AW: Ein Krümel kommt unverhofft - KH
Danke für eure lieben Kommentare, nun bin ich sehr gerührt
Uta, das mag ich mir gar nicht vorstellen, wie das für dich gewesen sein muss. Ich konnte mit halbwegs ruhigen Gedanken in die Vollnarkose gehen, weil ich wusste, dass mein Mann draußen in OP Kleidung steht und nun zwar nicht mit in den OP darf, aber im Nebenraum sein wird bei der Erstversorgung und auch nicht von der Seite unseres Sohnes weichen muss, wenn er nicht will. Er war auch bei der kompletten Erstversorgung dabei, auch von da gibt es einige Fotos von dem Frischling
Er durfte welche machen, das Personal hat auch welche gemacht und sie uns später auf einen Stick gezogen.
Er war dann da, als ich aufgewacht bin, was mich erst sauer gemacht hat, weil der erste Gedanke war: warum ist er nicht bei unserem Sohn, wenn ich schon nicht da sein kann. Als er aber sagte, dass alles super sei, war ich dann froh, dass er da war und mir direkt Bericht erstatten konnte. Innerhalb kurzer Zeit war die Hebamme aber auch da und hat mich auf den neuesten Stand gebracht und 30 Minuten, nachdem ich aufgewacht war, gings ja auch schon in die Neo, wo ich dann nach weiteren 30 Minuten aber gesagt habe, dass ich wirklich schlafen muss und sie haben mich aufs Zimmer gebracht.
Das Team von der Neo war ganz große Klasse. Wir durften jederzeit kommen, Tag oder Nacht, vollkommen egal, es war immer jemand ansprechbar um Fragen zu beantworten (oder wir haben hinterher selbst die Kurve gelesen
) und selbst, als er als stabil galt und wir kaum noch einen Arzt im Zimmer hatten, kam auf Anfrage immer relativ schnell jemand, je nach dem, was gerade bei den anderen Kindern so los war.
Auch wurden wir schnell in die Pflege eingeführt, haben dann bald Windeln gewechselt + Fieber messen, Stuhl kontrollieren, durften ihn selbst rausnehmen zum kuscheln. Das ging nur in den ersten zwei Wochen nicht, als er noch im Inkubator lag, da hat eine Schwester geholfen.
Füttern, stillen, vorher und nachher wiegen, Sonde halten, alles, was ging, haben wir selbst gemacht und da ich selbst mit behinderten Kindern gearbeitet habe, war meine Hemmschwelle da recht gering. Ich hab mich immer eher gefreut, wenn wir wieder was selbst machen durften.
Schon im Vorfeld hatten wir im Kreißsaal zig Arztgespräche, die jedwede Eventualität beleuchtet haben. Was käme bei einem Kaiserschnitt auf mich zu, wie würde der Kleine behandelt werden, was wären Erstmaßnahmen, wie stehen die Chancen für ihn, wie sieht der Ablauf auf der Neo aus, welche Spätfolgen könnten eintreten usw.
Ich hatte dort auch eine sehr liebe Hebammenschülerin, die sich in Zeiten mit Luft auch mal eine halbe Stunde zu mir gesetzt hat zum reden. Alles in allem also sehr umsorgt, zumindest vom Kreißsaal- und Neo-Team
Und was den Kämpfer angeht. Ein paar Tage nach der Geburt lag er bei mir auf der Brust zum känguruhen und ihm passte wohl seine Liegeposition nicht. Was macht das Würmchen: hebt den Kopf an und schiebt einen Arm drunter durch bis er so halb seitlich mit dem Oberkörper lag. Und wehe man hat ihn angefasst um zu helfen, da hat der kleine Kerl losgebrüllt wie eine Sirene. Ich hab wirklich gedacht ich gucke nicht richtig.
Ich bin immer noch jeden Tag dankbar für das Glück, dass wir hatten. Leider mussten wir auf der Neo auch andere Schicksale miterleben. Die meisten Geschichten gingen sehr gut aus, aber ein Mädchen, dass kurz beim Krümel auf dem Zimmer lag ist dort auch verstorben und ab und an hat man immer mal wieder Personal und Eltern gesehen, die Tips für passende Bestattungsunternehmen bekommen haben und wo Trauerarbeit geleistet wurde.
Beim Frühchennachtreffen haben wir beim letzten Mal aber die Zwillinge von nebenan gesehen, auch beide fit wie nichts, da wird mir immer ganz warm ums Herz