Buchstabensalat
Lebenskünstlerin
Eine, die alles schon gesehen hat, alles schon erlebt, die nicht aus den Latschen kippt, wenn im Ballettbeutelchen auch eine zerdrückte Erdkröte zu finden ist, die die Schimmelzüchtung im Ranzen mit einem gezielten Schuß Desinfektionsmittel erledigt und nur die Augenbrauen hochzieht, wenn wieder mal morgens um kurz vor Schulanfang noch Aufsätze über Leonardo Da Vinci geschrieben werden müssen.
Eine, die genau weiß, was die Stunde geschlagen hat, wenn Kind Mittel aus der Klassenfahrt zurückkehrt und über juckende Kopfhaut klagt.
Da setzt man sich halt die Brille auf, blättert in den Haaren herum und diagnostiziert dann - - äh. Nix. Keine kleinen Krabbelviecher. Nichts zu sehen, sowas aber auch. Dabei paßt es ja alles: die Klassenfahrt ist eine gute Woche her, das Kind kratzt an den einschlägigen Stellen im Nacken und über den Ohren - aber... nichts zu sehen.
Gut, wir haben ja medizinische Bekanntschaften in der Familie, also greifen wir zu wissenschaftlichen Methoden: Aggressiv abwarten! Hilft immer.
Aber auch nach einer weiteren Woche... keine kleinen Krabbelviecher. Nur das Kind leidet, leidet. Ja, was kann das denn sonst noch sein? Allergische Reaktion auf ein Shampoo, vielleicht? Nebenher gibt es auch noch eine kleine Halsentzündung, also ab zum Arzt, aber der hat gerade so gar keine Zeit für andere Wehwehchen (offenbar aber ganz viele Patienten mit Halsaua...), daher lieber einen Extratermin in einer Woche für all die anderen Kränkeleien.
Es wird also ein besonders sanftes Shampoo gekauft, alle anderen Kinder bei Todesstrafe gewarnt, dieses Shampoo wegzuwaschen, und Kind Mittel darf nur noch unter intensiver Kontrolle und auf Anweisung von Muttern Haare waschen. Weil tägliches Waschen mit noch so sanftem Shampoo eben auch reizt und irritiert.
Nur Besserung ist nicht in Sicht. Der Termin beim Kinderarzt wird mit Sehnsucht erwartet, denn mein FeldWaldWiesenMutterWissen ist langsam am Ende. Auch eine -zigste Kopfuntersuchung ergibt nichts Auffälliges - die weißen Stippsken im Haar lassen sich viel zu leicht entfernen, um Nissen zu sein, und selbst die Untersuchung mit dem Digitalmikroskop (ja, sowas haben wir!) - ich mein, man wird ja älter, die Augen lassen nach - zeigen zwar kleine, blutige Stellen, die kann sie sich aber auch aufgekratzt haben.
Hach, warum zum Teufel können es keine Läuse sein, dann käme das schon bereitstehende Pedicoil auf den Dötz und a Ruh ist - aber auf eine eh schon strapazierte, allergische, vielleicht ekzemische Haut? Nenenene, da soll dann erst mal der Arzt gucken.
Der findet nur leider auch nichts. Hat aber immerhin sofort eine Lösung parat: seine Praxishilfe, Frau K. "Die findet alles - und wenn nicht, dann bitte erstmal Kopfhaut spülen mit schwarzem Tee." Ob der Kerl eine Teeplantage in Indien hat? Schwarzen Tee empfiehlt der bei fast allem, von Kotzeritis bis hin zu Halsentzündung - ach nee, da war es Salbeitee.
Frau K. kommt mit Pinzette, das Kind setzt sich in Positur, und die Praxishelferin beginnt, sich durch das dichte, lockige Haar meiner Mittleren zu pinzettieren. "Boah, warum hast du nur so viele Haare!" entfährt es ihr - aber wir wissen das auch nicht. Erbgut, wahrscheinlich.
Sie runzelt die Stirn, sie kneift die Augen zusammen - ich gleich ganz nah mit dabei - und dann hebt sie ein feines, dünnes Härchen (dass mein Kind SOWAS hat...) und zeigt mir den weißen Stippsken daran.
"HA! Schauen Sie!"
"Ja? Schuppen vom Kratzen?"
Nein, es ist eine Nisse. Obwohl diese sich ohne weitere Mühe vom Haar ziehen läßt, ist alles, so lerne ich jetzt, was beim Schütteln nicht gleich abfällt, eine Nisse. Na wunderbar, wieder was gelernt.
Sie kramt weiter, und dann der Jagdruf: "Da ist eine! - WO IST SIE HIN?" Offenbar hat sich das entdeckte Insekt gleich wieder in die Büsche geschlagen. Wir finden es jedenfalls nicht - anscheinend züchtet meine Mittlere eine neue Art: Rennläuse.
Zwischen Erleichterung und Empörung schwankend bedanken wir uns für die genaue Diagnose und zockeln ab.
Erleichterung, denn einen Lausbefall, da lach ich doch über! Einmal die ganze Mischpoke mit dem Läuseöl beträufeln, auskämmen, Bürsten mit heißem Wasser übergießen und ziehen lassen - und nach fünf bis sieben Tagen wiederholen. Fertig, Problem gelöst.
Empörung, denn verdammt noch eins: ich habe *mindestens* zweimal die Woche nach genau diesen Viechern gesucht, und die Fahrt ist jetzt genau einen Monat vorbei: dieser Kopf hätte WIMMELN müssen, WIMMELN von dicken, fetten Läusen. Noch jemand dabei, den's noch nicht juckt?
Aber auch Zuhause, beim Auskämmen des dicken, lockigen und mit Pedicoil getränkten Haarschopfes meiner Mittleren, finden sich gerade mal geschätzte zehn bis fünfzehn Läuse im Nissenkamm. Die meisten davon winzig, die ausgewachsenen maximal in Fruchtfliegengröße. Also nicht nur schnell, sondern auch sich langsam vermehrend und offenbar lieber an den Haarspitzen hängend als auf der Kopfhaut herumtanzend. Mistviecher, besch...
Immerhin, um halb Elf können die Mittlere und ihre bislang unerwähnte, aber auch Zipperlein (und Läuse) habende kleine Schwester in die Schule abdampfen. Mit von Mama läusefrei gekämmten, gewaschenen und geföhnten Haaren. Ich selbst darf mal wieder sehen, wie ich alleine klarkomme, aber um viertel nach Elf bin auch ich wieder allein. GANZ allein.
Fehlt also noch die Große (die wird sich freuen!). Und heute abend lauere ich mit dem Nissenkamm hinter der Tür auf meinen Mann...
Salat
Eine, die genau weiß, was die Stunde geschlagen hat, wenn Kind Mittel aus der Klassenfahrt zurückkehrt und über juckende Kopfhaut klagt.
Da setzt man sich halt die Brille auf, blättert in den Haaren herum und diagnostiziert dann - - äh. Nix. Keine kleinen Krabbelviecher. Nichts zu sehen, sowas aber auch. Dabei paßt es ja alles: die Klassenfahrt ist eine gute Woche her, das Kind kratzt an den einschlägigen Stellen im Nacken und über den Ohren - aber... nichts zu sehen.
Gut, wir haben ja medizinische Bekanntschaften in der Familie, also greifen wir zu wissenschaftlichen Methoden: Aggressiv abwarten! Hilft immer.
Aber auch nach einer weiteren Woche... keine kleinen Krabbelviecher. Nur das Kind leidet, leidet. Ja, was kann das denn sonst noch sein? Allergische Reaktion auf ein Shampoo, vielleicht? Nebenher gibt es auch noch eine kleine Halsentzündung, also ab zum Arzt, aber der hat gerade so gar keine Zeit für andere Wehwehchen (offenbar aber ganz viele Patienten mit Halsaua...), daher lieber einen Extratermin in einer Woche für all die anderen Kränkeleien.
Es wird also ein besonders sanftes Shampoo gekauft, alle anderen Kinder bei Todesstrafe gewarnt, dieses Shampoo wegzuwaschen, und Kind Mittel darf nur noch unter intensiver Kontrolle und auf Anweisung von Muttern Haare waschen. Weil tägliches Waschen mit noch so sanftem Shampoo eben auch reizt und irritiert.
Nur Besserung ist nicht in Sicht. Der Termin beim Kinderarzt wird mit Sehnsucht erwartet, denn mein FeldWaldWiesenMutterWissen ist langsam am Ende. Auch eine -zigste Kopfuntersuchung ergibt nichts Auffälliges - die weißen Stippsken im Haar lassen sich viel zu leicht entfernen, um Nissen zu sein, und selbst die Untersuchung mit dem Digitalmikroskop (ja, sowas haben wir!) - ich mein, man wird ja älter, die Augen lassen nach - zeigen zwar kleine, blutige Stellen, die kann sie sich aber auch aufgekratzt haben.
Hach, warum zum Teufel können es keine Läuse sein, dann käme das schon bereitstehende Pedicoil auf den Dötz und a Ruh ist - aber auf eine eh schon strapazierte, allergische, vielleicht ekzemische Haut? Nenenene, da soll dann erst mal der Arzt gucken.
Der findet nur leider auch nichts. Hat aber immerhin sofort eine Lösung parat: seine Praxishilfe, Frau K. "Die findet alles - und wenn nicht, dann bitte erstmal Kopfhaut spülen mit schwarzem Tee." Ob der Kerl eine Teeplantage in Indien hat? Schwarzen Tee empfiehlt der bei fast allem, von Kotzeritis bis hin zu Halsentzündung - ach nee, da war es Salbeitee.
Frau K. kommt mit Pinzette, das Kind setzt sich in Positur, und die Praxishelferin beginnt, sich durch das dichte, lockige Haar meiner Mittleren zu pinzettieren. "Boah, warum hast du nur so viele Haare!" entfährt es ihr - aber wir wissen das auch nicht. Erbgut, wahrscheinlich.
Sie runzelt die Stirn, sie kneift die Augen zusammen - ich gleich ganz nah mit dabei - und dann hebt sie ein feines, dünnes Härchen (dass mein Kind SOWAS hat...) und zeigt mir den weißen Stippsken daran.
"HA! Schauen Sie!"
"Ja? Schuppen vom Kratzen?"
Nein, es ist eine Nisse. Obwohl diese sich ohne weitere Mühe vom Haar ziehen läßt, ist alles, so lerne ich jetzt, was beim Schütteln nicht gleich abfällt, eine Nisse. Na wunderbar, wieder was gelernt.
Sie kramt weiter, und dann der Jagdruf: "Da ist eine! - WO IST SIE HIN?" Offenbar hat sich das entdeckte Insekt gleich wieder in die Büsche geschlagen. Wir finden es jedenfalls nicht - anscheinend züchtet meine Mittlere eine neue Art: Rennläuse.
Zwischen Erleichterung und Empörung schwankend bedanken wir uns für die genaue Diagnose und zockeln ab.
Erleichterung, denn einen Lausbefall, da lach ich doch über! Einmal die ganze Mischpoke mit dem Läuseöl beträufeln, auskämmen, Bürsten mit heißem Wasser übergießen und ziehen lassen - und nach fünf bis sieben Tagen wiederholen. Fertig, Problem gelöst.
Empörung, denn verdammt noch eins: ich habe *mindestens* zweimal die Woche nach genau diesen Viechern gesucht, und die Fahrt ist jetzt genau einen Monat vorbei: dieser Kopf hätte WIMMELN müssen, WIMMELN von dicken, fetten Läusen. Noch jemand dabei, den's noch nicht juckt?
Aber auch Zuhause, beim Auskämmen des dicken, lockigen und mit Pedicoil getränkten Haarschopfes meiner Mittleren, finden sich gerade mal geschätzte zehn bis fünfzehn Läuse im Nissenkamm. Die meisten davon winzig, die ausgewachsenen maximal in Fruchtfliegengröße. Also nicht nur schnell, sondern auch sich langsam vermehrend und offenbar lieber an den Haarspitzen hängend als auf der Kopfhaut herumtanzend. Mistviecher, besch...
Immerhin, um halb Elf können die Mittlere und ihre bislang unerwähnte, aber auch Zipperlein (und Läuse) habende kleine Schwester in die Schule abdampfen. Mit von Mama läusefrei gekämmten, gewaschenen und geföhnten Haaren. Ich selbst darf mal wieder sehen, wie ich alleine klarkomme, aber um viertel nach Elf bin auch ich wieder allein. GANZ allein.
Fehlt also noch die Große (die wird sich freuen!). Und heute abend lauere ich mit dem Nissenkamm hinter der Tür auf meinen Mann...
Salat