AW: Ausgeglichenes Essen mit 9,5 Monaten - bitte um Rat!!!
Hallo Daniela,
willkommen im Forum
Deine Süße hat in den ersten 6 Monaten sehr schön das Gewicht verdoppelt und auch gut ihre 140 g die Woche zugenommen.
Die darauf folgenden 4 Monate hat sie allerdings deutlich unter der gewünschten Gewichtsentwicklung gelegen. Bei Babys, welche im ersten Halbjahr keine Superreserven anlegen (hohe Gewichtszunahmen) ist im 2. Halbjahr eine wöchentliche Gewichtszunahme von 100 g das Ziel.
Aus diesem Grunde sollte kaloriengerechte Beikost mit spätestens 6 Monaten zur Mumi gegeben werden. Muttermilch alleine - und so können wir es am Gewicht auch ablesen - ist bei vielen Säuglingen im 2. Lebenshalbjahr einfach nicht mehr ausreichend.
Dein Wunsch nach gesunder ausgewogener Beikost ist sehr gut - aber ohne Breikost kaum zu realisieren. Ich sehe bei euch einen verflixten Kreislauf.
Dein Kind hat es nicht gelernt in den letzten 4 Monaten eine komplette kaloriengerechte MZ (ca. 200 - 220 g mit 160 kcal) zu löffeln. Die Mumi nach dem Brei war zwar eine Alternative - aber eben nicht entsprechend Gewichtbringend.
Leichtgewichte neigen dann dazu sich besonders gerne zu bewegen (weil sie leicht sind) und es entsteht gerne der Eindruck dass sie alles wieder abzappeln. Ich bin allerdings der Meinung dass es einfach an ausgewogener Grundversorgung durch Beikost fehlt - und deshalb das Gewicht nicht kontinuierlich steigt.
Dinkelstangen und Apfelstückchen sind zwar leckere Kost für neugierige Kinder - aber nicht ausgewogen. Als Zusatz bei kompletten Speiseplan prima - ansonsten ehre Ablenker, quasi Süßigkeiten fürs Kind.
Mein Rat wäre, das Mittagessen mit liebevoller, aber konsequenter Geduld zu füttern und
keine Alternativen zu bieten. Auch keine Brust danach. Sonst entsteht der Lerneffekt Bequemlichkeit vor wichtigem Essen. Es sollten zwei milchfreie MZen hintereinander plaziert werden. Nach dem Mittagessen der Obst-Getreide-Brei. Zum Abend ein Milchbrei (am besten die kaloriengerechten Instantbreie also Fertigbreie). Du kannst selbst kochen und selbst rühren, achte aber auf die entsprechenden Fettzugaben.
Kartoffelstückchen aus der Hand - wohlgemerkt Leckerei für schleckige Kinder sind keine adäquate MZ.
Stillen ist natürlich weiterhin o.k. - morgens und abens völlig nach Bedarf - tagsüber würde ich mehr Wert auf Löffelkost legen. Denn mit der weiterführung des Planes wie bisher wird dein Kind immer weiter aus der Gewichtskurve fallen.
Leider gibt es derzeit viele langzeitgestillte Leichtgewichte. Ich meine es liegt schlicht am zu späten einführen der bedarfsgerechten Beikost (wie die WHO das fordert). Wenn erstmal viele Monate ins Land gezogen sind ist es schwierig das Ruder rumzureißen. Regelmäßige Untersuchungen beim Kinderarzt sind empfehlenswert. Bei langsamer Gewichtszunahme verlangsamt sich meist auch das Längenwachstum. Solange ein Kind motorisch fit ist und munter ist es ein gutes Zeichen.
Ich weiß nicht ob du das jetzt Lesen wolltest .... aber bevor die Grundlagen eines Ernährungskonzeptes nicht klar sind ist es schwer Tipps zu geben. Ich halte nix von den lapidaren "machruhigsoweiter" und "daswirdschon" Phrasen. Fingerfood ist keine angemessene Kost (bei niedriger Gewichtsentwicklung) - und ein Kind ändert nur sein Verhalten wenn es spürt dass die Eltern ein Ziel liebevoll konsequent mit Überzeugung verfolgen.
So wie die Verdoppelung des Geburtsgewichtes mit spätestens dem 6. Monat erreicht sein sollte, so ist das Ziel Verdreifachung bis zum 1. Geburtstag. Das sind harte Parameter und ich kann mir für euer Kind nur wünschen, dass du ein bisschen Zug hinter die Essensangelegenheiten bringst. Denn Gesund wolltest du es gern. Und Muttermilch alleine - machts eben nicht aus.
Und wenn dein Kind von Löffelkost schwer zu überzeugen ist, dann löffele bitte selbst auch die Breie und zeige ihr dass es dazu gehört. Bedenke immer - Familienkost war noch vor 60 Jahren
Haferbrei, Hafergrütze, Kartoffelgemüse (also praktisch alles gemust) völlig normal. Und in den Schwellenländern und armen Ländern leben heute noch die Familien von Breien. Hirsebrei, Maisbrei, Reisbrei. Breie sind wichtig und kein Luxus. Und Getreide mit Milch ist eine wertvolle Mahlzeit.
Ran an die Breischüssel mit euch :wink:
In diesem Sinne guten Hunger
Ute