Ein Krümel kommt unverhofft - KH

Thalea

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Die Schwangerschaft kam überraschend, ein Schuss, ein Treffer, blöd wie das klingt, aber so war es. Wir freuten uns, nach einem kurzen anfänglichen Schock :)

11. Woche der erste Schreck: Blutungen. Nach einer Woche Krankenhaus aber alles gut und nur die Auflage nicht zu übertreiben, in der Frühschwangerschaft könne das mal vorkommen.

Es war der 13.11., ein Sonntag und mir ging es nicht gut. Wir steckten mitten im Umzug, ich musste Kisten packen und trotz der Hilfe meiner Mutter und Schwiegermutter war es einfach viel und meine kleine Kugel machte mir das auch schnell klar, Wehen. Ich hab den ganzen Sonntag nur auf dem Sofa gelegen und gehofft, dass es besser wird.
Am Montag war eine Schulung zum Thema Selbstständigkeit, die ich Mittags abbrach und mit meiner Hebamme telefonierte, die mich wieder aufs Sofa schickte.
Auch am Dienstag wurde es nicht besser und mir wurde es unheimlich. Ich rief meine Gyn an und sollte zum CTG und Untersuchung kommen. CTG war ok, keine Wehen zu sehen, aber bei der Untersuchung kriegte sie einen Schreck, der Muttermund war schon geöffnet und sie meinte, dass sie rein kommen würde, wenn sie es nun drauf anlegen würde. Ich war in der 28. SSW.

Ich durfte die Praxis selbst wieder verlassen mit der Auflage nur noch meine Tasche zu packen und eine Stunde später im Krankenhaus zu sein.
Dort angekommen und untersucht bin ich direkt mit kompletter Bettruhe auf Station aufgenommen worden. Tokolyse wurde angesetzt und wirkte auch erst einmal.
Meine Lieblingsärztin, die ich schon aus dem ersten Aufenthalt kannte, hatte Nachtdienst und sagte, ich solle mich jederzeit melden, wenn irgendwas komisch werden würde.
Der Abend verlief recht ruhig, aber gegen 12 wurde ich wach und die Wehen wurden wieder schlimmer und es drückte nach unten.
Um drei Uhr beschloss man mich in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, wo auch eine Neonatologie vorhanden war.

Ich kam dort in den Kreißsaal und wurde ans CTG angeschlossen, dass ich die nächsten zwei Tage auch so gut wie nicht mehr los werden würde.
Es war Mittwoch Morgen und ich blieb bis Freitag auf dem Überwachungszimmer im Kreißsaal, CTG Tag und Nacht und Krümel sehr unwillig hat sich ständig verkrümelt ;)
Tokolyse lief weiter + Nebenwirkungen wie Unruhe und starkes Schwitzen. Es war November und ich lag im T-Shirt und mit offenem Fenster im Bett.
Auch zig Antibiotika wurden gegeben, regelmäßige Blutabnahmen und Zuckermessungen, die Lungenreife wurde zu Ende gegeben, worüber ich sehr froh war.

Freitag Mittag kam ich aus dem Kreißsaal raus auf Station und hatte mich innerlich schon auf viele Wochen Liegen eingestellt, aber es sollte anders kommen.
Kaum war mein Mann abends gefahren, platzte die Fruchtblase. War ich vorher noch guter Hoffnung, dass es halbwegs glimpflich ausgehen würde, so war diese Hoffnung nun hin.
Zurück im Kreißsaal zeigte das CTG, dass der Krümel mit Herzratenabfall auf die Wehen reagierte, wodurch eine natürliche Geburt auch ausschied.
Es würde also ein Kaiserschnitt werden und das auch sehr bald. Um sieben war die Fruchtblase geplatzt, um viertel vor acht war mein Mann wieder da und um halb neun ging es in den OP.

Ich hatte mich mit viel Angst für eine PDA entschieden, die nun gesetzt wurde. Von allen Seiten wurde mir gut zugeredet und ich versuchte trotz allem optimistisch zu bleiben. Ich wartete auf die Wirkung der PDA, aber sie trat nicht so ein, wie es für die OP nötig gewesen wäre. Ich fragte, ob nun alles noch ein mal gemacht werden würde. Die Anästhesistin sagte mir aber, dass ich nun in Vollnarkose gelegt werden würde. Das war einfach zu viel. Die Tränen kullerten nur noch und ich hab gehofft, dass sie nun möglichst schnell spritzen, damit dieser Alptraum ein Ende haben würde. Ich wollte einfach nichts mehr mitkriegen.

Um 23 Uhr bin ich auf dem Überwachungszimmer im Kreißsaal aufgewacht, mein Mann neben mir und meine erste Frage war, ob mit dem Kleinen alles ok sei. Er sagte ja, ihm ginge es prima. Da war ich nur noch am weinen, vor Erleichterung, vor nachlassender Anspannung. Ich wusste nicht wann ich ihn würde sehen können, doch plötzlich kamen zwei Pfleger, schnappten sich mein Bett und meinten, dass wir nun mal den Kleinen besuchen fahren. Sie haben mich kurzerhand mit Bett in die Neonatologie neben den Brutkasten geschoben. Wie sie das gemacht haben, weiß ich bis heute nicht, ich fand den Raum am nächsten Tag im Rollstuhl schon eng ;)
Da durfte ich das Würmchen das erste Mal sehen.
11 Wochen zu früh, mit 1410 Gramm und 40cm, so winzig, zig Kabel an ihm dran, aber er lebte und war so fit, wie wir es uns nur wünschen konnten.

Eine Woche konnte ich auf der gynäkologischen Station bleiben und so mein Kind jederzeit besuchen gehen. Danach musste ich mit dem Auto ins Krankenhaus fahren, sieben Wochen lang, bis wir ihn am Wochenende nach Sylvester mit nach Hause nehmen durften.
So holprig der Start auch war, wir wurden mit positiven Meldungen verwöhnt und der junge Mann wusste schon sehr früh, was er wollte und hat immer dafür gekämpft.
Sondiert werden ist blöd, er wollte Flasche. Zuhause war Flasche dann auch blöd, er wollte lieber direkt bei Mama trinken und er hat all das in Rekordzeit geschafft.

Heute kauft ihm die "Frühchennummer" keiner mehr ab, topfit und riesengroß wie er ist :)
 
AW: Ein Krümel kommt unverhofft - KH

Es klingt sehr danach, dass ihr beide den Frühstart richtig gut gemeistert habt. Ich freue mich sehr, dass sich euer Krümel von Anfang an so toll gemacht hat.
 
AW: Ein Krümel kommt unverhofft - KH

oh man. da hab ich immer Tränen in den Augen! Liest sich sehR schön!!!!!
Ich finde es wundervoll, dass alles doch so super geklappt hat! Ich freue mich sehr für euch!!!
 
AW: Ein Krümel kommt unverhofft - KH

Puh. Ich lag ja auch ab der 25. Woche, daher kann ich Deinen Bericht so gut verstehen und die Angst, die Du hattest.

Umso mehr "herzlichen Glückwunsch", dass dann am Ende doch alles so gut lief! :)
 
AW: Ein Krümel kommt unverhofft - KH

Ohhh wie ich das kenne, mein 1520g Mädchen ist heute fast 22 Jahre alt :)

Alles Gute für Euch :winke:
 
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