Sie sind entweder sehr lange (6 Monate und länger) voll gestillt worden oder sind durch Unwissenheit und Situationen wie Kind abends müde zur bequemen Milchbreiflasche und Gemüse-Kartoffelbreiflasche gekommen. Das Löffeln lernen wurde am Ende immer wieder hinausgezögert, mal zahnte das Kind, mal fieberte es wegen einer Impfung oder einem Infekt, und immer war es so einfach das Kind mit der Breiflasche satt zu bekommen. Selten gab es auch das Problem, dass vor guter Beikost bittere Medizin vom Löffel verabreicht wurde und das Kind so lernte den Löffel zu verweigern. Stillenden werden von Stillberaterinnen (die übrigens äußerst selten Ernährungsfachleute sind) aufgemuntert noch länger und noch mehr zu Stillen, auch wenn die Mütter um Rat suchten weil ihr Kind sehr neugierig auf das Familienessen geworden ist. In vielen gängigen LLL-Foren (Stillforen) kann man geradezu Warnungen lesen ja nicht mit der Löffelkost zu beginnen. Die härtesten Verweigererkinder die mir "begegnet" sind, sind übrigens Stillkinder. Bisher glaubte ich, aufgrund meiner Seite landen ausgerechnet diese verzweifelten Eltern bei mir. Und mit Entsetzen las ich deshalb das 3 bis 4 von 10 Kindern Essprobleme haben.
Meine Empfehlung für die Säuglingszeit ist und bleibt die Entwicklung des Kindes und seinen Bedarf den es deutlich zeigt als Parameter für die Beikosteinführung zu nehmen. Nicht nach 6 Monaten oder mit 4 Monaten beginnen - sondern individuell. Nach meiner Erfahrung beugt das Ernährungsstörungen vor, denn davon bin ich überzeugt, viele sind schlicht hausgemacht.