Hallo,
ich lese dieses Buch auch gerade (wird ja oft empfohlen) und finde es, ehrlich gesagt ein bißchen zwiespältig.
Meine Empfehlung vorneweg: In einem Kreis interessierter Eltern kaufen und rumgehen lassen und dann entscheiden, ob mans im Regal haben möchte.
Das Buch ist wirklich toll geeignet, wenn man sich mit üblicher pädagogischer Literatur eher schwer tut, weil es recht locker geschrieben ist. Als Lockbuch für z.B. Väter, die bei so was lieber auf Distanz gehen, gut geeignet.
Einige Sachen werden ziemlich gut, einfach und einleuchtend erklärt, z.B. wie auf Kinder Negativ- und Positivbotschaften wirken und welchen Redestil man sich als Eltern daher angewöhnen sollte. Netter kann man es eigentlich nicht vermittelt bekommen.
Außerdem ist das mal ein pädagogischer Ratgeber, bei dem es nicht nur um die Kinder geht, sondern der auch drauf drängelt, daß Eltern es sich selber gutgehen lassen, daß die Kinder nicht immer an erster Stelle stehen müssen.
Aber teilweise kommt es mir vor, als ob die verschiedenen Kapitel von verschiedenen Leuten geschrieben worden sind.
Da steht viel nach dem Motto: "Wenn Kind A macht, dann machen Sie B" - und das ist mir dann doch ein bißchen zu simpel. Das funktioniert dann oft doch nicht, weil es für ein Verhalten unterschiedlichste Gründe geben kann, und Eltern, die sich nach dem Warum fragen, weil sie meinen, daß das doch auch Einfluß haben muß auf den Umgang mit einer bestimmten Situation, kommen über weite Strecken nicht auf ihre Kosten. Allein daß das u.a. vom Alter abhängt, kommt erst irgendwo viel weiter hinten.
Und einige Ratschläge finde ich schlicht daneben:
Da ist z.B. davon die Rede, daß sich Eltern, gleich wenn sie nach Hause kommen, entspannen sollen und nicht erst, wenn die Kinder im Bett sind. Das ist ja in Ordnung, aber dann kommen die Tipps, wie man das bewerkstelligen kann:
"
Trinken Sie etwas!
Sofern Sie überhaupt Alkohol trinken, dann bietet sich jetzt die Gelegenheit dafür. Ein Glas Wein, ein Bier, die Knabbereien, sie helfen Ihnen, sich schnell zu entspannen."
Erst Entspannungstrinken (wie es im Fachjargon der Suchttherapeuten heißt) und dann mit frischer Bierfahne den Kindern gegenübertreten? :-? Na danke!
Wenn man schon andere Bücher hat wie die Familienkonferenz von Thomas Gordon oder "Kinder brauchen Grenzen", sollte man sich dieses Buch wirklich vorher erstmal ansehen.